Jubel über Rückflug in die Heimat im Friedensdorf

Oberhausen. .

Das Warten hat ein Ende: Jetzt brachen über 50 afghanische Kinder in ihre Heimat auf, die sie viele Wochen und Monate entbehren mussten.

Die blauen Friedensdorf-Reisetaschen waren bereits gepackt, als im Speisesaal feierlich die Liste derjenigen Kinder verlesen wurde, die nach Hause zurückkehren dürfen. Die ehemaligen kleinen Patienten jubelten und klatschten, einige andere, deren Namen nicht fielen, verdrückten ein paar Tränchen. Sie warten sehnsüchtig auf den nächsten Flug, der sie wieder mit ihren Familien vereinen wird.

Das Ende von Freundschaften

Der Abschied vom Friedensdorf bedeutet in vielen Fällen auch das Ende von Freundschaften, die sich während des Aufenthaltes in Deutschland gebildet hatten. „Die gemeinsamen Erfahrungen im fremden Deutschland schweißen zusammen, weit über Ländergrenzen hinweg“, sagen die Friedensdorf-Mitarbeiter. „Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen ist wirklich möglich, die Kinder haben es selbst erlebt - und genossen.“ Das habe auch die bewegende Abschiedsfeier am vergangenen Donnerstag bewiesen.

Die afghanischen Mädchen und Jungen sind nicht die ersten, die im Rahmen des Kombinationseinsatzes nach Hause fliegen - und sie werden auch nicht die letzten sein. Am 14. August waren bereits drei armenische Kinder in Begleitung eines Mitarbeiters der dortigen Partnerorganisation in ihr Heimatland zurückgereist. Vom 23. bis zum 27. August werden weitere Kinder aus Armenien, Georgien, Usbekistan und Tadschikistan es ihnen gleichtun.

Situation in Kabul unsicher

Trotz der zahlreichen Abreisedaten wird das Friedensdorf in diesen Tagen nicht leer stehen. Am 17. August kamen die ersten elf Kinder aus Armenien und Georgien in Deutschland an, danach reisten neue Schützlinge aus Usbekistan und Tadschikistan an.

Die größten Gruppen mit voraussichtlich jeweils über 30 Kindern werden in dieser Woche aus Afghanistan eintreffen - mit der Rücktour des Friedensdorf-Einsatzteams.

Die Friedensdorf-Mitarbeiter in Kabul beschreiben die aktuelle Situation in der afghanischen Hauptstadt als unsicher und berichten von einem zunehmenden Misstrauen auch innerhalb der afghanischen Bevölkerung. Anschläge in und um Kabul sind zum traurigen Alltag geworden. Länger werdende Schlangen an den Visa-Stellen zeugen von der gedrückten Stimmung, die die Menschen, besonders gut ausgebildete junge Leute, ins Ausland treibt - obwohl diese ja in ihrer Heimat dringend gebraucht werden.

Zusammenarbeit mit Organisationen vor Ort

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Friedensdorf

Bei den Terminen, die Friedensdorf International gemeinsam mit seiner afghanischen Partnerorganisation durchführt, um Kinder für Behandlungen in Deutschland auszuwählen, wurden im Vergleich zu den Vorjahren mehr Patienten mit direkten Kriegsverletzungen wie Schusswunden oder Minenverletzungen vorgestellt. Als positiv bewerten die Friedensdörfler die Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation „Afghanischer Roter Halbmond“ sowie der deutschen Visa-Stelle in Kabul - diese sei weiterhin sehr gut.

In der Regel werden die Hilfseinsätze des Friedensdorfes über Charterflüge abgewickelt, was besonders für den Kombinationseinsatz in Afghanistan, Zentralasien (Tadschikistan, Usbekistan) und dem Kaukasus (Armenien, Georgien) große Vorteile bietet. Anders als die Linienflüge hat die Chartermaschine die Möglichkeit, alle Einsatzländer nacheinander anzufliegen und die Kinder so zu einem gemeinsamen Termin nach Deutschland bzw. von dort in ihre Heimat zu bringen.

Chartervertrag geplatzt

Da bei dem aktuellen 63. Afghanistan-Kombi-Einsatz der Chartervertrag mit der tadschikischen Airline East Air kurzfristig geplatzt war, musste auf die zwar unbequemere, aber einzig finanzierbare Alternative mehrerer Linienflüge ausgewichen werden. Für die Mitarbeiter des Friedensdorfes und seiner Partnerorganisationen bringt dies einen erhöhten Organisationsaufwand, für die heimkehrenden und neu ankommenden Kinder mehr Unruhe mit sich. Mitarbeiter und die vielen ehrenamtlichen Helfer werden in den kommenden Tagen also besonders gefragt sein.