Oberhausen.

Kunst liegt manchmal im Auge des Betrachters. Und oftmals muss man zwei Mal hinschauen, um den Kern zu entdecken. Bei einem speziellen Kurs der Jugendkunstschule ist ein flüchtiger Blick eigentlich unnötig. Denn: Die Ergebnisse des kreativen Werkelns sind deutlich um Baumstämme gewickelt.

Gute Auslastung der Kurse zur Halbzeit

Sie hängen locker-laberig um Laternen oder sind straff an kalte Stahlbolzen geklammert. Die ungewöhnliche Kunstform nennt sich „Guerilla-Stricken“ – mit Nadel und Faden bewaffnet, wird akribisch das öffentliche Leben verschönert. Dabei kann man sich doch höchstens wegen der Farbgebung in die Wolle kriegen?

Wenn Wolfgang Heitzer durch das längliche Programmheft blättert, bleibt er immer wieder hängen: An großen Bildern, ausführlichen Zeichnungen und den passenden Erklärungen. Die Jugendkunstschule hat ihr Angebot herausgeputzt. Seite für Seite. Kurs für Kurs. Der Leiter der Jugendkunstschule ist sich sicher: „Es sind ungewöhnliche Sachen dabei. Auch einige Kurse, die man in dieser Form nicht erwartet.“

„Guerilla-Stricken“

Eben: Zum Beispiel rebellisches Stricken. „Guerilla-Stricken“, das mancherorts auch „Yarn-Bombing“ genannt wird, ist jedenfalls einer der Renner im diesjährigen Kursangebot. Kursleiterin Anni Jarzembowski arbeitet mit Jugendlichen ab 12 Jahren an dem Stoff, aus dem die bunten Umwicklungen sind. Dabei soll, so die Macher, eine schöne, bunte und manchmal verrückte Weise sich auszudrücken gefördert werden.

Die Jugendkunstschule ist ein Projekt der Stadt. Seit Anfang März an verschiedenen Orten beheimatet – ein großer Teil der Workshops wird jedoch im Jugendzentrum „Haus der Jugend“ am John-Lennon-Platz durchführt.

Das Filetstück der dreimonatigen „Schulzeit“ ist bereits vorbei. Die Bilanz zur Halbzeit fällt positiv aus. Das kann man jedoch nicht nur an Anmeldezahlen und absolvierten Kursen festmachen, denn das Zwischenfazit ist fest mit der eigentlichen Idee des Projektes verknüpft. Wolfgang Heitzer erklärt: „Wir sprechen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 26 Jahren an. Dabei richtet sich das Angebot in besonderer Weise auch an bildungsferne Gruppen.“

Wolfgang Heitzer, der Leiter der Jugenkunstschule, möchte mit dem Angebot besonders bildungsferne Gruppen ansprechen.
Wolfgang Heitzer, der Leiter der Jugenkunstschule, möchte mit dem Angebot besonders bildungsferne Gruppen ansprechen. © WAZ FotoPool

Angebot für junge Leute von sechs bis 26 Jahren

So entstehen breit gefächerte Gruppen von jungen Leuten, die sich die kulturellen Inhalte selbst im Programmheft aussuchen können. Multikulturelle Arbeit. Erste Kontakte - und letztlich auch erste Möglichkeiten, um die tief im Inneren schlummernde Kreativität ausdrücken zu können. Überwiegend sind die Teilnehmer noch im Kindesalter. Die Workshops sollen die unmittelbare Entwicklung unterstützen, gehen in ihrer Gänze aber noch einen Schritt weiter. Heitzer: „Die Jugendkunstschule kann später auch ein Brückenschlag zu weiteren Einrichtungen sein, sei es zur städtischen Musikschule oder zur Malschule.“

Es sind die besonderen Kurse, die im Gedächtnis hängen bleiben: So finden Tanzkurse direkt in den Unterkünften von Einwandererfamilien statt. Der jungen Zielgruppe soll es so einfach wie möglich gemacht werden, das Angebot auch wahrnehmen zu können. Hindernisse? Unerwünscht.

16 Orte für die jungen Kunstschaffenden

Es gibt insgesamt 16 Orte, an denen die jungen Kunstschaffenden sich betätigen können: Schulen, Jugendzentren und Orte, die Sponsoren ermöglicht haben. So lädt im Metronom Theater der Schauspieler Hans-Dieter Heiter die Jugendlichen ein, Einblicke und Kniffe des Musicals zu erfahren. Auch hier ist das Interesse groß, ebenso wie an einer Theaterwerkstatt. Eher abgefahren: Bei den „Gartenpiraten“ werden Graffiti aus Moos hergestellt. Beim „Dice Stacking“ geht es um das meisterliche Jonglieren mit Würfeln und dem passenden Becher.

Kurse, die Spaß machen, haben es einfach. Aber auch praktische Dinge können erlernt werden. „Es sind Angebote, nach denen etwas hängen bleiben könnte“, sagt Wolfgang Heitzer. Dabei geht es etwa um kreatives Kochen. „Ein Kurs, der zeigt, dass es Alternativen zu Pizza und Fast Food gibt.“ Ebenso wird beim Bauen und Gestalten von Stühlen das handwerkliche Geschick gefördert.

Noch bis Ende Mai hat die Jugendkunstschule geöffnet. Infos im Internet: www.oberhausen.de