Oberhausen/Mülheim. . Das Stadttheater Oberhausen und die freie Szene Mülheim- ein ungewöhnliches Kooperationsprojekt ist am Donnerstag, 7. Juli, zu Gast beim renommierten Freie-Szene-Festival „Impulse“ in Mülheim.
Das Stadttheater und die freie Szene – lange ging sie kaum zusammen und in Teilen ist das immer noch so: Hier das um Mainstream und Status bemühte Bildungsbürgertum, dort die um schrille Ästhetik und Avantgarde bemühte Szene. Doch zwischen Mülheim und Oberhausen knüpfen sich seit dem vergangenen Jahr zarte Bande zwischen dem Freien Theater im Ringlokschuppen und dem Theater Oberhausen.
Ein ungewöhnliches Kooperationsprojekt ist am Donnerstag, 7. Juli, zu Gast beim renommierten Freie-Szene-Festival „Impulse“ in Mülheim. Beide – Stadt- und freies Theater – wollen von den Zuschauerschnittmengen profitieren.
Überfallartig
„Saving the world“, kurzum: „Die Rettung der Welt“, ist eine Mischform aus Film und Guerillatheater. Die britisch/deutsche Gruppe „Gob Squad“ konfrontiert Menschen an alltäglichen Plätzen mit ihrer Performance überfallartig und dennoch charmant. Das Ereignis wird gefilmt. Gezeigt wird das Zusammenspiel von Aktion und Passantenreaktion später auf geteilten Flächen einer bühnenfüllenden Leinwand. Zum Projekt „Super Night Shot“ gingen Gob Squad mit vier Kameras auf die Straße.
Diesmal haben sie sich das Einkaufszentrum Centro in Oberhausen ausgesucht. Als bunte Superhelden verkleidet fragen sie Besucher: Was würden sie von der Welt bewahren wollen? Das Einkaufszentrum sei bereits eine Welt für sich, sieht Holger Bergmann, Künstlerischer Leiter im Ringlokschuppen, die Spannung zwischen Konsum und Kunst. „Gerade weil der Ort künstlerisch kaum ein Rolle spielt, dafür aber massiv für die Struktur der Städte.“
„Es ist großartig und ungewöhnlich, dass das Centro mitgespielt hat“, lobt Theaterintendant Peter Carp. Die anfängliche Zurückhaltung wundert nicht, denn die „Neue Mitte“ hatte zuletzt keine glückliche Hand mit Aktionen auf ihrem Gelände: Erst geriet eine Anti-AKW-Demo aus den Fugen, Tage später eskalierte ein Auftritt der RTL-Kandidaten von „Deutschland sucht den Superstar“.
Auch interessant
Überzeugungsarbeit leistete Hannah Schwegler, Dramaturgin am Theater Oberhausen, so dass man sogar an zwei Tagen drehen durfte. Wie Besucher und Konsumtempel mit der Kunst interagieren? „Mal sehen“, meint Gob Squad-Regisseurin Johanna Freiburg über das Experiment, „wir werden unsere Verführungskünste spielen lassen.“
Ein Experiment ist die Kooperation für die beiden Theaterhäuser Oberhausen und Mülheim. In Zukunft sollen weitere gemeinsame Produktionen folgen. Letztlich versprechen sich beide ein breiteres Publikum. Ob’s gelingt? „Eine Bewertung wäre noch zu früh“, glaubt Carp, „in Zürich etwa war die Vermischung von freier Szene und Stadttheater noch ein echter Tabubruch. Aber im Ruhrgebiet haben die Leute mehr Lust auf Theater, mal das eine, mal das andere.“