Oberhausen. .

Pause an der Gesamtschule Alt-Oberhausen. Es ist alles wie immer: Vor dem Mädchenklo bildet sich eine lange Schlange – die Jungen können durchmarschieren. Vor gut einem Jahr wurden die Schultoiletten für rund 80 000 Euro saniert. Seitdem werden die stillen Örtchen nur noch in den Pausen geöffnet. Und da beginnt das Ärgernis, wie ein Vater berichtet.

„Während des Unterrichts müssen sich die Schüler einen Schlüssel holen und in den Pausen warten sie auf einen Lehrer, der die Toiletten aufschließt. Oft kommen die aber zu spät.“ In Situationen, in denen seine Tochter ein besonders drängendes Problem hatte, sei ihr sogar ein Malheur passiert. „Wir haben zu Hause eine mobile Camping-Toilette – soll ich ihr die vielleicht mitgeben?“, fragt er erbost.

Rektor Karl-Heinz Burkart weiß, dass die Situation nicht optimal ist. Allerdings war in diesem Fall früher nicht alles besser. Als die Klos noch nicht saniert waren, verabredeten sich vor allem Schülerinnen, heimlich zum Rauchen oder verstopften die Toiletten. „Alle vier bis sechs Wochen mussten wir eine spezielle Reinigungsfirma rufen, weil die Putzfrauen die Klos nicht mehr saubergekriegt haben“, erinnert er sich. Die Mädchen hätten die Kacheln bekritzelt und Blut an die Wände geschmiert. Bei den Jungs seien die Toiletten übrigens immer gepflegter.

Zur Toilette nur unter Aufsicht

Heimliches Rauchen ist nun jedenfalls ausgeschlossen. In den Pausen beaufsichtigt eine Lehrerin, dass nur so viele Mädchen die Waschräume betreten wie es Toiletten gibt. Die beste Freundin wartet draußen. „Natürlich gibt es Beglückenderes und pädagogisch Sinnvolleres, was Lehrer leisten können, aber wir sehen derzeit keine andere Möglichkeit“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Sabine Meder. Sie zeigt auf einen Stapel Papierhandtücher, der nun auf der Fensterbank lagert. „Früher hätte es keine Stunde gedauert und wir hätten hier eine riesige Sauerei gehabt, weil irgendwer die Handtücher ins Klo geschmissen hat.“ Die Zahl der Beschwerden halte sich in jedem Fall in Grenzen. Eine Zehntklässlerin meint: „Wer in der Pause geht, hat in der Schulstunde kein Problem.“ Sie findet die Regelung gut, so wie sie ist.

„Ich würde gerne eine Putzfrau einstellen, aber uns sind die Hände gebunden“, erklärt Schulleiter Burkart und verweist auf einen Erlass der Bezirksregierung. Demnach dürften Schulen kein Geld für den Besuch der Toilette verlangen. Dem widerspricht allerdings eine Sprecherin der Bezirksregierung und betont, die Eltern dürften nur nicht verpflichtet werden, Geld für eine Putzfrau zu bezahlen. Fänden sich hingegen freiwillige Spender, sei dagegen nichts einzuwenden. An der Gesamtschule Alt-Oberhausen hat die Schulkonferenz beschlossen, dass eine zusätzliche Reinigungskraft eingestellt werden soll. Bisher ist der Beschluss aber nicht umgesetzt worden.

Es gongt zur nächsten Schulstunde. Die letzten Mädels beeilen sich. Für einige beginnt die Rennerei erst später. Die Lehrer wissen nach ausreichender Beobachtung: Besonders beliebt ist nämlich der Matheunterricht für einen spontanen Gang zum Klo.