Oberhausen. Burgretter vom Förderkreises haben sogar mit der Denkmalbehörde ihren Frieden gemacht. Trotz 250.000 Euro vom Bund bleibt die Wunschliste lang.
Fanfarenstöße kann man als klangvolles Willkommen auffassen – oder als Warnung. Der Oberbürgermeister deutete „Glückauf, der Steiger kommt“ für Solo-Trompete jedenfalls als freundliche Begrüßung, wie sie einem alten Adelssitz zukommt. Schließlich hatte Daniel Schranz dem neu formierten Vorstand des Förderkreises eine mehr als 250.000 Euro schwere, gute Nachricht mitgebracht – die allerdings so neu nicht mehr ist.
Im Mai 2020, als Oberhausen noch mit vier Abgeordneten im Bundestag vertreten war, hatten es die Herolde aus der Hauptstadt bereits verkündet: Der Finanzausschuss des Parlaments bewilligte den Restaurierungszuschuss, „um ein Kleinod der mittelalterlichen Geschichte“, so Oberhausens OB, „in einem attraktiven und nutzbaren Zustand zu halten“. Dass es allerdings von der Nachricht aus Berlin bis zum Eintreffen der Mittel bei der Düsseldorfer Bezirksregierung noch einmal fast drei Jahre dauerte, wertet „Burgherr“ Walter Paßgang als Indiz für überlastete Verwaltungsinstanzen.
Ansonsten war man um betonte Harmonie bemüht. Schranz verwies auf die „einmalige Konstellation“, dass ein Verein diese jahrhundertealte städtische Immobilie pflege, die in bedenklichem Zustand war, als der Rat vor 40 Jahren seinen historischen Beschluss fasste, den einstigen Sitz derer von Nesselrode dem Förderkreis zu übergeben. Beim Erhalt des Baudenkmals bleibt die Stadt in der Pflicht, um nun mit Bundesmitteln die Prioritäten abzuarbeiten.
Zwölftes Ritterfest steigt im Juli
So gilt es, das derzeit notdürftig mit Balken abgestützte Mauerwerk an der einstigen Gräfte vor dem Herrenhaus zu sanieren. An kritischer Stelle hatte ein Silberahorn mit seinem Wurzelwerk enorme Hebelwirkung entfaltet. Der stattliche Baum ist gefällt; Stumpf und Wurzeln stecken nach wie vor im Boden. Hinzu kommt, dass die Altvorderen die Mauer auf Bruchsteine gesetzt hatten. Da helfe heute nur „freilegen und verpressen“. Viel Zeit will sich die Verwaltung hier nicht mehr lassen, denn der rührige Förderkreis hat für das Wochenende vom 21. bis 23. Juli bereits das zwölfte „Ritterfest“ angekündigt.
Gewinnträchtige Großevents musste Burgherr Paßgang lange entbehren. Zunächst hieß es, während der Lockdown-Jahre seien jene Marketender, die neben der Ritterschar den Charme solcher Feste ausmachen, allesamt in bürgerlichere Berufe gewechselt. Doch Julien Bügler weiß mit seiner Agentur „Festa Medievale“ genug fahrendes Volk an seiner Seite, um für pittoreskes Markttreiben plus Heerlager, Turnier und Falknerei zu sorgen. „Wir werden alle Wiesen bespielen“, verkündet Walter Paßgang.
Seine Feder wie ein Schwert führend, hatte im Vorjahr noch der Historiker Prof. Werner Bergmann seinen Zorn über als bizarr empfundene Vorschläge der städtischen Denkmalpfleger gleich in zwei Büchern niedergelegt: Im ersten Band der Förderkreis-Schriftenreihe und in seinen „Spaziergängen in die alte Zeit des Ruhrgebietes“. Thomas Perian als Leiter der Stadtplanung tut so, als hätte es den Zwist um ein unter Putz zu legendes Herrenhaus nie gegeben. Es braucht zwei Nachfragen, bis er bestätigt: „Nein, es wird nicht geschlämmt“ – ein Schock weniger für die ehrenamtlichen Burgretter.
Vonderner heizen zur Tür hinaus
Mit Petra Pospiech fand der Förderkreis bei der Denkmalbehörde eine neue Ansprechpartnerin, die offensichtlich geräuschlos Zwistigkeiten ad acta legte. Sie selbst verwies auf eine Anregung, für die Burg Vondern ein eigenes Archiv anzulegen. Ein weiteres reizvolles Projekt. Daniel Schranz gibt allerdings zu bedenken, dass die bewilligten Mittel (plus städtischer Eigenanteil) bei galoppierenden Baukosten wohl nicht einmal für die dringendsten Vorhaben genügen werden: „Dieses Schicksal ereilt uns an allen Stellen.“ Wenn es um den Bestand der Burg ginge, so der Oberbürgermeister, wäre es „alternativlos“, das Budget zu erweitern.
An der energetischen Sanierung wäre noch Einiges zu tun: So heizen die Vonderner derzeit noch zur undichten Tür hinaus – und ein neues Portal braucht natürlich stilecht „barocken“ Zuschnitt. Fenster sind nur zum Osterfelder Güterbahnhof zuverlässig schallgeschützt (dafür zahlte die Deutsche Bahn). An der Schauseite des Herrenhauses sorgen Sturm und Regen für Pfützen auf den Fensterbänken.
Beständige Arbeit an der Wunschliste
„Man arbeitet im Stückwerk“, seufzt Walter Paßgang, der gerne den großen Raum in der Vorburg für eine zeitgemäßere Ausstellung nutzen würde. Das größte Problem ist hier der Zugang ins Obergeschoss.
Daniel Schranz spricht von „produktiven Diskussionen“ und zeigt sich durchaus einverstanden, dass der Förderkreis beständig an seiner Wunschliste schreibt: „Es ist toll, wenn Menschen sich so identifizieren mit einem historischen Bauwerk.“ Ein städtisches Institut hätte die Burg zwischen Gleisen, Autobahn und Zechenbrache wohl nie so genau in den Blick genommen – nicht wie „diese Truppe von Engagierten“.