Oberhausen. . Ein Blick in die aktuelle Unfallstatistik von 2010 verrät: Während die Zahl der Verkehrsunfälle in Oberhausen die unrühmliche Spitze der vergangenen zehn Jahre erreicht hat und von 7006 auf 7493 stieg, zog das Rad bei diesem Negativtrend nicht mit.

Das Fahrrad ist das Verkehrsmittel der Armen. Sagt man. Insofern müsste doch gerade das chronisch klamme Oberhausen gut aufgestellt sein. Die Stadt ist Mitglied im Arbeitskreis fahrradfreundlicher Städte, doch woran kann man Freundlichkeit messen? Ein Blick in die aktuelle Unfallstatistik von 2010 verrät zumindest: Während die Zahl der Verkehrsunfälle in Oberhausen die unrühmliche Spitze der vergangenen zehn Jahre erreicht hat und von 7006 auf 7493 stieg, zog das Rad bei diesem Negativtrend nicht mit.

Tatsächlich gibt es der Polizeistatistik zufolge keinen einzigen Fall, in dem ein Fahrrad einen Verkehrsunfall allein verschuldet hätte. Damit rangieren Radler sogar noch hinter den Fußgängern, von denen 1,4 Prozent durch falsches Verhalten für Unfälle sorgten. Auch als Mitverursacher machen Fahrradfahrer eine recht gute Figur: 81-mal waren sie daran beteiligt -- das macht etwas über 1 % aller Unfälle aus –, immerhin 22 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Auch Radler sind keine Engel

Zwar betrifft diese positive Entwicklung nur die gemeldeten Unfälle, an eine Dunkelziffer glaubt Polizeisprecher Ralf Henkemeyer aber nicht, „sie entfällt, weil Radler bei Schadensfällen immer verletzt werden“. Na klar, Radler sind auch in Oberhausen keine Engel: Sie nehmen die Vorfahrt, benutzen die Radwege nicht, fahren im Dunkeln ohne Licht und technisch sind ihre Drahtesel mangelhaft – das sind die Hauptrisiken beim Radeln.

Bedeuten weniger Radunfälle in der Stadt aber einen Trend zu gestiegener Fahrradfreundlichkeit? Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) in Oberhausen sieht darin zumindest ein Zeichen: „In der jüngsten Vergangenheit hat die Stadt mehr Radwege wieder vom Gehweg auf die Straße verlagert, wo es für den Radfahrer sicherer ist“, sagt Norbert Marißen, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, „wir glauben, dass sich diese Maßnahme nun auf die Unfallstatistik auswirkt“.

Eine Ausnahme in der jünstgen Vergangenheit kritisiert Marißen jedoch: Bei der Erneuerung der Holtener Straße hat man den Radweg nicht auf die Straße geholt, „obwohl dafür ausreichend Platz gewesen wäre“. Unfallschwerpunkte für Radler seien in der Stadt aber nicht mehr zu finden, bestätigen ADFC und Polizei. Dennoch, fragt sich der ADFC-Sprecher: „Reichen die Maßnahmen für Radler aus? Zeigen sie Wirkung? Darüber gibt es keine Daten.“

Erfassung zu teuer

Tatsächlich verzichtet die Stadt darauf, den Erfolg ihrer Maßnahmen real zu erfassen. Die letzte Erhebung von 2002 hatte festgestellt, dass der Anteil des Fahrrads am Stadtverkehr nur 9 Prozent ausmacht. Und heute? „Eine solche Erfassung kostet 40.000 Euro“, sagt Dieter Baum, Fahrradbeauftragter der Stadt, „wir können uns das als Nothaushaltskommune nicht leisten“.

Baum lässt aber andere Zahlen sprechen: 170 Kilometer Wege in Form von Schutzstreifen auf der Straße oder als Streifen auf dem Bordstein stellt die Stadt den Radlern zur Verfügung. Stolz ist man auf den Radweg entlang der ÖPNV-Trasse in den Norden, die reichlich genutzt werde. Die Höhe der Investitionen in Radwege kann Baum aber nicht nennen, weil die Kosten dafür bei Straßensanierungen immer einberechnet seien, sie werden nicht getrennt erfasst. Einen gesonderten Topf zur Förderung des Verkehrsmittels Fahrrad gebe es nicht. „Ich glaube, das Rad kommt spürbar bei den Bürgern an“, sagt der Fahrradbeauftragte dennoch. Auch deshalb, weil sich nun dreimal mehr Menschen für die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ meldeten als in den Jahren zuvor. „Das Fahrrad“, glaubt Baum, „ist kein arme-Leute-Verkehrsmittel mehr“.