Oberhausen.

Vier Tage vor der Landtagswahl handelt sich die SPD-geführte Stadtspitze in Oberhausen erneut einen heftigen Konflikt mit den Arbeitnehmervertretern städtischer Tochtergesellschaften ein.

Kaum ist der Streit um den Rechtsformwechsel bei der Stoag durch Verschiebung der Entscheidung entschärft, fürchtet der Betriebsrat des Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) Schlimmes von der Stadt. Denn der vor Wochen versprochene wichtige Besprechungstermin am gestrigen Mittwoch mit OGM-Geschäftsführung und -Betriebsrat, bei dem Unternehmensberater von „Ernst & Young“ ihr Spar-Gutachten zur OGM vorstellen wollten, wurde kurzfristig abgesagt.

"Wir sind sehr sauer"

„Wir sind sehr sauer und befürchten nun, dass Entscheidungen zur Zukunft der OGM gefällt werden, bevor wir da mitreden können“, sagt die stellv. OGM-Betriebsratsvorsitzende Andrea Zwick.

Dass Kämmerer Apostolos Tsalastras angekündigt hat, 10 Millionen Euro des 40-Millionen-Euro-Sparpakets allein bei der hundertprozentigen Stadttochter OGM einsparen zu wollen, hat erhebliche Befürchtungen bei den 680 Beschäftigten ausgelöst.

„Die Stimmung in der Mannschaft ist schon lange sehr schlecht, weil man sich bei jeder Spardebatte immer wieder die OGM vorgeknöpft: Wird sie rekommunalisiert oder gar privatisiert? Viele fragen sich: Was wird aus uns?“, sagt Zwick. Dabei habe man allein von 2008 bis 2011 zusammengerechnet schon 30 Millionen Euro gespart - bei Beibehaltung der Leistungsstandards. Dies habe zu erheblichen Arbeitsverdichtungen geführt.

Offenen Brief geschrieben

Insgesamt erhält die OGM von der Stadt für eine Fülle von Dienstleistungen (Spielplätze, Gebäude-Instandhaltung, Beschaffung von Möbeln/Computern) jährlich über 90 Millionen Euro - bei jährlichen Gesamtausgaben der Stadt von 670 Millionen Euro.

Aus Protest gegen die Absage des Gutachter-Termins schrieb der OGM-Betriebsrat Oberbürgermeister Klaus Wehling nun einen im scharfen Stil gehaltenen offenen Brief. Darin wird der Stadt vorgeworfen, Informationen unbegründet den Arbeitnehmervertretern vorzuenthalten. So seien die Empfehlungen der Unternehmensberater nicht mehr rechtzeitig vor Festlegungen beim Sparpaket fachlich zu überprüfen.

„Fehlende Beteiligungspolitik“

„Wieder einmal ist festzustellen, dass nicht mit der OGM, sondern nur über die OGM geredet wird. In diesem Kontext ist auch die bisher einseitige Ausrichtung der Einsparvorschläge zu Ungunsten der OGM zu sehen. Eine gerechte Lastenverteilung zwischen Verwaltung und städtischen Beteiligungsgesellschaften ist nicht vorgenommen worden“, heißt es im Brief. „Der Umgang mit den Beschäftigten reiht sich nahtlos in die Kette fehlender Beteiligungspolitik ein.“

Umgehend wies Wehling die Kritik zurück. Er bat um mehr Sachlichkeit und versicherte, das bisher niemand den Inhalt des Gutachtens kenne. Die Verschiebung der Vorstellung sei allein durch die noch nötige Abstimmung zwischen der Gemeindeprüfungsanstalt als Auftraggeber des Gutachtens und „Ernst & Young“ bedingt.

"Ausgewogenes Sanierungskonzept" versprochen

Wehling kündigte an, dass direkt nach der nun für Dienstag geplanten Präsentation des Gutachtens im Verwaltungsvorstand alle wichtigen Akteure und die Medien über den Stand des Sparplans informiert würden. Danach starte der Diskussionsprozess. Er verspricht „ein ausgewogenes Sanierungskonzept, das sowohl die Kernverwaltung wie auch die städtischen Beteiligungen betrifft“. Er warnte davor, Verwaltung und Beteiligungen ge geneinander auszuspielen.

Was die Oberhausener Chefs verdienen

Jeanette Schmitz ist Geschäftsführerin der Gasometer GmbH und erhält dafür im Jahr genau 76.216,88 Euro. Unter den Chefs der städtischen Beteiligungsgesellschaftenist sie damit die
Jeanette Schmitz ist Geschäftsführerin der Gasometer GmbH und erhält dafür im Jahr genau 76.216,88 Euro. Unter den Chefs der städtischen Beteiligungsgesellschaftenist sie damit die "Geringverdienerin".Foto: Tom Thöne © WAZ
Als Chef der Luise-Albertz-Halle bekommt Jörn Raith jährlich  83.000 Euro überwiesen.Foto: Theo Schmettkamp
Als Chef der Luise-Albertz-Halle bekommt Jörn Raith jährlich 83.000 Euro überwiesen.Foto: Theo Schmettkamp © WR
Der Leiter der Kurzfilmtage, Lars Henrik Gass, hat ein Jahresgehalt von 84.761,38 Euro und landet damit auf Platz 6 in der Liste.Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Der Leiter der Kurzfilmtage, Lars Henrik Gass, hat ein Jahresgehalt von 84.761,38 Euro und landet damit auf Platz 6 in der Liste.Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Als Geschäftsführer der Tourismus und Marketing-Gesellschaft und Wirtschaftsförderung erhält Burkhard Koch 112.674,20 Euro im Jahr.Foto: Kerstin Bögeholz
Als Geschäftsführer der Tourismus und Marketing-Gesellschaft und Wirtschaftsförderung erhält Burkhard Koch 112.674,20 Euro im Jahr.Foto: Kerstin Bögeholz © WAZ Fotopool
Platz 4: Peter Carp, der Intendant des Theaters Oberhausen bekommt genau 135.576 Euro auf sein Konto überwiesen.Foto: Stephan Glagla / WAZ FotoPool
Platz 4: Peter Carp, der Intendant des Theaters Oberhausen bekommt genau 135.576 Euro auf sein Konto überwiesen.Foto: Stephan Glagla / WAZ FotoPool © Stephan Glagla / WAZ FotoPool
Platz 3: Udo Spiecker ist Chef der städtischen Alteneinrichtungen (ASO). Sein Gehalt liegt bei 136.000 Euro.Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
Platz 3: Udo Spiecker ist Chef der städtischen Alteneinrichtungen (ASO). Sein Gehalt liegt bei 136.000 Euro.Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die Nummer zwei, was das Gehalt der städtischen Geschäftsführer angeht: Werner Overkamp. Der Stoag-Chef bekommt 166.722 Euro.Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Die Nummer zwei, was das Gehalt der städtischen Geschäftsführer angeht: Werner Overkamp. Der Stoag-Chef bekommt 166.722 Euro.Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzenreiter unter den städtischen Geschäftsführern: Hartmut Schmidt von der OGM hat ein Jahressalär von 181.675,02 Euro. Foto: Gerd Wallhorn/WAZ FotoPool
Spitzenreiter unter den städtischen Geschäftsführern: Hartmut Schmidt von der OGM hat ein Jahressalär von 181.675,02 Euro. Foto: Gerd Wallhorn/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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