WAZ-Medizinforum in Oberhausen zum Thema Prostata gut besucht
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Oberhausen. Im Johanniter Krankenhaus in Oberhausen informierte Dr. Jan Fichtner, Chefarzt der Urologie, über die “Prostata — die Achillesferse des Mannes“. Unter den Zuhörern der ausgebuchten Veranstaltung des WAZ-Medizinforums waren mehr Männer als Frauen.
„Der Mann ist ein verdrängendes Wesen, er denkt, er sei unverwundbar“, konstatierte Professor Dr. Jan Fichtner, Chefarzt der Urologie am Johanniter Krankenhaus. Der Mann ist vor allem auch ein überraschendes Wesen, zeigte das WAZ-Medizinforum am Montagabend. Ausgebucht war die Veranstaltung, bei der es um die „Prostata — die Achillesferse des Mannes“ ging.
Mehr Männer als Frauen
Die Männer, diese Vorsorgemuffel, kamen in Scharen. „Es sind deutlich mehr Männer als Frauen unter den Zuhörern“, stellte auch WAZ-Redakteur Thomas Schmitt fest, der die Veranstaltung moderierte. Freiwillig. Es waren wohl doch nicht die Frauen, die ihre Liebsten zum WAZ-Medizinforum geschleppt hatten.
Die Herren der Schöpfung ließen sich zunächst von Fichtner über die Prostata informieren. Dieses beim jungen Mann kastaniengroße Organ produziert die Samenflüssigkeit, machte der Mediziner in seinem Vortrag „Vorsorge macht stark“ klar. Die Vorsteherdrüse, die unterhalb der Blase sitzt und die Harnröhre umschließt, wächst mit den Jahren. „Sie kann die Größe einer Orange erlangen“, so Fichtner. Wird das Organ immer größer, kommt es zu den typischen Symptomen einer gutartigen Veränderung, an der 60 Prozent aller Männer im Alter um die 60 Jahre leiden: schwacher Harnstrahl, häufiges Wasserlassen. Tabletten im Frühstadium, eine Operation bei starker Vergrößerung schaffen Abhilfe.
Im Frühstadium noch heilbar
„Vorsorge macht stark“ bei gutartigen Vergrößerungen, aber umso stärker, wenn Krebs wuchert. Fichtner: „Prostatakrebs ist, im Frühstadium erkannt, in nahezu 95 Prozent der Fälle heilbar.“ In späteren Stadien sinken die Überlebenschancen drastisch. Mit der Tastuntersuchung könnten 30 Prozent der bösartigen Tumore frühzeitig erkannt werden, mit Hilfe des PSA-Tests (PSA gleich Prostata spezifisches Antigen) sogar 70 Prozent, laut Fichtner. Übrigens: Wer schon in frühen Jahren vorbeugen möchte: „Eine ausgewogene, fettarme Ernährung ist günstig“, so der Chefarzt.
WAZ Medizinforum
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Und wenn das Kind dann doch in den Brunnen gefallen ist, die Prostata vergrößert oder gar Krebs entdeckt wurde? „Die Operation — und was passiert danach“ war das Thema des Vortrags von Oberarzt Dr. Franz Kaiser. Auch er befasste sich zunächst mit den gutartigen Veränderungen. Sprach von einer medikamentösen Therapie, die dann nicht mehr ausreicht, wenn die Blase gar nicht mehr entleert werden kann beim gefürchteten Blasenverhalt, die Blase blutet, häufig Infektionen auftreten oder sich der Urin in den Nieren staut. Dann muss operiert, die Prostata verkleinert werden. „Das Ergebnis der OP ist eine Verbesserung des Harnflusses um 115 Prozent“, so Kaiser. Und zu lange sollte Mann mit einer OP nicht warten wegen möglicher Spätschäden an der Blase.
Operation ist nicht immer notwenig
Übrigens muss nicht einmal bei Krebs immer operiert werden. „In sehr frühen Stadien, bei wenig aggressiven Tumoren und niedrigem PSA-Wert ist eine OP nicht sofort notwendig“, sagte Kaiser. Eine „aktive Überwachung“ sei dann jedoch erforderlich. Wird die Prostata entfernt, was im Johanniter Krankenhaus über einen Dammschnitt passiert, der schonender ist als ein Bauchschnitt, beträgt der Krankenhausaufenthalt rund zehn Tage. Wurde der Krebs im frühen Stadium erkannt, hat der Patient nicht nur die besten Überlebenschancen. Da dann auch nervenschonend operiert werden kann, treten nur bei 50 Prozent der Männer Potenzprobleme auf.
Ein Zuhörer interessierte da sofort, „was ist mit den anderen 50 Prozent?“ Kaiser: „Grundsätzlich gibt es Schemata, nach denen ein Potenztraining stattfindet.“ Außerdem gebe es medikamentöse Unterstützung. Die gefürchtete Inkontinenz sprach ein weiterer Mann an: „Ich bin im November operiert worden und immer noch inkontinent.“ Kaiser: „So etwas gibt es. Die Kontinenzrate liegt bei 90 Prozent. Sie dürfen die Geduld nicht verlieren.“
PSA-Wert
„Ein PSA-Test kostet 20 Euro“, sagte Professor Dr. Jan Fichtner. „40 Euro“, erklärte ein Zuhörer. „Ich zahle jedes Jahr 96 Euro“, toppte ein weiterer Gast alles. Warum schwanken die Preise für die Tests so, die die Krankenkassen nur bei einem Verdacht auf eine Erkrankung bezahlen? „PSA-Tests sind nicht verschreibungspflichtig, es gibt bei ihnen keine Preisbindung im Gegensatz zu verschreibungspflichtigen Medikamenten“, brachte Ulf Brenner, Sprecher der Apothekerschaft Oberhausen, gestern Licht ins Dunkel.
Die Hersteller können also bereits unterschiedliche Preise verlangen, die Apotheken dann ebenfalls. Kunden, die nicht so tief in die Tasche greifen möchten, müssen sich also vor dem Kauf eines Tests über die Preisgestaltung informieren.
„In Deutschland gibt es 100 verschiedene PSA-Tests“, hatte Fichtner zuvor bereits informiert. Ein hoher PSA-Wert, bei vielen Tests ist bis 2,5 alles im grünen Bereich, muss nicht unbedingt Krebs bedeuten. Doch, so Fichtner: „Bei einem Wert über vier haben 25 Prozent der Patienten Krebs, bei über zehn 60 Prozent.“ Ein Zuhörer schilderte seinen Extremfall: „Ich habe einen Wert von 41, werde regelmäßig untersucht, das Ergebnis ist immer negativ.“
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