Essener Autofahrer müssen jetzt ganz tapfer sein: Wenn es irgendwo kracht auf den Straßen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass einer von ihnen am Steuer sitzt. Ja, statistisch gesehen, bauen Essener die meisten Unfälle; in NRW nehmen sie den traurigen Spitzenplatz ein.
Zu diesem Ergebnis kommt jetzt Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GdV). Der wertet jedes Jahr Aufwendungen und Kosten aus, die den Kfz-Versicherern entstehen, weil ihre Versicherungsnehmer beim Linksabbiegen geschlafen oder an der Ampel das Rotlicht übersehen haben - und es deshalb krachen ließen.
Der Vergleich über die vergangenen fünf Jahre ist jeweils Grundlage für die Einstufung in die so genannten Regionalklassen. Je höher die Regionalklasse, je höher sind die Versicherungsbeiträge. In diesem Jahr ist Essen in die höchste Regionalklasse aufgestiegen - als einzige Stadt in NRW. In keiner anderen Stadt des Landes zahlen Autofahrer mehr für eine Kfz-Haftpflichtversicherung.
GdV-Sprecher Christian Lübke will nicht ausschließen, dass die Versicherer die Beiträge für Essens Autofahrer zum Jahreswechsel anheben werden. Allerdings herrscht in der Branche aktuell ein harter Preiskampf. Jetzt schon fahren Essener um 20 Prozent teurer als der Bundesdurchschnitt. Damit finden sie sich in einer Spitzengruppe gleich auf mit Berlin, Nürnberg, Hamburg und München. Besonders günstig fährt es sich in NRW übrigens mit dem Kennzeichen „MS“. Zwischen Münster und Essen liegen bei den Beiträgen für einen Mittelklassewagen schon mal leicht 100 Euro pro Jahr.
Täglich 100.000 Berufspendler in Essen
Wer glaubt, die Zahl der Fahrradfahrer mache den Unterschied, liegt falsch. Besonders teurer fährt es sich laut GdV im bayerischen Kaufbeuren, weil es dort zwischen Auto- und Fahrradfahrern besonders häufig kracht. Mit der Ursachenforschung hält die Versicherungswirtschaft sich sonst nicht weiter auf. Gut, die Wahrscheinlichkeit, in einer Großstadt einen Unfall zu bauen, sei größer als in einer ländlichen Gemeinde, sagt Lübke. In Essen mit täglich 100 000 Berufspendlern mag dieses Risiko noch größer sein, als in anderen vergleichbaren Großstädten.
Merkwürdig nur: Die Unfallstatistik der hiesigen Polizeibehörde spricht ein ganz andere Sprache. Nun erfasst die Polizei alle Unfälle, die sich auf dem Stadtgebiet ereigneten, ganz gleich um welches Kennzeichen es sich bei dem Unfallfahrzeug handelt. Während die Versicherer bei der Einstufung allein die E-Kennzeichen interessieren. Nun dürften Essener auch außerhalb der Stadtgrenzen den ein oder anderen Unfall gebaut haben. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass die große Mehrheit der Unfallfahrer innerhalb der Stadtgrenzen einen Bums gebaut hat, ist ungleich größer.
Ausbau der A40
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22 632 Unfälle nahm die Polizei 2010 zwischen Karnap und Kettwig auf. Das waren 1110 Unfälle mehr als ein Jahr zuvor, was die Auswertung des GdV auf den ersten Blick stützt. Allerdings ging die Zahl der schweren Unfälle, bei denen Versicherungen in der Regel deutlich höhere Kosten entstehen, zurück um 115 auf 418. Auch verzeichnete die Polizei weniger Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen. Deren Zahl sank um 187 auf 1634. Lediglich die Zahl der Bagatellschäden stieg kräftig an um 1348 auf 16209. Davon kam es 3000 Mal in den zuletzt eisigen Wintermonaten zu Blechschäden. Ergo: Was für die Polizei ein Bagatellschaden, kann für die Versicherer offenbar richtig teuer werden.
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