Oberhausen. Die Vorgänge rund um die Ruhrchemie, um OQ Chemicals, versetzen die halbe Stadt Oberhausen in Unruhe. Nun hat sich OB Daniel Schranz geäußert.
Die merkwürdigen Ereignisse rund um die Oberhausener Chemieproduktion von OQ Chemicals (früher Oxea) auf dem Ruhrchemiegelände lassen auch die Spitze der Stadt nicht unberührt.
Wie berichtet, haben die Eigentümer des Unternehmens, die Sultane des Sultanats Oman, ein notwendiges Finanzkonzept der Geschäftsführung vollkommen überraschend fallengelassen. Die zugesagte Erhöhung des Eigenkapitals von 200 Millionen Euro wurde zurückgezogen, ein Kreditrahmen von mehreren hundert Millionen Euro, der bisher nicht beansprucht wurde, sogar gekündigt. Will Oman also das vor gut zehn Jahren gekaufte Unternehmen unter dem damaligen Namen Oxea wieder loswerden und verkaufen?
OQ-Verkaufsabsichten des Sultanats Oman bisher nur Spekulation
Verkaufsabsichten des Sultanats von der Arabischen Halbinsel sind bisher reine Spekulation, warum die Sultane so gehandelt haben, ist in der Öffentlichkeit noch unklar. Die in Monheim sitzende Vorstandsspitze von OQ Chemicals rund um Oliver Borgmeier bastelt jedenfalls nun intensiv an einer neuen Refinanzierung von einer Milliarde Euro an Krediten, die größtenteils im Herbst abgelöst werden müssen.
Nach seinem kurzen Osterurlaub hat sich Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz besorgt über die Lage des Unternehmens informiert, das immerhin 800 Menschen hier vor Ort beschäftigt. Die Belegschaft ist anhaltend in Unruhe, zittert um ihre einst so sicheren und noch relativ gut bezahlten Arbeitsplätze. Auf dem Ruhrchemie-Gelände sind die Arbeitnehmer noch weitgehend nach dem ordentlichen Chemie-Tarifvertrag bezahlt. Wie sensibel die Situation ist, zeigt sich auch daran, dass selbst der OQ-Chemicals-Betriebsratsvorsitzende Thomas Ingendoh sicherheitshalber öffentlich nichts zur Stimmung seiner Kolleginnen und Kollegen sagen will - eine Interview-Anfrage der Redaktion lehnte er ab.
Schranz kann selbstverständlich als Oberhaupt der Stadt keinen Arbeitsplatz selbst retten - oder in die inneren Finanzbeziehungen zwischen Unternehmen und Eigentümer eingreifen. Doch er äußert sich nach ersten internen Gesprächen mit einem Bekenntnis zum Industriestandort in Oberhausen - und zum großen Chemiewerk im Norden. Das ist selbst im einstigen industriellen Herzstück Deutschlands, im Ruhrgebiet, heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr - denn allzu oft unterstützen Bürgerinnen und Bürger Industrieproduktionen nicht mehr, da ihnen Dreck, Gestank und Lärm auf die Nerven gehen.
Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz mit Bekenntnis zur Industrie
Doch der Christdemokrat hält an der Industrie eisern fest: „Die Stadt Oberhausen ist stolz auf ihre Geschichte als Industriestadt und will gerne auch in der Zukunft Industriestandort bleiben. Dazu zählt für uns das traditionsreiche Werk Ruhrchemie in Holten, heute OQ Chemicals, mit seiner Produktion von Spezialchemikalien.“
Schranz bezeichnet die derzeitige Situation des Unternehmens als „herausfordernd“, hat aber in den geheim gehaltenen Gesprächen einen positiven Rückhalt gespürt. „Wir haben den Eindruck, dass die Geschäftsführung, der Betriebsrat und die Belegschaft von OQ Chemicals an einem Strang ziehen.“ Die Eigentümer werden in seinem schriftlichen Statement erst gar nicht erwähnt. Das Stadtoberhaupt verspricht der Belegschaft allerdings: „Die Stadt wird selbstverständlich gerne weiter im Austausch sein und – wo möglich – unterstützen.“
Marvin Kuenen, Gewerkschaftssekretär der Chemie-Gewerkschaft IGBCE Niederrhein, hatte bereits in der vergangenen Woche allgemein kritisiert, dass Politiker im Unterschied zu früher in solchen Krisenlagen nicht mehr öffentlich für den Industriestandort NRW einstehen. „Die Politik ist leider in solchen Situationen auffallend schweigsam, sie mischt sich zusehends nicht ein. Dabei würde es allen helfen, wenn sich Politiker, wenn sich die Landesregierung solidarisch mit den Beschäftigten erklären würden - auch wenn diese natürlich nicht die Zahl der Arbeitsplätze versprechen kann.“
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