Oberhausen. . Busse fahren in Zukunft immer pünktlich, die kräftigen Einsparungen im Liniennetz führen zu einem besseren Angebot des ÖPNV – für das städtische Nahverkehrsunternehmen Stoag beginnt im Juni der Countdown zur Quadratur des Kreises.
Die Busse fahren in Zukunft immer pünktlich, die kräftigen Einsparungen im Liniennetz führen zu einem besseren Angebot des öffentlichen Nahverkehrs – für das städtische Nahverkehrsunternehmen Stoag beginnt im Juni der Countdown zur Quadratur des Kreises, möchten zumindest die Stoag-Verantwortlichen allen glauben machen. Mal sehen, wie es am Ende in der Praxis wirklich läuft.
Schon ab dem 12. Juni muss die Stoag erstens den politischen Auftrag erfüllen, über 800.000 Euro an Einsparungen zur Haushaltskonsolidierung beizutragen und dennoch den Oberhausenern ein attraktives Bussystem zu bieten. Zweitens gibt die Stoag am 12. Juni auch noch den Startschuss für mehr Pünktlichkeit: Hat ein Bus mehr als zehn Minuten Verspätung, sollen sogar Abonnenten das Fahrgeld in Höhe eines Einzeltickets (2,30 Euro) zurückbekommen, wenn sie sich bei der Stoag beschweren.
Unkompliziert will die Stoag die Beschwerden und Rückzahlungen abwickeln – im Abo-Fall über das Internet, bei Einzelfahrten über die Servicestelle vor Ort. Das soll Kunden zufrieden stimmen. Mit hohen Verlusten aufgrund eventuell zahlreicher Beanstandungen rechnet Vorstand Werner Overkamp nicht: „Wir sind eigentlich selten unpünktlich“, sagt er ein wenig augenzwinkernd. In Krefeld habe man das Pünktlichkeitsversprechen bereits eingeführt, mit guter Resonanz.
Viel umgestrickt
Die Stoag sieht dabei die Chance, mit diesem Bonbon das neue ausgedünnte Netz versüßen zu können. Das Unternehmen bewirbt die Änderungen bald mit viel Informationsaufwand und einer Plakat-Kampagne: So sei der „coole“ Sommerausflug zum Kanal auch künftig mit der Linie 957 möglich, verspricht ein jugendliches Pärchen, ebenso wie es mit der 961 nach wie vor zur Kultur geht – sagt ein älteres Paar vor der Kulisse der Antony-Hütte.
Doch die Stoag musste am Netz nicht wenig umstricken: An 400 Stellen der etwa 700 Haltepunkte in der Stadt werden derzeit die Köpfe ausgetauscht, denn die vertrauten Linien wechseln und erweitern zum Teil ihre Wege und Halteorte. So wird die Linie SB 96 durch die SB 90 ersetzt, die 976 ersetzt die 952. Die 954 und 958 fahren dagegen die Haltestellen der 987 an.
Nur wenige profitieren
Dazu hat man die Taktzeiten herunter geschraubt, der 10-Minuten-Takt bleibt nur bei der SB91 und der Straßenbahnlinie 112 originär erhalten. Trotzdem kommt auch noch auf den Strecken alle zehn Minuten ein Bus, die von vielen Linien abgefahren werden (etwa Hauptbahnhof – Sterkrader Bahnhof); der Fahrplan der verschiedenen Linien wurde entsprechend kombiniert.
Man wird aber künftig öfter umsteigen müssen, räumt die Stoag ein, allerdings würden „in Einzelfällen“, manche Fahrgäste von der Umgestaltung sogar profitieren, heißt es in der Kundenzeitschrift. Auch das alte Nachtnetz hat Einschnitte erfahren. Auf einigen Linien entfallen die Fahrten nach 1.30 Uhr.
Bis zum 12. Juni müssen 3.500 Fahrpläne an den Haltestellen ausgetauscht werden - dies erfolgt jetzt bereits schrittweise (siehe Artikel rechts). Um festzustellen, wie weit man von den Änderungen betroffen ist, sollte man nun also Strecken genau studieren. 30.000 Stadtfahr-, 69.000 Pocketpläne liegen demnächst für das Studium aus, 5.000 Traubenzucker verteilt die Stoag außerdem. Nervennahrung gegen möglichen Ärger.
Die Bus-Schule
Verwirrung
Die Umstellung der Stoag-Fahrpläne zum 12. Juni sorgt schon jetzt für Verwirrung bei manchen Kunden. So wollte ein 70-jähriger Rentner wie gewohnt von einer Haltestelle an der Ruprechtstraße mit der Linie 958 zur Stadtmitte fahren. „Aber auf dem Fahrplan an der Haltestelle stand der 958er gar nicht mehr darauf“, wunderte sich der Mann.
Er fragte den Fahrer eines anderen Busses. Der wusste auch von nichts, verwies den Fahrgast an die Stoag. „Ich habe mich dann an der Haltestelle auf die Bank gesetzt und gewartet“, sagt der Rentner. Nach 40 Minuten sei sein Bus, der 958er, dann doch noch gekommen. „Obwohl er doch gar nicht mehr auf dem Fahrplan stand“, staunte der Mann.
Sabine Müller, Sprecherin der Stoag, hat eine Erklärung für das wundersame Verschwinden der Linie 958 vom Fahrplan. „Wir müssen 3.500 Fahrpläne austauschen“, sagt sie mit Blick auf den Stichtag, eben den 12. Juni. Eine so große Tauschaktion sei nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu verwirklichen. Deshalb hätte die Stoag bereits jetzt damit begonnen, die Fahrpläne auszuwechseln. Auf diesen sei allerdings vermerkt, dass sie erst ab 12. Juni gelten würden. Doch manche Kunden übersähen dies. Müller räumt ein: „Für die Kunden ist es unschön, wenn sie so lange warten müssen und das in der Ungewissheit, kommt mein Bus oder nicht.“ Im Prinzip hätte die Stoag dieses Problem jedes Jahr vor dem Fahrplanwechsel. In diesem Jahr gebe es allerdings besonders viele Änderungen.