Oberhausen.

„Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrhaftigkeit ist, oder ob es nur so scheint“, äußerte Heinrich von Kleist im Jahr 1801. In seiner Version des Lustspiels „Amphitryon“ bekommt dieser Zweifel Gestalt.

Sarantos Zervoulakos, der junge aus Griechenland stammende Regisseur, der bereits mit „Iphigenie auf Tauris“ beeindruckte, hat sich an die Geschichte, die wiederum aus der antiken Mythologie stammt, herangetraut. „Es ist ihm erneut gelungen, daraus Lebenspraxis zu ziehen“, sagte Intendant Peter Carp nach der Premiere im Großen Haus des Theaters. Doch die wahre Herausforderung liege noch vor ihm. Denn: Die Götter werden wohl kaum nach Oberhausen kommen, um sich zu vergnügen, wenn Zervoulakos in der nächsten Spielzeit „Bezahlt wird nicht“ inszenieren wird.

Mühelose Übertragung möglich

Doch zurück zu Amphitryon: Es ist höchst vergnüglich das Stück zu sehen. Es lebt von der großartigen Leistung der Schauspieler, die es schaffen, trotz komplizierter Sprache die beteiligten Figuren so anzulegen, dass der Zuschauer sie mühelos auf Leute von heute überträgt.

Alle spielen erstklassig, doch Klaus Zwick als Diener Sosias ist der ungeschlagene Star in diesem Spiel.

Besonders lobte das Premierenpublikum nach der Aufführung den Beweis für die These: Weniger ist mehr. Mit so sparsamen Mitteln wie möglich gelingt es, Wirkung zu erzeugen. Bühnenbildner Raimund Orfeo Voigt zeigt die Komödie auf offener Bühne fast ohne Requisiten. Eine Absperrung, die so aussieht, als trenne sie Stars und Publikum am roten Teppich, reicht völlig aus. Das passt hervorragend zu dem „Wer ist wer?“, um das sich alles dreht.

Zurück bleibt Alkmenes berühmtes gehauchtes "Ach!"

Jupiter (Martin Hohner), verführt Alkmene (Elisabeth Kopp). Das gelingt ihm, in Gestalt ihres Gatten, des Amphitryon, Feldherr der Thebaner, den Henry Meyer spielt und weil Merkur (Peter Waros) es verhindert, dass der Diener Sosias (Klaus Zwick) die Liebesnacht stört. Nun ist es nicht etwa so, dass Jupiter Amphitryon ähnlich sähe.

Und Merkur, der Sosias als zweites Ich erscheint, ist als Typ der krasse Gegensatz zu dem feigen Diener.

Dass die Verwechselung trotzdem funktioniert, ist das Faszinierende an der Geschichte, die damit endet, dass die beiden Götter wieder auf den Olymp entschwinden.

Zurück bleiben die Menschen und Alkmenes berühmtes gehauchtes „Ach!“.