Oberhausen. . Die Verkehrswacht Oberhausen ist die älteste Bürgerinitiative der Stadt im Bereich Verkehrserziehung und hat sich zum Ziel gesetzt, für mehr Sicherheit auf den Straßen zu sorgen. Vor allem Dialogdisplays seien ein effektiver Weg, Raser zu bremsen.

Mehr als 70.000 Ehrenamtliche engagieren sich deutschlandweit für die Verkehrswacht, allein 120 von ihnen in Oberhausen. Dieter Elsenrath-Junghans (69) ist seit 14 Jahren ihr Vorstand. Er weiß, dass er sich mit den drastischen Forderungen, die sein Verein vertritt nicht gerade beliebt macht, schließlich wollen viele auch in Zukunft mit über 130 km/h über die Autobahnen heizen und auch den Wein zum Essen wollen sich viele nicht verbieten lassen, wenn sie danach noch ins Auto steigen wollen.

Doch 100 km/h auf Landstraßen, 50 km/h Innerorts und Autobahnabschnitte ohne Tempolimit hält er für den Hauptgrund für die vielen Verkehrsunfälle in Deutschland. „Reduzierte Geschwindigkeit führt zwangsläufig zur Reduzierung von Verkehrsunfällen“, da ist er sich sicher.

Mehr Verkehrsunfälle in Oberhausen

Die Zahl der Verkehrsunfälle in Oberhausen wächst: Allein 2010 wurden 7439 Unfälle registriert. 2009 waren es noch 7006. Elsenrath-Junghans führt dies vor allem auf den strengen Winter, mehr Senioren am Steuer und die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen zurück.

Besonders die jungen Fahrer sieht er als eine Problemgruppe und somit auch als besondere Zielgruppe für die Verkehrswacht an. Zu schnelles Fahren sowie Drogen und Alkohol am Steuer seien die häufigsten Unfallursachen. Daher sieht Elsenrath-Junghans den „Crash Kurs NRW“ in Oberhausen als eine wichtige Maßnahme. Hier sollen Unfallbeteiligte von ihren Erlebnissen berichten und somit Emotionen hervorrufen. „Das allein halte ich jedoch für nicht ausreichend“, sagt Elsenrath-Junghans und empfiehlt besonders den jungen Fahrern ein Pkw-Sicherheitstraining, wie es die Verkehrswacht anbietet. Hier können junge Fahrer, aber auch andere Altersgruppen, intensive Fahrübungen, wie Slalomfahren auf unterschiedlichsten Untergründen, ausprobieren und zusätzlich einen Seh- und Reaktionstest durchführen.

Diese Tests seien auch bei Senioren sehr wichtig. Zudem haben gerade Fahranfänger kein Geld für ein neues Auto und greifen auf Gebrauchtwagen zurück, die nicht selten erhebliche Sicherheitsmängel aufweisen. Daher bietet die Verkehrswacht gemeinsam mit der Dekra eine kostenlose Überprüfung beim sogenannten „Safety Check“ an.

Eltern sind Adressaten

Doch nicht nur der Autofahrer wird von der Verkehrswacht in Oberhausen betreut. So kooperiert sie beispielsweise mit der Polizei bezüglich der Radfahrausbildung, bildet Schülerlotsen aus und hält in Kindergärten und Grundschulen Vorträge über die Schulwegsicherheit. Der Adressat ist jedoch nicht nur das Kind, es sind vor allem die Eltern, die häufig das größere Problem seien. „Überspitzt könnte man sagen, dass sie ihre Kinder am liebsten mit dem Auto bis in den Klassenraum fahren wollen“, sagt Elsenrath-Junghans. Zudem werden Kinder häufig als kleine Erwachsene gesehen. Erstklässler haben jedoch einen 30 Prozent geringeren Blickwinkel und können Geschwindigkeiten schlechter einschätzen.

Daher arbeitet die Verkehrswacht in Oberhausen momentan in Kooperation mit der Stadt und der Polizei mit sogenannten Dialogdisplays. Auf ihnen sind Kinder zu sehen und darunter wird dem Autofahrer angezeigt, ob er zu schnell fährt. Der ehemalige Polizist und Lehrer Elsenrath-Junghans setzt auf den pädagogischen Effekt der neuen Anzeigen, die „Langsam“, „Vorsicht Kinder“, „Zu Schnell“ und „Danke“ anzeigen, jedoch keine genaue Geschwindigkeit. Etwa 85 Prozent haben nach der Warnung des Geräts ihre Geschwindigkeit in den 30er Zonen gedrosselt. Momentan gibt es in Oberhausen nur einen Dialogdisplay. „Wünschenswert wären drei Geräte. Jeweils eins für Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade“. Doch die Finanzierung ist schwierig: 3500 Euro kostet ein einziges Gerät. Durch die gute Kooperation mit Stadt und Polizei sei jedoch so einiges möglich, meint Elsenrath-Junghans.

Wenig Vereinsnachwuchs

Die Verkehrswacht finanziert sich durch den Mitgliedsbeitrag von 30 Euro im Jahr sowie durch Zuwendungen durch Bußgelder und Sponsoren. Doch genau wie viele andere Vereine, die auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen sind, hat auch die Verkehrswacht in Oberhausen Nachwuchssorgen. Momentan liegt der Altersdurchschnitt bei rund 60 Jahren. Doch Elsenrath-Junghans wünscht sich vor allem junge Unterstützung, schließlich wäre unsere Gesellschaft ohne das Ehrenamt deutlich ärmer. Informationen über die Verkehrswacht Oberhausen gibt es unter 80 15 51 und 80 42 22.