Düsseldorf. Noch bis Sonntag gibt's beim Theaterfestival Impulse das beste aus der freien Szene zu sehen. Weit mehr als 5000 Besucher haben sich schon inspirieren lassen - am 6. Dezember werden die Preise verliehen.
Mehr Geld. Ein großes Haus. Matthias von Hartz und Tom Stromberg haben Ideen, wie es der freien Theaterszene besser gehen könnte. Praktisch nur von dort komme Innovation, behaupten sie - und treten als Leiter der Impulse mit dem laufenden Theaterfestival den Beweis an.
Ob sie ihn mit den elf Produktionen im Wettbewerb und den vier “Special Guests” erbringen können? Da scheiden sich die Kritiker-Geister. Kein Zweifel besteht allerdings an dem Pfund, mit dem eigentlich alle Festivals wuchern: Es gibt auf (relativ) kleinem Raum ein breites Spektrum an Möglichkeiten zu sehen. Für die Theater- und Performance-Fans der Region ist es großartig, Produktionen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich erleben zu können und mit den “Special Guests” den Horizont noch ein bisschen mehr zu erweitern. Die Profis wissen das natürlich längst: Jede Menge Kuratoren und Scouts sind - noch bis Sonntag, 6. Dezember, in Düsseldorf, Mülheim, Bochum und Köln bei den Impulsen unterwegs, um für andere Festivals oder Theater Talente aufzuspüren.
Überraschung im Tunnel
Und dann ist da die Festival-Stimmung, ein wichtiger Faktor. Künstler und Kunst-Konsumenten treffen aufeinander, tauschen sich aus und erleben Kunst von Dritten gemeinsam. Das kann sehr inspirierend sein - und ziemlich witzig, wie bei einem der Marathons am vergangenen Wochenende. Beim Impulse-Marathon fahren ganz Hartgesottene stundenlang von Spielstätte zu Spielstätte, um sich bis zu fünf Theaterproduktionen am Tag anzusehen. Den Bus organisiert das Festival, und es sei ausdrücklich darum gebeten worden, keinen Doppeldecker zu schicken, erzählt Leiter Stromberg.
Vergeblich. Was dazu führte, dass eine Impulse-Mitarbeiterin das Gefährt an den Deckenleuchten vorbei im Schritttempo durch einen Tunnel lotsen musste. “Das packt der nie!”, soll der Fahrer des kleineren Busses dahinter gebrüllt haben. Er lag falsch. Das ist wohl öfter so beim freien Theater.
Nachts um halb 2 beglückt aus dem Theater kommen
Tom Stromberg (Foto oben rechts) bricht beim Gedanken an den Zwischenfall immer noch der Organisatoren-Schweiß aus. Allerdings hat der Abend ihn um eine Erfahrung reicher gemacht - dass nämlich von gutem Theater beglückte Menschen sowas überhaupt nicht als Störung wahrnehmen, sondern als witzige Anekdote. Der Abend war auch für Matthias von Hartz (Foto oben links) eindrucksvoll. Die letzte Vorstellung begann mit Verspätung erst um Mittnacht, die Marathon-Gucker waren vorher noch mit Prosecco aus Dosen, Koffein-Drinks und Traubenzucker gedopt worden. Und dann: “Saving the world” von Gob Squad: “Da kommen die Leute nachts um halb 2 berührt aus dem Theater!” Hat Stromberg auch so erlebt: “Das hat die gepackt.”
Die Jury auch? Es habe ein erstes Gespräch der Juroren gegeben, sagt von Hartz - “da gingen die Meinungen weit auseinander.” Aber man habe ja auch noch längst nicht alles gesehen, und überhaupt biete das Festival nun mal sehr viel Verschiedenes. Da werde in “Der Pate I-III” ein komplette Filmtrilogie nacherzählt, eine andere befasse sich mit Shakespeares Othello... “Wir haben das Gefühl, dass die Breite der Vorstellungen, die wir eingeladen haben, gut ankommt”, sagt von Hartz. 5000 Besucher hatten schon nach dem ersten Wochenende Impulse bekommen - beim kompletten Festival 2007 waren es 8000.
Wer ist der Beste?
Sonntag werden die Preise verliehen. Die Juroren - Vincent Baudriller, Direktor des Festivals d’Avignon, Martin Berg, Leiter Theater/Tanz am Goethe-Institut, Christian Esch vom NRW-Kultursekretariat, Joachim Lux, Intendant des Hamburger Thalia Theaters, Annemie Vanackere, Leiterin Rotterdamse Schouwburg und die beiden künstlerischen Leiter der Impulse werden entscheiden, welche Produktion zum Berliner Theatertreffen und den Wiener Festwochen fährt und welche auf internationale Gastspieltour geht. “Das wird spannend”, meint Stromberg, “aber ist das dann wirklich der Beste? Es ist immer ungerecht - das ist ja klar.” Die Preisverleihung startet um 21 in den FFT Kammerspielen in Düsseldorf.