Eine monatelange Hängepartie ging im September 1959 zu Ende: „Dem Neubau des Kaufhofes an der Ecke Markt- und Paul-Reusch-Straße steht nun nichts mehr im Wege. Alle Grundstücksfragen sind restlos geklärt“, war am 17. September 1959 in der Zeitung zu lesen – der Beginn eines neuen Kapitels in der Oberhausener Kaufhof-Geschichte, die 1928 mit der Eröffnung des Warenhauses Tietz im heutigen Bert-Brecht-Haus begonnen hatte.
„Die Verhandlungen zwischen dem Kaufhof und den Grundstückseigentümern haben sich auf einen sehr langen Zeitraum erstreckt. Zuweilen schien es, als ob man nicht weiterkäme, heute aber hat der Kaufhof eine Grundstücksfläche erworben, die größer ist, als man wohl selbst beim Kaufhof zu Beginn der Verhandlungen erwartet hatte“, ist im gleichen Zeitungsartikel von September 1959 zu lesen.
Bau auf anderem Gelände geplant
Ursprünglich hatte der Kaufhof gar nicht an dieser Stelle bauen wollen, sondern auf dem gegenüberliegenden Gelände zwischen Markt-/Paul-Reusch- und Goebenstraße: „Das wurde dann plötzlich unmöglich, als das Eckgrundstück Goeben- und Marktstraße („Nordsee“) von einer Firma erworben wurde, die nicht daran dachte, es dem Kaufhof zu überlassen“, heißt es in dem Artikel. Deshalb orientierte man sich in die andere Richtung: „Da, wo der Kaufhof jetzt steht, waren davor das Textilhaus Kaiser & Ganz, die alte Volksbank, Feinkost Farfsing, die Konditorei Feuge, ein überdachter Gemüsestand und an der Ecke Helmholtzstraße auch eine Kneipe“, erzählt Gerd Lepges vom Einzelhandelsverband.
Bemerkenswert sei vor allem, dass es dem Kaufhof gelungen sei, den erst wenige Jahre zuvor errichteten Rüter-Neubau an der Marktstraße zu kaufen – der dann wieder abgerissen wurde. Die Mieter – Messer- und Haushaltswaren Hammesfahr, ein Uhren- und Schmuckgeschäft sowie Schokoladen Saure – seien an die Elsässer Straße gezogen.
Zähe Verhandlungen mit mehreren Grundstückseignern
Nach den zähen Verhandlungen mit mehreren Grundstückseignern sollte es dann schnell gehen: „Alle Planungen des Kaufhofes zielen darauf ab, den Neubau im Herbst nächsten Jahres fix und fertig zu haben, damit er sich zum Weihnachtsgeschäft schon gut eingeführt hat“, hieß es in dem Zeitungsartikel. Und: „Niemand wäre nach den bisherigen Erfahrungen überrascht, wenn sich der neue Kaufhof auch noch bis zur Ecke Helmholtzstraße hin ausdehnen würde.“
Am 18. Oktober 1961 konnte der 6400 Quadratmeter große Neubau an der Marktstraße bezogen werden. Durch den Anbau des Parkhauses kamen 1965 noch einmal rund 700 Quadratmeter hinzu. Das Sortiment entsprach dem damaligen Motto „Kaufhof bietet tausendfach – alles unter einem Dach“. Über die Eröffnungszeit war Jahre später in einer örtlichen Zeitung zu lesen: „In den Verkaufsräumen herrschte nach einem Massenansturm von Kunden fast den ganzen Tag über ein beängstigendes Gedränge.“ In den Folgejahren sei „die Beliebtheit, im Kaufhof einzukaufen“ weiter gewachsen.
Vor einem Jahr wurde das Aus verkündet
Noch bis 1980 behielt der City-Kaufhof sein Anfang der 60er Jahre geprägtes Sortiment bei. Dann allerdings beschloss die Unternehmensleitung, die Infrastruktur des Hauses den mittlerweile anderen Kundenbedürfnissen anzupassen und nicht mehr alles anzubieten. Weitere sechs Jahre später investierte der Kaufhof erneut in das Haus an der Marktstraße. In der Zeitung war damals zu lesen, der Kaufhof sehe „wie eh und je die vornehmste Aufgabe darin, als Mittler zwischen Hersteller und Verbraucher tätig zu sein und den Dienst am Kunden besonders zu pflegen.“
Doch die Beliebtheit des Innenstadt-Kaufhofs ging mit den Jahren zurück. Im Juni vergangenen Jahres verkündete die Galeria Kaufhof GmbH, die seit Eröffnung des Centro auf mehr als 17.000 Quadratmetern mit ihrem Galeria-Konzept in der Neuen Mitte vertreten ist, deshalb das Aus für das Traditionshaus in der Innenstadt: „Wir bedauern dies für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr, aber die Marktbedingungen und das Umfeld haben sich an diesem Standort in den vergangenen Jahren deutlich verändert“, verkündete Lovro Mandac, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Wir sehen langfristig keine Perspektive, diese Filiale profitabel zu betreiben.“
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