Oberhausen. Ritterspiele und „Vondern Games“ auf Burg Vondern in Oberhausen sind wegen Corona abgesagt. Hygieneregeln sind dabei noch das geringere Problem.
Schlechte Nachricht für alle Freunde der sommerlichen Spektakel auf Burg Vondern: Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie wird es in diesem Jahr weder die beliebten und seit Jahren sehr gut besuchten Ritterspiele noch die schottisch angehauchten „Vondern Games“ geben. Die Einschläge des Virus’ treffen die Schausteller mit voller Wucht.
Der Burgherr sagt zwar, so bescheiden wie zutreffend: „Wir sind nicht Herrenchiemsee.“ Doch auch ohne königlich-bayrische Prachtentfaltung schätzen viele den Kulissenzauber, den auch die Burg Vondern mit ihrem imposanten Torhaus aufbieten kann. Sei es für Hochzeitsfotos, sei es für den traditionellen Ansturm der Karnevalisten – oder für die ganz großen Attraktionen im Jahreskalender des Förderkreises: für die Ritterspiele und die „Vondern Games“ im Stil der schottischen Highlands.
Doch gegen das elektronenmikroskopisch kleine Virus helfen weder Schild noch Schwert – und erst recht keine Baumstamm-Weitwürfe: Corona zwingt Ritter, Marketender und Highlander in die Knie. „Unsere Großveranstaltungen haben wir intern gecancelt.“ Walter Paßgang, der Vorsitzende des Förderkreises formuliert eine große Enttäuschung so nüchtern wie möglich. Der Hintergrund ist erschreckend: Diese Absage an Schwerterklang, rustikalen Kraftsport und Aufgalopp mit wehenden Fahnen liegt nicht allein an der Ungewissheit, welche Art von Veranstaltungen die Schutzverordnungen im Sommer erlauben würden.
Schlimmer: „Teilweise sind uns schon Unternehmen weggebrochen“, berichtet Burgherr Paßgang. Wer bis 2019 noch sein gutes Auskommen hatte als fahrender Händler oder Gaukler von einem Mittelaltermarkt zum nächsten – der hat inzwischen aufgegeben. Vertraute Partner des Förderkreises waren nicht mehr zu erreichen. Hinzu kommt, dass es auch dem Kreis der Ehrenamtler in der Pandemie schwerer fällt, sich in gleichem Maße für die Großereignisse zu engagieren. „Zwei unserer Mitglieder mussten sich beruflich verändern“, erklärt Paßgang, „und haben nicht mehr die Zeit für die aufwendige Organisationsarbeit.“
Vom guten Polster blieb nur der Lattenrost
Noch im vorigen Sommer – ebenfalls gänzlich ohne Festivals und zuschauerstarke Spektakel – klang der 75-jährige Burgherr deutlich zuversichtlicher: „Wir können uns dieses Jahr retten dank der guten Geschäfte 2019“, sagte er damals. Heute spricht der Förderkreis-Vorsitzende von einer „Katastrophe“, wie sie ganz ähnlich auch sämtliche Solokünstler ereilt hat: „Von unserem guten Polster, das wir hatten, ist nur noch der Lattenrost übrig.“
Schließlich kann der Verein, der sich seit den 1980ern für die Stadt als Eigentümer der Burg um Oberhausens ältestes Bauwerk bemüht und es kulturell bespielt, auf der Kostenseite nur wenig sparen: Die hohen Energiekosten bleiben, ob die Räume vermietet werden oder nicht. Und auch Hausmeister Michael Schulz ist für die Förderer unverzichtbar.
Hoffen auf den Fonds für die Kulturszene
„Wir wollen jetzt Corona-Hilfen in Anspruch nehmen“, erklärt Walter Paßgang. Aus jenem Fonds, den die Stadt vor allem für die schwer leidende Kulturszene aufgelegt hat, hoffen die Vonderner auf 30.000 Euro. Zudem kämpft sich der Burgherr, der als pensionierter Beamter seine Erfahrung mit Formblättern hat, durch die Antragspapiere des dritten Hilfspakets des Bundes: „Ich sitze stundenlang vor den Formularen.“ Auch hier würde ein erboster Schwertstreich wohl nur zum Absturz der Online-Verbindung führen.