Gelsenkirchen. .

Alarm im Darm, den hatte wohl jeder schon einmal. Dabei gilt es zu unterscheiden in akute, also kurzzeitige, und chronische Beschwerden. Die können durch eine Entzündung verursacht sein. Über diese informierte am Mittwoch das WAZ-Medizinforum im Bergmannsheil.

„Von chronischen Beschwerden spricht man, wenn sie länger als zwei Monate anhalten. Oft aber haben die Patienten seit Jahren Beschwerden“, weiß Dr. Sigrid Kaminiorz, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie. Sie bedauert, dass Darmentzündungen oft spät erkannt werden. Dabei kommt es auf eine frühe Behandlung an. Vor allem bei jüngeren Patienten, die von Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa betroffen sind.

Während die Colitis ulcerosa vor allem den Mastdarm betrifft, kann Morbus Crohn im ganzen Verdauungstrakt auftreten. Die Beschwerden können aber ähnlich sein. Neben Bauchschmerzen und Durchfall kommt es bei Morbus Crohn nur in 20 Prozent der Fälle zu Darmbluten, bei der Colitis ulcerosa gar in 90 Prozent. 20 Prozent der Morbus Crohn-Patienten leiden zudem unter Fisteln. Sie können im schlimmsten Fall zu Vernarbungen des Darms und zu einem Verschluss führen. Daneben gibt es weitere mögliche Komplikationen. So steigern beide Krankheiten das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

So eindeutig die Symptome beschrieben werden können, so schwierig ist die Diagnose. „Sie ist nur durch ein Mosaik aus allen Befunden möglich“, so Kaminiorz. Dabei werden vor allem Laborwerte, Ergebnisse einer Spiegelung und einer Gewebeentnahme für die Diagnose verwendet. Bei Morbus Crohn besteht die Möglichkeit, den Patienten eine Minikamera schlucken zu lassen. Sie ist 26 mal 11 Millimeter groß und wird wie eine Pille geschluckt. Die Passage dauert etwa acht stunden. In dieser Zeit liefert die Kamera 65000 Einzelbilder.

Die Therapie der Darmentzündungen geschieht meist medikamentös. Nur im akuten zustand ist eine Einnahme von Cortison nötig. Daneben hat sich eine mindestens dreijährige Therapie mit Immunsuppressiva wie Azathioprin bewährt. Bei der Colitis ulcerosa ist sogar eine lokale Behandlung mit einem Schaum möglich.

Eine Krankheit, die ältere Patienten betrifft, ist die Divertikulitis, die der Oberarzt Dr. Hubertus Bergermann erklärte. Hier entzünden sich so genannte Divertikel, also Aussackungen in der Darmwand, zumeist am Dickdarm. Viele Menschen haben im Alter Divertikel, allerdings völlig ohne Beschwerden. Wenn sich die Aussackungen entzünden, leiden die Patienten unter spontanen Schmerzen, Krämpfen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Fieber, rektalen Blutungen oder Schmerzen beim Wasserlassen. „Die Schmerzen spielen sich im linken Oberbauch ab“, so Bergermann.

Vor allem über die Spiegelung wird deutlich, ob die Divertikel durch Kotablagerungen entzündet sind. Dann wird der Patient auf Null-Diät gesetzt. Daneben werden Antibiotika, Schmerzmittel und entkrampfende Mittel gegeben. „In über 80 Prozent der Fälle gelingt es, auch schwere Formen ohne Operation zu behandeln“, machte Dr. Hubertus Bergermann betroffenen Mut.

Die Medizin hat auch im Bereich der Darmentzündungen Fortschritte gemacht, betonten beide Ärzte. Die Ursache der Erkrankung kennt sie aber noch nicht. „Wahrscheinlich hat es etwas mit unserer Lebensführung zu tun“, so Dr. Sigrid Kaminiorz. Denn es handelt sich bei allen Darmentzündungen um Zivilisationskrankheiten. „Die peinliche Hygiene könnte eine Ursache sein und der unkontrollierte Umgang mit Antibiotika.“ Da man die Ursache nicht kennt, ist die Vorbeugung schwierig. „Viel körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung“, so Bergermann, dazu könne man aber immer raten.