Oberhausen. Die Folgen eines Feuers in einem Oberhausener Chemiewerk sind massiver als bislang bekannt. Was das für die Beschäftigten bedeuetet.

Die Folgen des Brandes am ehemaligen Oxea-Standort in Holten sind massiver als bislang bekannt. Im Unternehmen OQ Chemicals stehen seit dem Feuer Ende Februar nahezu alle Anlagen still. Auf zahlreiche Mitarbeiter kommt voraussichtlich Kurzarbeit zu, wie Sprecherin Ina Werxhausen erklärt.

Mit der Arbeitsagentur laufen demnach derzeit entsprechende Gespräche. Die Betroffenen erhalten dann einen Teil ihres Gehalts von OQ Chemicals und für den Arbeitsausfall Kurzarbeitergeld nach den gesetzlichen und tarifvertraglichen Bestimmungen, erklärt die Sprecherin. Sie betont zugleich, dass dadurch auch für die Sicherheit der Beschäftigten gesorgt werde. Das Unternehmen sei bestrebt, finanzielle Einbußen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden. Insgesamt sind am Standort in Oberhausen rund 800 Leute tätig, die Anzahl derer, die in Kurzarbeit gehen, werde aber deutlich darunter liegen, so Werxhausen.

Air Liquide in Holten: Anlage soll im Mai wieder in Betrieb gehen

Im Betrieb von Air Liquide, das auf dem Holtener Ruhrchemie-Werksgelände ansässig ist, war Ende Februar eine Oxidationsanlage in Brand geraten, die Synthesegase herstellt, seither aber nicht mehr funktionstüchtig ist. Aus dem Rohstoff stellt OQ Chemicals Grundstoffe her, die für die chemische Industrie bestimmt sind und aus denen später ganz unterschiedliche Produkte entstehen. Die Bandbreite reicht von Beschichtungen und Farben über Kosmetikartikel bis hin zu Weichmachern. In der Produktionskette ist die Firma auf ihren Lieferanten in direkter Nachbarschaft angewiesen. „Es ist technisch für uns nicht möglich, Synthesegas anderweitig zu beziehen“, verdeutlicht die Sprecherin.

Die rund 50 Beschäftigten von Air Liquide haben derzeit alle Hände voll zu tun, damit die Anlage wieder in Betrieb gehen kann, die sich beim Brand von selbst abgeschaltet hatte, sagt Sprecher Andreas Voss. Aktuelle Schätzungen gehen von Mai aus, was aber kein gesichertes Datum ist. Nach der aufwendigen Reparatur, von der noch niemand weiß, wie lange sie wirklich dauert, steht noch eine weitere Hürde an: Aufsichtsbehörden werden die gesamte Technik auf Herz und Nieren prüfen.

Feuer bei Chemiewerk: Vier Mitarbeiter in Klinik

Seinerzeit rückte die Werksfeuerwehr von OQ Chemicals zum Brand aus, der aber beim Eintreffen schon erloschen war. Vier Personen kamen vorsorglich ins Krankenhaus und verließen die Klinik abends schon wieder „körperlich unversehrt“, hieß es. Für Mensch und Umwelt habe keine Gefahr bestanden, teilte das Unternehmen anschließend mit. Ferner hieß es: „Es sind keine giftigen Substanzen ausgetreten“.

Gleich nach dem Brand hatte OQ Chemicals in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass es zu Lieferengpässen kommen kann. Zu den wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Lage machen die Firmen keine Angaben und lassen auch offen, inwieweit Versicherungen in die Bresche springen.

Das Sparpaket, das OQ Chemicals für seine drei Standorte beschlossen hat, wird den Planungen entsprechend - wie bereits berichtet - weiter umgesetzt. Es sieht unter anderem einen Abbau von rund 100 Stellen an den drei deutschen Standorten in Monheim, Marl und Oberhausen vor, wobei Produktionsbereiche ausgeschlossen sind. Zudem plant das Unternehmen eine „strategischen Neuausrichtung“, zu der eine sogenannte „Funktionsverlagerung“ gehören soll.

Die technischen Werkstätten und die Logistik sollen in die Hände anderer Unternehmen übergeben. Zusammengerechnet sollen dort rund 250 Beschäftigte tätig sein.

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