Oberhausen. . In Oberhausen sind Bürger gegen eine Therapieeinrichtung für Schwerverbrecher in der Innenstadt auf die Straße gegangen. Aufgerufen hatte die Initiative „Sicherheit für Oberhausen“. Einige Dutzend Menschen kamen zum Protest.
Sie steht als erste dort - vor dem eisernen grauen Tor der alten JVA. Ein großes gelbes Plakat mahnend vor der Brust. Edelgard Volbracht will keine Therapieeinrichtung für Schwerverbrecher in der Innenstadt. Und da ist sie nicht allein. „10 000 Unterschriften haben wir schon dagegen gesammelt“, sagt Carolin Buttke von der Bürgerinitiative „Sicherheit für Oberhausen“ kurze Zeit später.
Da haben sich an diesem Samstagvormittag dann schon einige Dutzend Menschen vor dem Tor versammelt. Carolin Buttke drückt den Passanten, die unter Regenschirmen geduckt eilig vorbeilaufen, Flugblätter in die Hand. „Warum wir gegen eine Therapieeinrichtung für Schwerverbrecher in Oberhausen sind“ steht da in fetter Schrift, wird da aufgeklärt, weshalb man die Einrichtung ablehnt.
„Davon lassen wir uns nicht abschrecken“
Weil das Gebäude zu zentral in der Innenstadt liegt, umgeben von Schulen und Kindergärten. Weil den Bahnhof in nächster Nachbarschaft unzählige Menschen nutzen, darunter einige tausend Kinder für den Schulweg. Oder: Weil die Innenstadt weiter an Ansehen verliert.
Alles Gründe für das „Nein“ der Bürger, die Carolin Buttke bereits in der letzten Ratssitzung vortragen durfte. Ihre Rede wiederholt sie noch mal für alle, die heute hier stehen und sich informieren wollen. Auch wenn das nicht so viele sind: „Davon lassen wir uns nicht abschrecken“, sagt Simone-Tatjana Stehr (CDU), deren Fraktion als einzige im Rat gegen die Therapieeinrichtung stimmte. Für Stehr belegen allein die vielen Unterschriften schon, wie viele Bürger sich mit diesem Thema befassen. „Wie groß das Interesse daran ist, erfahre ich auch immer wieder in Gesprächen“, sagt sie. Und reden wollten alle darüber, ältere Menschen, Eltern mit Kinder genauso wie Jugendliche.
„Ein Mann, der sich nicht schützend vor seine Bürger stellt, ist untragbar“
Was bei vielen Teilnehmern der Aktion mitschwingt, ist wohl das Gefühl, von Oberbürgermeister Klaus Wehling im Stich gelassen worden zu sein. Edelgard Vollbracht drückt ihre Überzeugung mit ihrem Plakat drastisch aus: „Ein Mann, der sich nicht schützend vor seine Bürger stellt, ist untragbar“, steht da neben dem Porträt des OB.
Ja, auch Andre Weiß ist „unzufrieden mit dem OB“. „Die Leute müssten mehr Einfluss haben, auf das, was hier passiert“, fordert er. Dann findet er den Standort in der Innenstadt und auch noch neben einer Schule für eine Therapieeinrichtung dieser Art denkbar ungünstig. Harte Worte findet Weiß für die Informationspolitik der Stadt: „Die ist so, dass man das Gefühl bekommt, die Bürger werden für dumm verkauft.“
„Ich fühle mich hier dann nicht mehr sicher“
Ein älteres Ehepaar, 73 und 72, das für seine Enkel kämpft, findet noch härtere Worte. Sie finden es unmöglich, wie man mit den Bürgern umgehe. „Wie wir belogen werden“, sagt der Mann, „der Oberbürgermeister hat behauptet, er habe erst einen Tag vorher von der Einrichtung erfahren, das glaubt ihm doch keiner.“
Katharina Oystambzithes ist aus einem sehr einfachen Grund gegen die Einrichtung: „Ich fühle mich hier dann nicht mehr sicher“, sagt sie. Es ginge ihr um die Sicherheit der Kinder, der Menschen überhaupt. Und solche Schwerverbrecher gehörten einfach nicht in Innenstädte.
Unterschriftenliste soll am 9. März übergeben werden
Ein 77-Jähriger liefert gleich eine Lösung für das Unterbringungsproblem: „Der Guttenberg schließt doch jetzt Kasernen.“ Und dann empört sich der Mann: „Es fehlt Geld für Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder, aber die Verbrecher, die kriegen hier jetzt ein Wohnzimmer gemacht.“
Nun, die Bürgerinitiative will weiter kämpfen, dass dieses „Wohnzimmer“ woanders hinkommt. Der Samstag, das war jetzt Information. In zwei Wochen geht es weiter mit einer Demonstration. „Am 9. März werden wir dem Oberbürgermeister die Unterschriftenliste übergeben“, sagt Carolin Buttke.