Oberhausen. . Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier blickt auf ihre ersten 100 Amtstage zurück: Vor der Unterbringung von Schwerstkriminellen in der JVA will sie das Sicherheitskonzept optimieren. Und sie wünscht sich mehr Migranten für den Polizeidienst.

Bevor der Umbau der ehemaligen JVA nicht abgeschlossen ist, sollen dort keine Gewalttäter untergebracht werden, fordert Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier. „Wir wollen dort keine offene Flanke bieten, das Sicherheitskonzept muss erst stehen“, sagt die Präsidentin. Für sie als Polizei, die für die Sicherheit der Bürger eh zuständig sei, spiele es ansonsten keine Rolle, ob in der Stadt eine JVA oder die Therapieeinrichtung stünden.

Kerstin Wittmeier hat auch eine klare Meinung zu den Insassen, die in der ehemaligen JVA vorübergehend therapiert werden sollen. „Auch das sind Menschen, die Rechte haben.“ Und auch wenn es schwer zu vermitteln sei, die Gesellschaft müsse mit diesen Menschen umgehen können. Die Polizeipräsidentin ist zudem überzeugt: „Ziel muss immer die Integration sein.“

Jugendkriminalität ist ein Schwerpunkt

Kerstin Wittmeier ist rund 100 Tage im Amt und hat schon das Gefühl, nie etwas anderes gewesen zu sein als Polizeipräsidentin in Oberhausen. Akzeptanz-Probleme habe sie keine. Nicht als jüngere Frau und auch nicht auf Grund ihrer für diesen normalerweise mit Juristen besetzten Job „exotischen“ Ausbildung“, sagt die 45-jährige Sozialwissenschaftlerin.

Als Kerstin Wittmeier sich im vergangenen Jahr ihrer neuen Aufgabe stellte, habe sie eine gut aufgestellte Behörde mit hoch motivierten Mitarbeitern vorgefunden. Und so sind damals wie heute großartige Veränderungen nicht ihr Ding. Was sie auf jeden Fall klären will: „inwieweit die positive Entwicklung bei der Jugendkriminalität auf die polizeiliche Arbeit zurückzuführen ist“. Die Polizeipräsidentin ist sich sicher, dass bei den erfreulich rückläufigen Zahlen eine Menge Faktoren eine Rolle spielen. Das Thema Jugendkriminalität ist eines, das ihr besonders am Herzen liegt. Trotz guter Ergebnisse dürfe man da nicht locker lassen. Da die Kriminalität bei Jugendlichen unter 14 Jahren zunimmt, kann sich Kerstin Wittmeier vorstellen: „Es gibt ein Projekt der Landesregierung, das sich mit minderjährigen Jugendlichen befasst. Dem würden wir uns gerne anschließen.“ Zu den Ängsten, die Oberhausener vor Gruppen junger türkischer Machos äußern, erklärt sie: „Das sind subjektive Ängste.“ Eine konkrete Gefährdung könne sie in diesem Fall nicht bestätigen.

Berater für Senioren

Wittmeier weiter: „Im Verkehrsbereich sind wir sehr gut aufgestellt.“ Diesen Level gelte es zu halten und zu verbessern. Die Polizeipräsidentin weist darauf hin, dass in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Wohnungseinbrüche in die Höhe schnellt. Und auch wenn Oberhausen im Vergleich zu anderen Städten keine Ausreißer bei den Einbruchszahlen hat, möchte Kerstin Wittmeier hier noch mehr tun, um die Bürger zu schützen. Auch, da Menschen einen Einbruch als unheimlich elementar erlebten.

Und noch ein Punkt: Für mehr Schutz für die älteren Oberhausener sollen die Seniorensicherheitsberater sorgen. Die Polizei will mit deren Hilfe Aufklärungsarbeit leisten. Viele ältere Leute seien einfach zu gutgläubig und ließen immer noch Fremde in ihre Wohnung. Kerstin Wittmeier: „Wir überlegen gerade, wie wir möglichst viele Senioren erreichen.“

Polizisten mit Migrationshintergrund gewünscht

Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier ist wichtig: „Wir müssen mehr Menschen mit Migrationshintergrund in die Polizei holen.“ Deshalb werden sie jetzt auch in muslimischen Gemeinden gehen und dort über die Polizeiarbeit informieren. „Jugendliche mit Migrationshintergrund im Dienst der Polizei signalisierten einen Einsatz für die Werte unserer Gesellschaft, für die Demokratie. Und: Allein ihre Sprachkompetenz könnte bei Streitigkeiten unter Landsleuten deeskalierend wirken. Um junge Leute für den Polizeidienst zu begeistern, gibt es eigens Praktikumsplätze für Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Kurioserweise weiß man bei der Polizei nicht, wie viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund dort bereits arbeiten. Denn: Sobald jemand die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist seine Herkunft nicht mehr erkenntlich.