Oberhausen. .

Die seit 1964 in Oberhausen ununterbrochen regierende SPD steht vor einer umfassenden Neuordnung: Prägende Persönlichkeiten wie SPD-Chef, -Fraktionschef und Landtagsabgeordneter Wolfgang Große Brömer und der seit 2004 amtierende Oberbürgermeister Klaus Wehling werden in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen.

Erstmals öffentlich hat der 58-jährige Große Brömer seinen schrittweise Rückzug aus der aktiven Politik angekündigt. „In einem ersten Schritt werde ich im nächsten Frühjahr nicht mehr zur Wahl als Oberhausener SPD-Parteichef antreten“, sagte Große Brömer der WAZ. Den Unterbezirk künftig führen soll der 54-jährige NRW-SPD-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete Michael Groschek. „In Oberhausen war es Tradition, das Bundestagsmandat mit dem Parteivorsitz zu verknüpfen. Deshalb werde ich Mike Groschek für diese Aufgabe vorschlagen.“

2015 gesetzliche Rentengrenze erreicht

Große Brömer begründete seinen Rückzug mit seinem Alter. „Ich bin davon überzeugt, dass sich auch Politiker an die gesetzliche Rentenaltersgrenze halten sollten. Man sollte nicht versuchen, noch mit 68 oder 69 Jahren Mandate wahrzunehmen“, meinte der früher Leiter der Gesamtschule Alt-Oberhausen. Deshalb werde er mit dem Ablauf der Wahlperiode 2015 auch als Landtagsabgeordneter aufhören, da er dann 63 Jahre alt werde. „Sollte es allerdings doch noch vorgezogene Landtagswahlen geben, trete ich noch einmal als Landtagskandidat an“, meint er.

Für den Rat der Stadt werde er sich bei den Kommunalwahlen 2014 definitiv nicht mehr aufstellen lassen. Dann soll nach Vorstellung des SPD-Chefs auch der neue Oberbürgermeister gewählt werden. Wehlings Amtszeit endet offiziell allerdings erst 2015, da die Amtszeit der OB in NRW vor der letzten Wahl auf sechs Jahre verlängert wurde. Der heute 63 Jahre alte Wehling müsste also vorzeitig gehen.

Grobe Vorstellungen hat Große Brömer auch schon über die Eigenschaften des geeigneten neuen OB-Kandidaten der SPD entwickelt, ohne Namen zu nennen: „Wir sind immer bodenständig geblieben und halten einen guten Kontakt zu den Bürgern. Diese Stärken müssen wir ausbauen: Deshalb werden die führenden Persönlichkeiten der Zukunft auch aus unserer Mitte vor Ort kommen und nicht von außen angeworben.“ Der OB-Kandidat solle bürgernah sein und „intelligente Perspektiven für Oberhausen entwickeln.“

Kein erfolgreicher OB-Kandidat in Oberhausen?

Zwar glaubt Große Brömer optimistisch, dass die SPD Oberhausen „genügend Leute hat, die dafür in Frage kommen - aus der Verwaltung, aus der Partei“. Doch intern gibt es nicht wenige, die dies bezweifeln. So wird eine erfolgreiche OB-Kandidatur nur wenigen wirklich zugetraut - wenn sie es denn überhaupt wollen.

Michael Groschek könnte aus Liebe zu seiner Heimatstadt sämtliche Karrierepläne im kühlen Berlin sausen lassen; Hartmut Schmidt, Manager der finanziell starken städtischen Tochter OGM, gilt als der gewiefteste taktische Kopf und Strippenzieher der Partei mit Drang zu höheren Aufgaben; Kulturdezernent Tsalastras sieht sich in dieser Stadt nicht nur auf liebliche Künste beschränkt und Planungsdezernent Peter Klunk wird als fleißiger sympathischer Fachmann mit Überblick geschätzt.

Und auch Jochen Kamps, Geschäftsführer des Berufsausbildungszentrums ZAQ, hat Freunde, die den Sozialexperten ins Rennen ums höchste Stadtamt schicken wollen.

Doch dies sind alles Spekulationen, die der SPD momentan viel zu früh sind - die Entscheidung soll erst 2013 fallen.