Oberhausen. .
Es war, als würde jemand Hans-Dieter Berger ein Messer in die Hacke rammen. Jedes Mal, wenn er auftrat. Sein Orthopäde riet ihm, das Gelenk versteifen zu lassen. Doch damit konnte sich der 65-Jährige nicht anfreunden. Dann erfuhr er von einer seltenen Operationsmethode: Das verschlissene Sprunggelenk wird durch eine Prothese ersetzt. In der St-Elisabeth-Klinik ließ er sich operieren – und konnte bald wieder schmerzfrei laufen.
„Am Anfang konnte ich nur keine harten Sohlen mehr ertragen. Dann ging es auch mit weichen Slippern nicht mehr“, erzählt der Oberhausener. Später versuchte der 1,86 große Mann es mit so genannte MBT-Schuhen mit gerundeter Sohle, „ein halbes Jahr lang ging das gut, dann war der Fuß völlig überlastet“. Treppen steigen konnte er fast gar nicht mehr, er machte nur noch kleine Schritte. Zu oft war er Zeit seines Lebens umgeknickt, das Gelenk deswegen unwiederbringlich geschädigt. Auch heute noch ist sein rechter Knöchel geschwollen – doch das liegt an der allmählichen Deformationen des Fußgelenks, wie Dr. Klaus Findt, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie in der Helios-Klinik, erklärt. Beim WAZ-Medizinforum am Montag, 25. Oktober, wird er auch über den künstlichen Ersatz von Sprunggelenken reden.
Versteifung hat oft weiteren Verschleiß zur Folge
„Es gibt viele Menschen, die Probleme mit besonders belasteten Gelenken haben, auch mit dem Sprunggelenk“, erklärt der Mediziner. Helfen Schonung, Entlastung, Einlagen, Schmerzmittel und die Behandlung per Gelenkspiegelung nicht, kann der Ersatz eine Alternative dazu sein, das Fußgelenk ganz zu versteifen. Denn diese altbewährte Methode bringt Nachteile mit sich, so Findt: „Weil die Abfederung durch das Sprunggelenk ausfällt, wird der Vorfuß mehr belastet – so kommt es dort zum Folgeverschleiß.“
Anders als beim Hüftgelenk, das heute fast routinemäßig ersetzt wird, sei der Ersatz eines Sprunggelenks eine delikate Sache. Denn das Gelenk ist sehr komplex und von Sehnen und Blutgefäßen umgeben, es ist nicht in Fett und Muskelgewebe „eingebettet“, der Zugang schwierig. Mittlerweile seien aber moderne Prothesen auf dem Markt, die den besonderen Funktionen des Gelenks gerecht werden. Auch Langzeiterfahrungen gibt es: Nach zehn Jahren sind noch 90 Prozent der Ersatzgelenke voll funktionsfähig.
Tennis und Fußball sind tabu
Allerdings, so Findt, kommt ein neues Gelenk nicht für jeden Patienten in Frage. „Man darf nicht zu viel von dem Ersatz erwarten“, sagt Findt, denn alle Kontaktsportarten wie Fußball, Basketball oder auch Tennis spielen sind fortan tabu. Auch die umliegenden Weichteile müssen noch intakt, die Fehlstellung nicht zu groß sein. Hans-Dieter Berger ist zufrieden. Basketball spielen will er sowieso nicht. Ihm reicht: „Ich kann schon wieder richtig mit meiner Frau tanzen.“