Oberhausen.. Nach den zahlreichen Negativ-Schlagzeilen über die Motorradgang Bandidos in Oberhausen melden sich die Mitglieder nun selbst zu Wort. Im Gespräch mit der WAZ verteidigen sie sich gegen die Gewalt-Vorwürfe und klären über den eigentlichen Sinn ihres Motorradvereins auf.

Immer wieder gibt es Ermittlungsverfahren gegen Angehörige der Rockergruppe Bandidos: wegen Totschlags, Menschenhandels, illegalen Waffenbesitzes, Erpressung, Körperverletzung oder Drogenhandels. Über Schutzgeld-Erpressung wird gemunkelt.

„Alles nicht haltbare Vorwürfe“, beteuern Michael, Pressesprecher der Bandidos Deutschland, und Detlef, Mitglied des Chapters Oberhausen, während eines Besuchs bei der WAZ. Ihre vollständigen Namen nennen sie nicht. „Einzelne Leute aus unseren Reihen haben Straftaten begangen“, gibt Michael zu. Aber: „Das ist nicht im Interesse des Clubs.“ Sie seien keine kriminelle Vereinigung, sondern nur ein Motorradverein.

Grenzen des Zusammenhalts

Michael sagt aber auch: „Wenn jemand bei uns Mitglied werden will, interessiert weder dessen Beruf, Vergangenheit, noch das Aussehen.“ Und: Jeder habe eine zweite Chance verdient. Auch Leute, die mal der rechtsradikalen Szene angehörten. Michael: „Aber das sind deutschlandweit nur zwei Mitglieder.“ „Bei den vielen Migranten in unseren Reihen würden es Rechte bei uns gar nicht aushalten“, ist Detlef überzeugt.

Allein das kleine Chapter Oberhausen mit 13 Mitgliedern setze sich aus sieben Nationalitäten zusammen. Polen, Türken oder Libanesen seien dabei. Michael: „Bei uns klappt die Integration. Und es müssen auch alle Deutsch sprechen.“ Der Club sei „völlig unpolitisch“ .

Ein „Bruder“, so darf sich ein Bandido nach einer Mindest-Probezeit von zwei Jahren nennen, bleibe ein „Bruder“, selbst wenn er straffällig wurde, erzählen Michael und Detlef. „Bei einem Fehltritt wirft man ja auch niemanden aus einer Familie heraus.“ Selbst wenn einer im Gefängnis landet, hilft man der Frau. „Was glauben Sie, wer dann die Miete zahlt“, fragt Michael. Doch es gibt Grenzen des Zusammenhalts: „Wenn etwa jemand ein Kind vergewaltigt.“

Ganz normales Vereinsleben

Den blutigen Konflikt zwischen den Hells Angels und den Bandidos 2009 in Duisburg bedauert Michael. Dies habe dem Ruf der Bandidos leider sehr geschadet. Auf keinen Fall sei es bei den tödlichen Schüssen und Schlägereien um Gebietsstreitereien und dunkle Geschäfte gegangen, sondern nur um eine reine Privatsache.

„Menschen haben private Streitigkeiten. Wenn diese Mitglieder in zwei verschiedenen Clubs sind, stehen sich schnell zwei Gruppen gegenüber.“ Denn es gelte der Ehrenkodex: Ein Bruder steht dem anderen bei.

Schlägerei zwischen Rockern in Duisburg

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. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Am Sonntag, den 08.05.2011 kommt es vor dem Vereinslokal - Fat Mexican - der Rockergruppe Bandidos in der Altstadt in Duisburg zu einer Schlägerei zwischen Mitgliedern der Bandidos und den rivalisierenden Hells Angels . Die Polizei rückt mit mehreren Hundertschaften an und trennt die verfeindeten Gruppen. Vor über einem Jahr kam es nach einer Tötung eines Bandidos-Mitglieds von einem Hells Angel zu schweren Auseinnandersetzungen der Gruppen Fotos: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Am Sonntag, den 08.05.2011 kommt es vor dem Vereinslokal - Fat Mexican - der Rockergruppe Bandidos in der Altstadt in Duisburg zu einer Schlägerei zwischen Mitgliedern der Bandidos und den rivalisierenden Hells Angels . Die Polizei rückt mit mehreren Hundertschaften an und trennt die verfeindeten Gruppen. Vor über einem Jahr kam es nach einer Tötung eines Bandidos-Mitglieds von einem Hells Angel zu schweren Auseinnandersetzungen der Gruppen Fotos: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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So versuchen die beiden Bandidos im Redaktionsgespräch immer wieder darzustellen, wie normal ihr Vereinsleben verläuft. So habe jeder innerhalb der Chapter seine feste Aufgabe. Ehrenamtlich. Michael: „Das wird nicht bezahlt.“

Das Bandido-Leben ist nicht billig

Jeder Bandido habe einen ganz normalen Job: „Bei uns sind Selbstständige, Lkw-Fahrer, Arbeiter auf Montage. Hartz IV-Empfänger hätten es bei uns schwer“, sagt Detlef. Denn ein Bandido-Leben ist nicht billig: Der Besitz einer mehrere tausend Euro teuren Harley ist Voraussetzung für die Mitgliedschaft.

Die in Oberhausener kursierende Vermutung, die Bandidos wollten Schritt für Schritt das Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße erobern, halten Michael und Detlef für abstrus.

„So viel Geld hat keiner bei uns, dass er sich so ein Haus leisten kann“, meint Detlef. Allerdings: Zwei Häuser sollen bereits Bandidos gehören, heißt es. Vielleicht handele es sich um Mitglieder eines anderen Chapters, vermuten die Beiden. Michael: „Es ist ja nicht ungesetzlich, dort ein Haus zu besitzen; es ist auch nicht verwerflich, gleich in welchem Job man arbeitet, sich weiter zu verbessern.“

Unterkunft an der Marktstraße ist kein Clubheim

Die Bandidos haben seit bald zwei Jahren auch eine Unterkunft an der Marktstraße. „Das ist kein Clubheim“, sagt Michael. Die 100 Quadratmeter großen Räume habe ein Privatmann angemietet. „Wir treffen uns dort zum Quatschen“, sagt Detlef.

Michael findet es allerdings schöner, ein richtiges Clubhaus zu haben. „Aber es ist schwer für einen Motorradclub, Räume zu finden. Weil die Leute denken, da ist jeden Tag High Life und die nehmen die Bude auseinander.“ Dabei tränken sie nicht mal Bier. „Wir müssen ja noch fahren“, sagt Detlef.