Oberhausen. Der Förderkreis der Burg Vondern befürchtet, dass sich Oberhausens ältestes Denkmal zu einem „Freizeitpark“ entwickeln soll.
Wenn Historiker streiten, dann greifen sie nicht zum Breitschwert aus der Rüstkammer, sondern führen als Autoren eine scharfe Klinge: So gesehen ist das vom Team des Förderkreises mit Stolz präsentierte erste Buch „Burg Vondern in Osterfeld“ eine durchaus spitz und treffsicher formulierende Streitschrift. Die Kombattanten dieser Burgfehde sind auf der einen Seite der mit historischer Akribie argumentierende Förderkreis – und auf der anderen Seite die zuständige Denkmalbehörde.
Und es sind nicht etwa die Ehrenamtler um Walter Paßgang und Matthias Böck als Vorsitzende des Förderkreises, die an Oberhausens ältestem Bauwerk waghalsige Änderungen vornehmen wollten. Unter der harmlosen Überschrift „Anmerkungen zum Vorhaben der Restaurierung der Burg Vondern“ streitet Werner Bergmann mit Verve dafür, dieses „Denkmal in seiner historischen Form wiedererstehen zu lassen“: Die Untere Denkmalbehörde dagegen will die Mauer zwischen Vorburg und Herrenhaus schleifen, will oder wollte die markante Fassade unter Putz legen – und hat bereits eine ärgerliche „Turnstange“ zwischen die jüngst restaurierten Säulen auf der Herrenhaus-Brücke anbringen lassen: „Vondern ist nun einmal keine Hüpfburg“, schreibt der streitbare 76-jährige Historiker spitz.
Die Präsentation des gediegenen Buches aus dem Verlag Karl Maria Laufen ist also für das Herausgeber-Trio kein rundum froher Anlass. Zwischen Hoffen und Bangen blicken sie auf das für die nächste Woche angesetzte Gespräch mit der Denkmalbehörde – hoffend, dass eine neue Personalkonstellation in dieser Rathaus-Abteilung wieder zueinander finden lässt.
„Schön“ auf Kosten der Authentizität
Walter Paßgang verweist auf den Burg-Besuch des „Historiker-Kollegen“ Daniel Schranz im Herbst 2020: Schon damals hörte der Oberbürgermeister (und Autor eines launigen Vorworts für die aktuelle Aufsatz-Sammlung) vom Zwist mit der Denkmalbehörde. Burgherr Paßgang hatte von dieser Begegnung mitgenommen, der OB „steht an unserer Seite“.
Matthias Böck, dessen „Historisches Konzept des Förderkreises“ den 108-seitigen Band eröffnet, sieht bei der Denkmalpflege eine „Tendenz, die Burg „schön“ zu machen“ – auf Kosten der historischen Authentizität. Walter Paßgang wirft sogar das (aus seiner Sicht) Schreckenswort „Schloss Beck“ ein: der Adelssitz als rummeliger Freizeitpark.
Die Gemengelage der Zuständigkeiten scheint kompliziert – und die Förderkreis-Verantwortlichen könnten allenfalls damit drohen, den Bettel hinzuschmeißen, 40 Jahre, nachdem ihr Verein von der Stadt die Verantwortung für die damals ruinöse Burg Vondern übernommen hatte. Das eigene Jubiläum wollen die Burgretter übrigens am Tag des offenen Denkmals, 11. September 2022, begehen.
„Wir haben ein klares Konzept“, sagt Walter Paßgang. „Wir sind der Impulsgeber.“ Die Stadt allerdings befindet, wie und mit welchen Prioritäten die jüngst akquirierte Bundesförderung von 250.000 Euro an der Burg verbaut wird.
Gute Ideen, die der Förderkreis schon im Gespräch mit Daniel Schranz vor anderthalb Jahren präsentiert hatte, sind der Verwirklichung noch nicht näher gekommen. Das kleine Museum im Torhaus gehört laut Dr. Böck überarbeitet: „Wir wollen es authentischer gestalten.“ Doch dazu braucht’s einen zeitgemäßen Aufgang für Besucher, um aus der Torhaus-Beletage einen großen Ausstellungsraum zu schaffen.
Schloss-Lampen im Gaslaternen-Look
Prof. Bergmann wünscht sich, dass der Burggraben – die Gräfte – wieder befüllt würde, um so „die ursprüngliche Zwei-Insel-Anlage wiederherzustellen“. Und Walter Paßgang „legte die Hand auf die historischen Lampen vom Schloss Oberhausen“: Ihr Gaslaternen-Look wäre wesentlich fotogener als die weißen Lampenkugeln entlang der Wege rund um die Burg. Man sieht: Alleine mit den Projekten des rührigen Fördervereins wäre schon ein weiteres „Burg Vondern in Osterfeld“-Buch zu füllen.
Von der Burghistorie bis zur industriellen Revolution
Die Themen der acht Beiträge auf den 108 Seiten von „Burg Vondern in Osterfeld“ reichen über die Forschung zum 750 Jahre alten Adelssitz hinaus: So finden historisch Interessierte ein Porträt von Johannes Franz Kellinghaus, „Der einzige Bürgermeister der Stadt Osterfeld“. Und der Beitrag über den Chronisten Wilhelm Tourneau erinnert an eine wertvolle – und noch viel zu selten genutzte – Quelle aus der Frühzeit der industriellen Revolution.
Dieser erste Band der Schriftenreihe des Förderkreises, erschienen in 300er Startauflage, kostet 19,80 Euro, erhältlich bei allen Buchhandlungen. Erste Exemplare gingen bereits an die Stadtbücherei ebenso wie zur Deutschen Nationalbibliothek – und an die Untere Denkmalbehörde. Eine Fortsetzung sei „bereits in Planung“, so die Herausgeber.