Oberhausen. .
Die Nachrichten von Rockerbanden, Rockerschlachten und Rockerkriegen um Einflussgebiete und Territorien gehörten bisher stets zu anderen Großstädten im Lande. Oberhausen galt als ruhige, weitgehend rockerfreie Zone.
Natürlich gab es in den 70ern die wild aussehenden Rockerfreunde von „MC Schleuse III“, die „Doc Soldiers“ oder die „Los Bruchos“, von denen auch einige lokale Sozialdemokraten farbige Anekdoten erzählen können. Doch im Grunde putzten und reparierten die Freunde lauter Motoren lieber ihre Mopeds, als dass sie in den Augen der Polizei je Gefahr liefen, als Gefahr eingeschätzt zu werden.
Harmloser Öffentlichkeitsauftritt
Anders sieht die Situation jetzt aus. Über viele Jahre war das Ruhrgebiet nach Erkenntnissen der Landessicherheitsbehörden friedlich zwischen Hells Angels und Bandidos aufgeteilt, dabei war Oberhausen lange Zeit von diesen Gruppen unbeachtete Zone.
2009 gründete sich dann das Bandidos-Chapter Oberhausen mit acht Mitgliedern aus anderen Städten, sie mieteten sich an der Marktstraße ein - mit Erfolg: Mittlerweile soll der Chapter über 30 Mitglieder zählen. Bis zum vergangenen Wochenende wurde die Sicherheitslage von der Polizei als harmlos eingestuft.
Höllenengel oder Banditen - beide Clubs stellen sich in der Öffentlichkeit als reine Freizeitvereine mit Motorrädern dar, doch immer wieder fielen einzelne Rockermitglieder auf, sich im Handel mit Waffen oder Drogen zu betätigen und gerne das lukrative Rotlicht-Geschäft zu betreiben.
Interesse findet dabei auch die Türsteher-Branche vor Discos und Nachtclubs - wer die Tür hat, der könne, wenn er denn wolle, die Geschäfte mit legalen und illegalen Drogen im Haus kontrollieren, heißt es aus Polizeikreisen.
Wer auch immer da sein Geld verdient - niemand von denen hat ein Interesse, negativ in der Öffentlichkeit aufzufallen. Das ist im Zweifel alles schlecht fürs Geschäft: Zuviel Polizei bedeutet weniger Nachtschwärmer und Freier im Bordell, also weniger Einnahmen.
Frieden aufgehoben
Als 2009 in Duisburg Kämpfe zwischen Rockergruppen in tödliche Schüsse eskalierten, stoppten die höchsten Chefs der Rocker den Streit - mit einem feierlich zelebrierten Friedensabkommen. Die Polizei in NRW geht nun jedoch davon aus, dass dieser Vertrag nicht mehr gilt, der schwelende Konflikt um Geschäftsgebiete im Ruhrgebiet zwischen Hells Angels und Bandidos offen ausgebrochen ist.
Einfacher wird die Lage nicht gerade dadurch, dass sich auf der Dinslakener Trabrennbahn am dritten Januar-Wochenende ein neues Chapter des bisher als harmlos eingeschätzten Rockervereins Gremium gegründet hat, das „MC Gremium Bosporus West“.
Nicht nur der Polizei, sondern auch normalen Kunden der Centro-Geschäfte sind kürzlich rund 15 dieser Gremium-Rocker aufgefallen, wie diese in voller Montur mit Kutte durchs Centro und an der Promenade entlang liefen. Vielleicht etwas auffällig breitbeinig, aber ganz freundlich, ganz harmlos. Nur Insider wissen: In dieser Szene tut man so etwas nicht; das Centro ist kuttenfreie Zone - und vor allem Bandido-Region. Den Gang durchs Einkaufszentrum verstehen die Rocker als Machtdemonstration.
Das alles versetzt nicht nur die Rockergruppen und die Polizei in gewisse Unruhe, sondern auch die Politik.
So will die Oberhausener CDU endlich eine klare Analyse der Sicherheitsleute dieser Stadt im Hauptausschuss am 6. Februar hören. „Die Unruhe bei den Anwohnern ist auch mit Blick auf Auseinandersetzungen von Rockerbanden in anderen Städten groß“, begründete dies CDU-Chef Wilhelm Hausmann. Daher müssten die Bürger sachlich und offen über das Thema informiert werden. „Wir werden uns Ruck-Zuck-Lösungen aber verschließen, denn Panik wäre jetzt völlig unangebracht“, kündigt Hausmann an.