Konservativ oder operativ? Beim fünften WAZ-Medizinforum informierten sich 150 Gäste zur Heilung verletzter Gelenke. Allgemeingültige Aussagen, wann eine Operation notwendig sei, betonte Chefarzt Dr. Klaus Findt, könne man nicht treffen.
„Individuell – das Wort des Abends“, bemerkte Dr. Christian Klein zutreffend. Der Assistenzarzt in der Unfallchirurgie der Helios St.-Elisabeth-Klinik war einer von vier Referenten, die am Montagabend beim WAZ-Medizinforum rund 150 Gästen Fragen „Rund ums Gelenk“ beantworteten – und dabei vor allem Maßnahmen ansprachen, die ein geschädigtes Gelenk erhalten. Zwischen operativen und konservativen Behandlungen unterschieden die Experten. Allgemeingültige Aussagen, wann eine Operation notwendig sei, betonte Chefarzt Dr. Klaus Findt, könne man nicht treffen: „Es kommt auf die individuellen Umstände des Patienten an.“
Vier Gelenke standen bei dem von WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt moderierten Abend im Mittelpunkt: Schulter, Hüfte, Knie und Sprunggelenk. Fangen wir von unten an und damit bei Dr. Findt: „Verschleißerkrankung des Sprunggelenks sind schmerzhaft“, sagte der Chefarzt. Als Behandlungsmethoden führte er u.a. die Versteifung des Gelenks an, bei kleineren Defekten sei außerdem eine Knorpel-Knochen-Transplantation oder eine Gelenkspiegelung zu empfehlen. „Jede Behandlungsmethode hat Vor- und Nachteile, nur im Einzelfall ist zum künstlichen Sprunggelenk zu raten.“ Drei Komponenten habe dieses und erhalte die Gelenkfunktion. „Rund 80 Prozent der Patienten sind mit dem neuen Gelenk zufrieden.“ – „Und wann kann ich nach so einer Operation wieder laufen?“, fragte ein Zuhörer. Dr. Findt: „Eine Patientin wurde im April operiert. Im Juni ging sie schon wieder Bergsteigen.“
Da Oberärztin Dr. Katrin Pannewitz verhindert war, übernahm der Chefarzt auch ihren Vortrag zur Behandlung eines Kreuzbandrisses. „Die Kreuzbänder sorgen dafür, dass das Gelenk stabil ist.“ Was tun, wenn es reißt? Die Fachwelt streite darüber, ob ein Riss immer operativ behandelt werden sollte. „Als Faustregel gilt: Wer sportlich aktiv ist, sollte sich operieren lassen.“ Redaktionsleiter Thomas Schmitt führte als Gegenbeispiel Nationalspieler Toni Schumacher an, der trotz Kreuzbandriss jahrelang im Tor stand. Findt erinnert: „Jetzt hat Herr Schumacher aber mit den Folgeschäden zu kämpfen.“
Rund um das Gelenk
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Welche das denn seien, wollte eine Frau aus dem Publikum wissen: „Wenn das Kniegelenk instabil ist, reibt sich der Knorpel im Gelenk, frühzeitige Arthrose und Schmerzen können die Folge sein.“
Gelenkspiegelungen werden übrigens auch bei Verletzungen an Schulter oder Hüfte eingesetzt, versichern Dr. Peter Rommelmann, leitender Arzt in der Endoprothetik, und Dr. Wilfried Abel vom Zentrum für Schulterchirurgie: „Profitieren von so einer recht aufwendigen, aber gelenkerhaltenden Operation können junge und sportlich aktive Menschen“, erklärte Dr. Rommelmann.
Sport war überhaupt ein Thema an diesem Arbeit. Der Tenor: Nicht zu viel, das führe zu Verschleiß, aber auch nicht zu wenig: „Man sollte es mit den Worten des DDR-Radsport-Idols Gustav-Adolf Schur halten: ‘Der Mensch bewegt sich nicht weniger, weil er alt wird. Er wird alt, weil er sich weniger bewegt.’“
Nach zwei Stunden endete die Veranstaltung, der Abend allerdings noch lange nicht: Kaum war der Beifall verhallt, bildeten sich kleinen Grüppchen um die Referenten, die ihrem Publikum noch lange Rede und Antwort standen.
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