Herten. . Die Bandidos in Herten-Westerholt glauben, dass der Anschlag auf ihr Clubhaus mit einer Übungshandgranate verübt wurde. Sie können sich Zusammenhänge zur Messerstecherei zwischen Hells Angels und Bandidos in Mönchengladbach vorstellen. Dafür sieht die Polizei bisher aber keine Anhaltspunkte.
Vor dem Clubhaus der Bandidos in der Breiten Straße 29 in Westerholt hängt das Schild „La Casa de los Locos“, was frei übersetzt „Haus der Verrückten“ heißt. Und verrückt ist es in den letzten Tagen dort in der Tat zugegangen.
Auf das Clubhaus wurde am Sonntagmorgen ein Anschlag verübt. Gegen 5 Uhr in der Früh ging vor dem Club ein Sprengsatz hoch. Scheiben gingen zu Bruch, drei Fahrzeuge wurden durch Scherben und Splitter beschädigt. In den Clubräumen selbst richtete die Explosion weitere Schäden an. „Es haben sich auch Leute von uns in den Räumen aufgehalten. Denen ist – Gott sei Dank – nicht passiert“, sagt Michael, Präsident des Recklinghäuser Clubs und Sprecher der Bandidos in Deutschland. Während sich die Ermittlungsbehörden über Motive noch sehr bedeckt halten, kann sich Michael (den Hausnamen möchte er nicht nennen) schon Zusammenhänge mit der Messerstecherei in der Mönchengladbacher Altstadt zwischen rivalisierenden Angehörigen der Hells Angels und den Bandidos vorstellen. Nur habe er nie daran gedacht, dass so etwas letztendlich in der „Provinz“ passiert. In Herten habe es nie derartige Schlägereien oder Vorfälle gegeben, was gestern auch ein Sprecher der Polizei bestätigte. Doch nach dem Anschlag sind die Behörden vorsichtig geworden.
Am Sonntagabend gab es erneut einen Großeinsatz. Ein Anwohner hatte Schüsse gemeldet. Zehn Streifenwagen machten sich auf den Weg. Es stellte sich aber heraus, das offenbar jemand „nur“ einen Stein oder ähnliches gegen die Rolllade eines benachbarten Hauses geworden hatte. Doch genau dies zeigt, dass die Nerven der Anwohner angespannt sind. Sie fürchten sich und sind in Sorge, dass die Situation eskaliert und der Streit zwischen den Mitgliedern der beiden rivalisierenden Rockerclubs auf den Straßen in Westerholt ausgetragen wird.
Kein Zusammenhang
„Dafür gibt es keine Anhaltspunkte“, beschwichtigt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Der bestätigt zwar, dass die ermittelnden Beamten in Recklinghausen auch mit denen in Mönchengladbach in Kontakt stehen. Einen direkten Zusammenhang der Taten könne er aber zum jetzigen Stand der Ermittlungen nicht bestätigen. Auch die Antwort auf die Frage, um welchen Sprengsatz gehandelt hat, sei noch nicht zu beantworten. MC-Präsident Michael meint aber, dass es sich wohl um eine Übungshandgranate gehandelt habe. „Wenn es eine richtige Handgranate gewesen wäre, wäre von den Wänden nichts mehr übrig geblieben. So sind die nur geschwärzt.“ Der materielle Schaden soll sich nach ersten Schätzungen im fünfstelligen Bereich bewegen. Michaels Auto gehört auch zu denen, die beschädigt wurden.
Der Image-Schaden für die Bandidos, die seit mehr als fünf Jahren im Hertener Westen zu Hause sind, wiegt für ihn aber schwerer, wie Michael sagt. Wer hinter den Anschlägen steckt, wisse er zwar nicht. „Doch die, die dafür verantwortlich sind, haben allen Motorradclubs in Deutschland einen Bärendienst erwiesen. Jetzt sagen doch alle wieder, die sind gefährlich und alle Vorurteile kommen hoch.“
Die Bandidos residieren bereits seit sechseinhalb Jahren in der ehemaligen Kneipe in Westerholt. Der MC Recklinghausen hat etwa 30 Mitglieder, die sich in den Clubräumen an der Breiten Straße 29 regelmäßig treffen.