Oberhausen. .
Die Schüsse fallen gegen 3.50 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag an der Christian-Steger-Straße 25. Zwei Einschusslöcher in den Schaufensterscheiben von „Little John Bikes“ zeugen noch am Mittwoch von dem, was dort am Wochenende passierte. Die Polizei meldete den Vorfall in ihren täglichen Berichten der Öffentlichkeit nicht – aus „ermittlungstaktischen Gründen“, wie es heißt.
Die Schüsse fallen auf ein Haus, in dem ein Mitglied der Rockergruppe „Bandidos“ wohnt! Übrigens direkt über dem Fahrradgeschäft „Little John Bikes“. Zufall?
Ermittlung wegen Sachbeschädigung
Schüsse in Oberhausen an einem Wochenende, an dem sich „Bandidos“ und „Hells Angels“ in Mönchengladbach eine Massenschlägerei liefern und auch noch in einem Bandidos-Vereinslokal in Herten eine Handgranate explodiert. Zufall?
„Wir ermitteln in alle Richtungen“, erklärt Polizeisprecher Uwe Weighardt zum Vorfall in Oberhausen. Herbert Bolten, Leiter des Kriminalkommissariates „Organisierte Kriminalität“, merkt an: „Die Schüsse bei uns fielen ziemlich zeitgleich mit den Ereignissen in Herten.“ Getroffen werden, sagt Bolten, neben den Schaufensterscheiben von „Little John Bikes“ auch die Reklame, zwei Schüsse gehen ins Mauerwerk, einer durch ein Fenster der Wohnung über dem Ladenlokal.
Die Polizei geht allerdings davon aus, dass nicht gezielt auf eine Person geschossen wurde. „Es konnte niemand sehen, ob jemand hinter dem Fenster steht“, verdeutlicht Bolten. Deshalb wird lediglich wegen Sachbeschädigung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz, nicht jedoch wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt.
Stress gab es noch nie
Bereits in der Nacht der Schüsse informiert ein Anwohner die Polizei, weil er etwas Verdächtiges gehört hat. Die Besatzung eines Streifenwagens, der direkt zur Christian-Steger-Straße fährt, kann dort jedoch nichts Auffälliges entdecken. Am Montagmorgen fallen dann den Beschäftigten des Fahrradgeschäftes die Einschusslöcher auf. Sie alarmieren die Polizei, die die Ermittlungen aufnimmt, die Projektile sicherstellen kann.
Und was sagen die Nachbarn zu den Schüssen und dem Rocker? „Ja, hier im Haus wohnt ein Mitglied der Bandidos“, erklärt ein Mitarbeiter von „Little John Bikes“. Man grüße sich immer freundlich, Stress habe es mit dem Mann noch nie gegeben.
Im Haus selber fragt sich eine junge Mutter im Treppenhaus: „Ist das jetzt hier gefährlich, mit den Kindern aus dem Haus zu gehen?“ Ja, Sie hätten in der Nacht von Samstag auf Sonntag Schüsse gehört. „Mein Freund hat aus dem Fenster gesehen, aber nichts entdecken können“, sagt die Frau.
Bewohner des verwinkelten Gebäudes mit zahlreichen Wohnungen munkeln derweil: Der Bandido sei ein Zuhälter. „Er hat immer die Frauen hier“, heißt es.
"Fühlt sich nicht sehr bedroht"
Der Bandido, ein Mann mit türkischem Hintergrund, kann zu all dem nichts sagen. Er ist nicht zu Hause. Eine beigefarbene Fußmatte vor seiner Wohnungstür heißt Besucher zwar freundlich willkommen, „Welcome“ steht da in dicken schwarzen Buchstaben. Doch die Tür bleibt geschlossen, als angeschellt wird. „Der Mann fühlt sich nicht sehr bedroht“, kann Bolten nach einem Gespräch von Kripobeamten mit dem Mieter aber sagen.
Eine ältere Dame erklärt noch, dass sie den Bandido von „Kindesbeinen“ an kenne. „Er war mit meiner Tochter im Kindergarten.“ Und er sei so ein „netter, höflicher Mensch“.
Da noch völlig ungeklärt ist, wer, warum die Schüsse abgeben hat, bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Zeugen, die etwas beobachtet oder gehört haben, können sich unter 826-0 melden.