Oberhausen. .

Das Ende ist vorhersehbar - und unübersehbar. Bereits seit mehreren Monaten hängen dicke Plakate in den Schaufenstern der Kaufhof-Filiale an der Marktstraße. „Wir schließen - Ausverkauf!“ Das Echo und das Bedauern über das Aus des traditionsreichen Warenhauses war bereits im vergangenen Jahr groß.

Doch wie ist nun die Stimmung bei der Kundschaft, rund eine gute Woche vor der endgültigen Schließung am 16. Juni?

Erinnerungen an das erste Topfset

„Ich habe im Kaufhof mein erstes großes Topfset gekauft!“, sagt Sabine Kross. 20 Jahre sei das bestimmt schon her. Die Mutter steht mit ihrem Sohn am Eingang des Kaufhauses und blickt mit einer Portion Wehmut den letzten Tagen des großen Kaufhauses entgegen. Auch wenn sie das große Jammern kritisch sieht: „Viele, die jetzt am lautesten über den Weggang klagen, gehören meistens nicht unbedingt zur Stammkundschaft. Ich schließe mich da gar nicht aus.“ Das Thema bewegt die Stadt.

Im Gebäude selbst wird eifrig geräumt und eingepackt: Bereits im Erdgeschoss gibt es immer wieder Freiflächen. Wo sich früher Miederwäsche aneinander reihte, stehen nun dicke Container mit heruntergesetzten Büchern. Eine Frau stöbert durch die Flut an Makulatur-Romanen. Sie hat schon einen Stapel unter ihren Arm geklemmt und wirkt abgelenkt. Sie flüstert ihrem Freund deshalb nur knapp von der Seite zu: „Ich brauche wohl noch ‘ne Kleinigkeit!“

Überall stehen Prozentschilder: 10 Prozent auf die eh schon reduzierten Preise, die Sätze gehen hoch bis 80 Prozent. Wer sich im Elektrobereich einen Schnapper sichern möchte, kommt schon zu spät. Unterhaltungsartikel wie CDs, DVDs und Blu-rays sind bereits komplett verschwunden. Einige Schnäppchenjäger kramen noch in einsamen Behältern in denen nur noch Antennenkabel und Handyhüllen zu erobern sind.

Oben wird schon geschraubt

Immerhin: diese sind satt rabattiert. In der obersten Etage wird schon geschraubt. Hinten links in der Spielzeugabteilung fehlt bereits ein Teil der Wandverkleidung. Baustellencharme, während vorne auf den Tischen sich noch die Gesellschaftsspiele stapeln. Auf den Schildern steht: nur noch 9 Euro.

Einige Kunden wirken melancholisch, ob der teils geisterhaften Kulisse der einst so belebten Etage. Es kommen Erinnerungen hoch. An die erste Legobox, das Puzzle zum Weihnachtsfest und an die kleinen Fernseher in den Kaufhaus-Regalen, auf denen lustige Plüsch-Würmer angepriesen wurden, die an einem Bindfaden quasi unsichtbar bewegt werden konnten.

Die Kinderabteilung ist längst geschrumpft, auch im früheren Sportbereich wird nun ein buntes Allerlei angeboten: Ein älterer Mann begutachtet eine größere Weihnachtsmann-Figur für drei Euro. Nebenan steht eine Armee von Osterhasen, wiederum daneben liegen kleinere und größere Diskokugeln.

Am Ausgang verlässt eine Frau den Laden: „Irgendwie hat man schon ein schlechtes Gewissen.“ Sie meint die Schnäppchen-Jagd zum Kaufhof-Ende.

Zukunft der Immobilie bald gesichert?

Während die Mitarbeiter des Kaufhofs sich von ihrer Arbeitsstätte verabschieden müssen, könnte sich die Zukunft des Gebäudes schon Ende nächster Woche entschieden haben. Zurzeit sitzen die irischen Eigentümer mit interessierten (Nach-)Mietern sowie Architekten am runden Tisch, um über ein neues Konzept für die bald leerstehende Immobilie zu beraten.

Nach Informationen des Citymanagers Franz Muckel gibt es noch keinen endgültigen Favoriten, wohl aber „genügend Interessenten“ für verschiedene Neuanfänge. Denkbar wäre eine gemeinsame Einkaufspassage mit Galerie-Charakter, die aus vielen Einzelhändlern besteht und von einem gemeinsamen Management betreut wird – etwa im Stil eines Centro. Ein weiteres Konzept beinhaltet eine Art Passage mit Einzelhändlern, allerdings ohne ein gemeinsames Management.

Welche Idee umgesetzt wird, ist in erster Linie wohl eine Frage der Investitionsmöglichkeiten durch die Eigentümer. Nur wenige Jahre nach dem Erwerb der Immobilie müssen sie erneut Geld ins Gebäude stecken, um den Wert zu erhalten. Langer Leerstand wäre dagegen schädlich – auch für die Marktstraße. Bis zum 15. Juni will man deshalb eine Entscheidung getroffen haben, heißt es.