Oberhausen. Beim „Historikertreffen“ will der Förderkreis der Oberhausener Burg Vondern OB Schranz überzeugen: Die verwitternden Wappen gehören gesichert.

Mit der Freude und Last einer so alten, großen und einst herrschaftlichen Immobilie wie der Burg Vondern muss ein Förderkreis alles versuchen, um Finanziers und Verbündete zu finden. Da war es natürlich ein gewitzter Schachzug von Walter Paßgang, unmittelbar vor der anstehenden Wahl den Oberbürgermeister „als Historiker“ auf die Burg einzuladen.

Das kleine „Historikertreffen“ im Herrenhaus bot aber nicht nur einen kurz gefassten Austausch jener neuen Erkenntnisse, die kundige Mitglieder des Förderkreises zusammengetragen haben. Die Historiker erzählten ihrem „Kollegen“ Daniel Schranz auch von gleich einigen Differenzen mit der im Rathaus angesiedelten unteren Denkmalbehörde – und widerlegten damit ein ganz gern gepflegtes Klischee: Es sind nicht immer die Hausherren, die allzu wagemutig etwas am historischen Bestand ändern wollen.

Im späten Winterlicht dieses Luftbildes lässt sich die Größe des Spitzahorns erkennen, dessen Wurzeln bereits an Mauern hebeln.
Im späten Winterlicht dieses Luftbildes lässt sich die Größe des Spitzahorns erkennen, dessen Wurzeln bereits an Mauern hebeln. © FFS | Hans Blossey

Das über alten Burgresten barock umgestaltete Herrenhaus etwa unter Putz zu legen – diese Option vertritt die Denkmalbehörde und nicht etwa ein um leichtere Pflege bemühter Förderkreis. Walter Paßgang führte Schranz als Erstes vor das Portal, dessen Bauschmuck gerade mit öffentlichen Mitteln restauriert wird: Er zeigte dem OB, mit welch mächtiger Wirkung der große Spitzahorn am Mauerwerk hebelt, weil die Wurzeln immer tiefer zum Wasser drängen müssen. Vier lange Holzpfähle stützen bereits den Sandstein.

Die Wappen sollen nicht weiter verwittern

Mit einem handfesten Anliegen verbanden sich auch die Kurzvorträge der beiden Historiker aus den Reihen des Förderkreises: Sowohl der emeritierte Professor und Buchautor Werner Bergmann als auch Dr. Matthias Böck, der im November als Vize-Vorsitzender des Vonderner Vereins kandidieren wird, plädierten beim OB dafür, den Wappenschmuck an Vorburg und Haupthaus nicht weiter verwittern zu lassen: Er gehöre abgenommen und damit gesichert, um die Leerstellen an der Fassade durch Nachbildungen zu ersetzen.

Wie brüchig der alte Sandstein ist, zeigt Winfried Kentgens, Chef des gleichnamigen Osterfelder Bauunternehmens, an den schütteren Resten im Burggraben.
Wie brüchig der alte Sandstein ist, zeigt Winfried Kentgens, Chef des gleichnamigen Osterfelder Bauunternehmens, an den schütteren Resten im Burggraben. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Matthias Böck hatte die Genealogie der beiden bedeutenden Vonderner Familien von Brempt und von Nesselrode skizziert und aufgeschlüsselt, wie die unterschiedlichen Wappen im Sinne dieser dynastischen Heirats- und Vormundschafts-Politik für die Nachwelt zu lesen sind. Doch laut Denkmalpflege sollen die empfindlichen Sandstein-Wappen „dableiben und weiter vergammeln“, empörte sich Werner Bergmann.

Im Kern des Herrenhauses steckt ein Wohnturm

Der 74-Jährige zeigte anschaulich, dass dieses „Historikertreffen“ im südlichen Eckzimmer des Herrenhauses tatsächlich zum mittelalterlichen Kernbestand der 754-jährigen Burg gehört: 1,3 Meter mächtige Mauern – „dieses Karree war ein Wohnturm“. Nach dem Turm sei die Symmetrie der Vorburg ausgerichtet. Im Keller gebe es noch Reste der einst typischen Wendeltreppe, die erst mit dem Anbau nach Osten verzichtbar wurde. Dieses wehrhafte Gemäuer in ein repräsentatives Barockgebäude verwandelt zu haben, nennt Prof. Bergmann „eine reife Leistung des Architekten“. Mutmaßlich sei der Turm um ein Stockwerk gekappt und das Material an Ort und Stelle neu verbaut worden.

Neues an alter Stelle: den brüchigen Bauschmuck am Portal ersetzt der Duisburger Steinmetzbetrieb Roland Berns.
Neues an alter Stelle: den brüchigen Bauschmuck am Portal ersetzt der Duisburger Steinmetzbetrieb Roland Berns. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Beim Thema Oberhausener Geschichte „reden wir meistens über die letzten 150 Jahre“, meinte Daniel Schranz und verwies auf die aktuelle „Strukturwandel“-Ausstellung im Schloss, „viel seltener über die Zeit davor“. Dem „Wappenstreit“ mit der Denkmalbehörde will der OB nachgehen und versprach: „Wir machen auch weiter mit dem Akquirieren von Fördermitteln.“

Burg-Archiv soll für Forscher zugänglich werden

Der Förderkreis selbst will seine neuen Erkenntnisse sichtbarer machen und die historische Arbeit verstetigen. Matthias Böck nannte regelmäßige Vorträge, die wiederum in einer eigenen Schriftenreihe publiziert werden sollen. Am Vonderner Archiv ist noch viel Arbeit zu leisten; die Förderer wollen es inventarisieren und an einem Ort zusammenführen. Auch junge Forscher sollen damit arbeiten können. Das kleine Museum im Torhaus gehört laut Dr. Böck überarbeitet: „Wir wollen es authentischer gestalten.“ Und Walter Paßgang wünscht sich einen Anschluss der insularen Burg an den Revierpark Vonderort, für dessen Aufwertung schließlich fünf Millionen fließen: „Wir arbeiten an vielen Dingen.“