Oberhausen/Dinslaken. . Das Friedensdorf hat mit schwindenden spenden zu kämpfen. Im Vergleich zu 2011 sind einzelne Zuwendungen um über 400.000 Euro gesunken. Leiter der Hilfsorganisation sagt zu: Keine Abstriche in der inhaltlichen Arbeit.

Der im Frühjahr eingeräumte Rückgang von Spendengeldern im Friedensdorf hält an und bereitet dem Leiter der Kinderhilfsorganisation, Thomas Jacobs, erhebliche Sorgen. Daraus folgen die Notwendigkeit zu Einsparungen und die Suche nach neuen Spendergruppen. Jacobs nennt Zahlen: „Im Juli 2011 hatten wir bei den Einzelspendern Einnahmen von rund 1,27 Millionen Euro. Das war schon ein schlechtes Ergebnis. Bis Juli 2012 sind es nur noch etwa 853.500 Euro.“

Den Beträgen entsprechend sank auch die Zahl der Einzahlungen von 2020 Euro bis Juni 2011 auf nur noch 1854 Euro bis Juni 2012. Diese Zahlen betreffen die Einzelspender, also diejenigen, die nicht als Förderer (für die Auslandsprojekte) oder als Dauerspender regelmäßig ihren Obolus überweisen. Jacobs: „Einzelspenden sind aber ein wesentlicher Posten in unserer Kalkulation.“

Fünf Mio Euro im Jahr notwendig

Eine Kalkulation, die pro Jahr immerhin rund fünf Millionen Euro aus Eigenmitteln vorsieht, um die Arbeit zu finanzieren. Seit mehr als 40 Jahren ermöglicht das Friedensdorf verletzten und kranken Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten eine lebensnotwendige medizinische Behandlung in Deutschland und unterstützt mit Projekten in den Heimatländern die Hilfe zur Selbsthilfe.

Bislang, so Jacobs, hätten unerwartet viele Nachlässe das Minus reduziert: „Damit können wir aber nicht rechnen.“ Auch einige Großsponsoren halten die Einrichtung auf Kurs. Die Aktion „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks finanziert die Charterflüge für die kleinen Patienten, bundesweit sind die Lions fürs „Dorf“ aktiv, ein dritter Großsponsor möchte nicht genannt werden, sagt Jacobs.

Zum Glück sei das Geld, das Förderer beisteuern, mit 26.971 Euro im Juli 2012 gegenüber 26.113 Euro 2011 recht stabil. Das gelte auch für die Dauerspender mit Einnahmen von rund 309.000 Euro in diesem Jahr (314.000 Euro in 2011).

TV-Beitrag macht den Unterschied

Rückläufig seien die Spenden aus Japan, vor allem im vergangenen Jahr nach dem verheerenden Erdbeben. Zudem sei schon lange im japanischen Fernsehen kein Bericht übers Friedensdorf gelaufen: „Das spüren wir sofort.“

Erste Konsequenzen habe man aus dieser Entwicklung bereits gezogen. Jacobs: „Wir haben zum Beispiel unseren Fuhrpark verkleinert.“ Pressesprecherin Heike Bruckmann ergänzt: „Wir nutzen die neuen Medien stärker, sind bei Facebook und Youtube, um jüngere Menschen zu erreichen. Doch das zeigt nicht von heute auf morgen Wirkung.“

Die Gründe für den Spendenrückgang liegen für Thomas Jacobs in einer allgemeinen Verunsicherung: „Banken-, Immobilien-, Währungskrise. Das verunsichert die Menschen natürlich.“ Heike Bruckmann sieht einen weiteren Grund darin, dass Medien immer öfter von Not im eigenen Lande berichten und Spenden beispielsweise an die Tafeln fließen. Insgesamt, so Jacobs, sei das Gesamtspendenaufkommen in Deutschland ziemlich stabil: „Nur profitieren wir nicht davon.“ Auch deshalb, „weil wir unsere Kinder nicht in die Öffentlichkeit zerren und vielmehr ihre Intimsphäre schützen“, hebt Jacobs hervor, „das werden wir auch nicht ändern.“

Leichte Zunahme bei den Online-Spenden

Vorsichtig optimistisch zeigt er sich hinsichtlich der Online-Spenden: „Hier verzeichnen wir eine leichte Zunahme von knapp 18.000 Euro bis Juli 2011 auf etwa 19.000 Euro bis Juli 2012.“

Weiteres Sparpotenzial sieht Jacobs nicht mehr: „Einsparungen dürfen uns nicht substanziell gefährden. Unsere Mitarbeiter haben in den letzten Jahren auf Teile der tariflichen Sonderzahlungen verzichtet. Weitere Abstriche in diesem Jahr sind wahrscheinlich.“

Bislang, so Jacobs, habe es keine Abstriche an der inhaltlichen Arbeit gegeben. Die Zahl der Kinder aus Krisenländern wie Angola und Kriegsländern wie Afghanistan, die medizinisch in Deutschland betreut werden, ist stabil. Auch die Projektarbeit in den Heimatländern der Kinder geht weiter.

„Ein Trend für die Zukunft werden wohl weitere Kooperationen sein“, sagt Jacobs. Für Rumänien gibt es eine solche mit der Solinger Rumänien-Hilfe, für Gambia ist es ein Hattinger Verein und für Kambodscha die Thüringisch-Kambodschanische Freundschaftsgesellschaft.

Thomas Jacobs Fazit: „Wir sind Überlebenskünstler.“ Das Friedensdorf sei finanziell nie auf Rosen gebettet gewesen: „Dadurch bleiben wir aber auch sensibel, wie wir mit möglichst wenig Geld unsere Aufgaben erfüllen können.“