Oberhausen.
Fester Job weg, Scheidung, Haus weg. Die „Dramaturgie des Lebens“, wie Mohammad-Ali Behouboudi (55) seine Situation beschreibt, fordert von dem Schauspieler und Regisseur viel Kraft und Mut, um nicht zu verzweifeln.
„Ich kann nicht jede Rolle spielen, aber für die, für die ich mich eigne, gibt es nicht so viele andere“, so Behboudi. „Meine Gestalt, mein Aussehen, mein Akzent – viele Regisseure sehen positive Aspekte darin. Ich kann die Situation nicht ändern, aber ich gebe nicht auf.“
In der Hierarchie schwächstes Glied
Ändern kann er die Tatsache nicht, dass sein Vertrag am Oberhausener Theater, für das er sich 17 ½ Jahre engagierte, nicht verlängert wird. Dem Haus hält er trotzdem die Stange: „Es ist mehr mein Theater als das von Tsalastras und Carp, ich bin länger hier als beide zusammen.“
Unkündbar ist ein Schauspieler, wenn er 15 Spielzeiten hintereinander an einer Bühne spielt. Das hätte der Mann mit iranischer und deutscher Staatsbürgerschaft längst erreicht, hätte er nicht in der ersten Spielzeit unter Intendant Peter Carp einer Klausel in seinem Vertrag zugestimmt, die die Unkündbarkeitsfrist für drei Jahre aussetzt. „Schon damals war die Lage des Theaters prekär, man wollte Altlasten vermeiden“, sagt Behboudi. Solche Klauseln seien in Verträgen durchaus üblich, die Künstler ohnehin in der Theaterhierarchie das schwächste Glied.
Gefragter Interview-Partner
Einer, der auszieht, daran zu rütteln, ist Behboudi selbst. Als Kandidat der Grünen will er in den Landtag und tritt „für eine neue kreative Gestaltung der kulturellen Landschaft und ihrer finanziellen Absicherung“ ein. „Bildung und Kultur sind die wichtigsten Grundpfeiler gesellschaftlicher Teilhabe und der Integration von Migranten.“ Niemand kann das glaubwürdiger rüberbringen als der Mann, der in über 100 Produktionen auf der Bühne stand, nebenbei immer wieder außergewöhnliche Abende zu brisanten Themen organisierte, „künstlerische Arbeit mit politischem Hintergrund“. Gefragter Interview-Partner ist er natürlich, wenn es um die Situation in seinem Heimatland und den Arabischen Frühling geht. Behboudi: „Die aktuelle politische Lage können Sie nur selten in Stücken sehen, dafür gibt es die Rahmenprogramme.“
Am Mittwoch, 16. Mai, ist er in Thomas Goritzkis Inszenierung „Ein Bericht für eine Akademie“ zu sehen (20 Uhr, Theaterbar), die 2006, im damaligen Studio 99 aufgeführt, hoch gelobt wurde.