Oberhausen. Der Erfolg der ersten Saison macht Mut: Gleich 15 Premieren wollen in der Saison 2023/’24 glänzen, davon sind elf Erst- oder Uraufführungen.

„Noch bunter und noch herzlicher“: Nachdem sich „Gute Hoffnung“, das Quasi-Motto der ersten Spielzeit von Kathrin Mädler als Intendantin am Theater Oberhausen, so eindrucksvoll bestätigt hatte, verwandelt sich die Zuversicht „in ein festeres Gefühl“, meint die 47-jährige Chefin des Schauspielhauses. Mit dem bestens bewährten Ensemble setzt sie in ihrer zweiten Spielzeit erneut auf „Theater als absolute Gegenwartskunst“. Konkret: von 15 Premieren der Spielzeit 2023/24 sind elf Erst- oder Uraufführungen.

Dabei waren einige Produktionen noch gar nicht mitgezählt, als es in der Theaterbar galt, die Fülle des Kommenden vorzustellen. Denn da gibt’s ja auch noch die „große Neuerung“, wie Mädler stolz verkündete: Gefördert durch das „Neue Wege“-Programm wird es nach den vielfach ausgebuchten Vorstellungen der laufenden Tanztheater-Show „Faster“ nun ernst mit dem eigenen Urban Arts-Ensemble: Acht Tänzerinnen und Tänzer um Kwame Osei wollen moderne Tanz-Produktionen für alle Altersgruppen auf die Schauspiel-Bühne bringen. Der 36-Jährige hatte im Vorjahr bereits das „Afro Light“-Festival auf dem Saporishja-Platz aus der Taufe gehoben und sagt zur Zusammenarbeit mit dem Theater seiner Heimatstadt: „Wir können es kaum abwarten.“

Liederabend mit acht Schauspielerinnen und neun Schauspielern

Doch los geht’s mit der neuen Spielzeit und im direkten Anschluss an das Theaterfest am 2. September 2023 erneut mit einem Liederabend, der alle acht Schauspielerinnen und neun Schauspieler des Ensembles auf der Bühne des Großen Hauses versammelt. „Vielleicht wird es eine Serie“, mutmaßt Kathrin Mädler fröhlich. Der Auftaktabend heißt „Herzland“ – wie das Motto für die gesamte Saison 2023/`24.

Als „großes Geschenk“ würdigte Kathrin Mädler (re.) die „Neugier und Offenheit“, mit der das Oberhausener Publikum ihr Team durch die erste Spielzeit getragen habe.
Als „großes Geschenk“ würdigte Kathrin Mädler (re.) die „Neugier und Offenheit“, mit der das Oberhausener Publikum ihr Team durch die erste Spielzeit getragen habe. © FFS | Gerd Wallhorn

Die erste große Premiere folgt – schon an diesem Wochenende. Denn „And now Hanau“, inszeniert wie ein Tribunal nach dem Versagen städtischer und staatlicher Stellen im Gefolge der rassistischen Morde von Hanau, erlebt seine Uraufführung bereits jetzt während der Ruhrfestspiele im historischen Ratssaal von Recklinghausen. „Am 21. September wollen wir es im frisch sanierten Ratssaal von Oberhausen zeigen“, verkündete Saskia Zinsser-Krys. Hoffentlich ist die Chefdramaturgin da nicht zu optimistisch – angesichts des langjährigen Baustellen-Dramas im Rathaus an der nahen Schwartzstraße.

„Die Brücke von Mostar“, die berühmte Brücke von 1566, ein Unesco-Weltkulturerbe

„Die Brücke von Mostar“, der Titel lässt es anklingen, ist am 15. September im Großen Haus das erste „Spin off“ des erfolgreichen Festivals „New Stages South East“ mit seinen zahlreichen Lesungen und Inszenierungsskizzen neuer Texte aus Südosteuropa. Igor Memic spannt – wie die berühmte Brücke von 1566, ein Unesco-Weltkulturerbe – einen weiten Bogen über die jüngste Geschichte der jugoslawischen Staaten. Noch drei weitere Produktionen basieren auf „New Stages“-Entdeckungen.

Die „Professionalität und Leidenschaft in diesem Haus“ nannte Kathrin Mädler „eine Wucht“: ein Dank auch an die Technik-Crew.
Die „Professionalität und Leidenschaft in diesem Haus“ nannte Kathrin Mädler „eine Wucht“: ein Dank auch an die Technik-Crew. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Als Kooperation mit der Ludwiggalerie, die ihre große Herbstausstellung den Illustratoren für Michael Ende widmet, firmiert die Familienproduktion zur Jahreswende: „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, in dem Kater und Krähe die Welt vor zwei verzweifelt-bösen Zauberern retten. Erneut führt Ingrid Gündisch die Regie, die auch schon für den märchenhaften Erfolg von Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ gesorgt hatte.

Eine bestens Bekannte sorgt, vereint mit Torsten Bauer, dem dienstältesten Schauspieler im Ensemble, für das Sensatiönchen namens „Zwei halbe Leben“: Denn diese „Reise meiner Mutter auf die andere Seite der Mauer“, so der Untertitel, inszeniert Gerburg Jahnke fürs Studio am Will-Quadflieg-Platz.

Einer ganz anderen Herausforderung stellt sich das Theater mit seinem Familienstück im März 2024: „Bambam Bambi“ nach dem dank Walt Disney hochberühmten (aber eigentlich nicht für Kinder geschriebenen) Tierroman von Felix Salten. Denn diese Regiearbeit von Anselm Dalferth soll nach allen Regeln der Zertifizierungskunst klimaneutral auf die Bühne des Großen Hauses kommen.

Zudem verspricht das künstlerische Leitungsteam alle Genregrenzen sprengende musikalische Produktionen (die Tanzoffensive noch gar nicht mitgezählt): „Multiversum“ scheint also nicht nur für die „Urban Arts“-Show von Kwame Osei ein passender Titel.

Doku-Drama nach Interviews aus dem Frauenhaus

Über die Spielzeit 2023/24 informieren Intendantin Kathrin Mädler und ihr Team alle interessierten Theaterfans am Sonntag, 14. Mai, um 15 Uhr im Großen Haus. Der Eintritt ist frei; kostenfreie Karten gibt’s online unter theater-oberhausen.de.

Die vorletzte Premiere der laufenden Spielzeit folgt bereits am Mittwoch, 17. Mai, um 19.30 Uhr im Studio. „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“ von Felicia Zeller basiert auf Interviews, geführt mit Bewohnerinnen des Frauenhauses Oberhausen sowie mit Opferschützerinnen, einer Rechtsanwältin und der Leitung des Frauenhauses. Regie führt Eike Weinreich, der als Schauspieler während der Intendanz von Peter Carp zum Oberhausener Ensemble zählte. Als Filmregisseur schuf er die famose Theatersatire „Unruhezeiten“.