Oberhausen. . Erst vor kurzem musste Oberhausen klare Kürzungen im Tages-Busnetz hinnehmen. Doch 2013 soll bei der Stoag noch weiter gespart werden. Am stärksten trifft es den Osten der Stadt.
Gerade erst mussten die Oberhausener spürbare Kürzungen im Tages-Busnetz der Stoag hinnehmen. Was geschieht, wenn dann im eng gestrickten Einsatzplan Fahrzeuge ausfallen, beobachten Eltern derzeit im Schulbusverkehr.
Dennoch wird 2013 politisch weiter an dem Sparstrumpf für die Stoag gestrickt: Wie bereits im Mai angekündigt, streicht die Stadt schon im nächsten Jahr ihren Zuschuss um 3,5 Millionen Euro. Allein 1,2 Millionen wird die Stoag im Verkehrsangebot einsparen.
Die Sparmaßnahmen treffen diesmal ganz besonders die Gebiete am Stadtrand wie etwa Borbeck, Dellwig und in Osterfeld. Denn in diesen Quartieren werden die meisten Linien entweder von einem halbstündigen auf einen Stundentakt erhöht oder gar erheblich bis zum Wegfall gekürzt (Details unten).
Umfassende Streich-Liste
Der Sparkurs ist nicht ohne Risiko für das Unternehmen und den Nahverkehr in der Stadt: Allein durch die neuen Maßnahmen rechnet die Stoag intern bereits mit Einnahmeverlusten von mindestens 200.000 Euro. Im Mai befürchtete Vorstand Werner Overkamp gegenüber der WAZ, dass die Verluste angesichts eines weniger attraktiven Angebots sogar doppelt so hoch ausfallen könnten.
Leser zu Gast bei der Stoag
Es gibt nun kaum mehr etwas, was unangetastet bleibt: Auch im Nachtnetz sind jetzt vier Busse, drei Haltestellen und eine ganze Linie auf der Streich-Liste. Dabei hatten SPD und Grüne im vergangenen Jahr noch verlangt, den Nachtverkehr zu erhalten. Die Stoag kam dem politischen Wunsch nach.
Nach den neuesten Sparplänen soll das Tagesnetz nochmals ausgedünnt werden: Bis acht Uhr am Samstag- und Sonntagmorgen fahren künftig nur Nachtbusse.
Klunk: Netz immer noch attraktiv
Nicht nur in diesem Punkt gab es politischen Gegenwind von CDU und Linken in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen. Die CDU-Bezirksfraktionsvorsitzende Gundula Hausmann mahnte an, dass am Samstagmorgen noch Schüler und Berufstätige unterwegs seien.
Zudem kritisierte sie den Stundentakt in „Gebieten, in denen außer diesen Bussen kein anderer fährt“. Massiv greift auch die Linke die Einsparungen an: „Das Verkehrsnetz ist bereits unzureichend. Gerade zu Stoßzeiten versagt unser Netz“, meint Ratsherr Rainer Schucker.
Peter Klunk musste den Sparplan als Stoag-Vorstand vor der Bezirksvertretung verantworten: „Wir waren bemüht, das Hauptverkehrsnetz beizubehalten.“ Daher habe man in Randbereichen gekürzt und sich mit dem Fahrgastverband Pro Bahn beraten. Zwar hält Klunk den Nahverkehr in Oberhausen immer noch für „sehr attraktiv“, letztlich konnte er der heftigen Kritik aber nur entgegensetzen: „Irgendwo mussten wir gucken, wo wir den Sparauftrag erfüllen.“
Den Osten trifft es am stärksten
Bei einer Auslastung von gerade einmal 700 bis 2300 Fahrgästen pro Tag auf manchen Linien, glaubt die Stoag vertretbar sparen zu können. Dennoch: Gerade den Osten der Stadt trifft es am stärksten. Einige ausgewählte Beispiele.
Die Verlierer:Borbeck, Dellwig, Osterfeld
Die Linie 185, die bequem von Borbeck über Dellwig bis zur Neuen Mitte und zum Hauptbahnhof führt, fährt diese Strecke künftig nicht mehr. Für die Dellwiger bleibt dann nur die S-Bahn, um in die Stadtmitte zu kommen, die Borbecker müssen dafür auf die Linie 143 wechseln. Ebenso entfällt die Linie 958, die bislang die Osterfelder Mitte mit dem Theater und Hauptbahnhof verband.
Die Bewohner des Louise-Schröder-Heims in Osterfeld werden künftig länger auf den Bus warten oder zu anderen Haltestellen laufen müssen: Die direkte Verbindung – die Linie 953 – fährt das Altenheim im nächsten Jahr nur noch im Stundentakt an. Zurzeit kommt der Bus halbstündig. Alternativ heißt es für ältere Menschen bis zur Haltestelle Jakob-Plum-Straße zu laufen.
Auf einen Stundentakt wird auch die Linie 961 gesetzt, die Klosterhardt, Tackenberg, Osterfelder Heide und Osterfeld Mitte verbindet. Die Linie 957 führt künftig ab Arminstraße über Osterfeld Bahnhof Süd, Olga Park, Zweigstraße nach Sterkrade-Mitte. Zwischen 21 und 23 Uhr wird sie auf einen Stundentakt gesetzt.
Alstadener Schüler müssen umsteigen
Schüler, die aus Alstaden zur Mülheimer Willy-Brandt-Schule wollen, müssen sich auf längere Fahrzeiten einstellen: Die Linie 129 wird gestrichen, morgens fahren zwei Ersatzbusse, auf dem Rückweg am Nachmittag aber müssen sie umsteigen. Mehr als zehn Linien ändern ab 2013 außerdem ihre Strecken. Klunk klagt: „Der Zwang, das Netz alle zwei Jahre umstrukturieren zu müssen, führt gerade bei älteren Menschen zu Irritationen.“