Oberhausen. Im Ebertbad Oberhausen haben „Echte Fründe“ die erste Sitzung seit Jahren gefeiert. Mit Songs von den Ärzten. Am Ende werden Taschentücher knapp.

Die Karnevalisten ziehen nach der Trockenphase während der Corona-Einschränkungen zurück in die Säle. Am Samstag startete im Ebertbad Oberhausen bei den „Echten Fründen“ die erste Prunksitzung seit drei Jahren. Das Comeback im Narren-Check.

Wie war der Besuch?

Alle Jecken an Bord? Nicht ganz. 300 Besucher zählen die Veranstalter. In den Oberrang hätten sicher noch 40 Besucher gepasst. Die Tische vor der Bühne sind aber gut besetzt. Es zeigt: Momentan müssen die Vereine noch kämpfen, um die Närrinnen und Narren zu erreichen. Die Vereine vermuten, dass eine Mischung aus Inflation, Krankenstand und Corona-Restskepsis dahintersteckt.

Wie war die Musik?

Sehr rheinisch geprägt. Die Kölner Band Bel-Air gehört in der Narren-Metropole mit Dom zu den aufsteigenden Sternen - und setzt auf Mundart. Kölsches („Die janze Naach“) mischt sich mit Hochdeutschem („Konfetti in der Luft“). Fünf Musiker, echte Instrumente. Etwas schwerfällig am Anfang, durchstartend am Ende. Passt!

Fast schon zum Finale spielen Kärnseife aus Leichlingen (zwischen Solingen und Leverkusen). Die Band wirbelt den Saal durcheinander. Rockigere Karnevalssongs treffen auf konfetti-genau eingestreute Kult-Songs. „Schrei nach Liebe“ von den Spaßpunk-Dinos „Die Ärzte“ bei einer Karnevalssitzung? Geht alles. Guter Crossover!

Wie waren die Redner?

Geredet wurde durchaus viel - aber Büttenredner waren nicht dabei.

Was war der emotionalste Moment?

Sie kamen mit einem Groß-Spender an Taschentüchern auf die Bühne. Und selbst der war am Ende fast leer. Der rührige Fründe-Präsident Marcel Habendorf (43) leitete nach elf Jahren seine letzte Sitzung, gibt seine Präsidenten-Kappe an den jüngeren Tim Kufferath (Ende 20) weiter. Habendorf: „In einmal 11 Jahren sollte man seine Geschichte erzählt haben.“

Der fast komplette Verein überrascht den scheidenden „Präsi“ mit Weinglas (Habendorf arbeitet beruflich als Gastronom und Weinexperte) und jeck gerahmten Familienbildern. Da muss selbst der sonst so gefasste Präsident zum Taschentuch greifen.

Was war die größte Überraschung?

Auf der Ebertbad-Bühne standen schon große Stars. Aber für Massenwanderungen ist die ehemalige Badeanstalt nicht bekannt. Die Prinzengarde von Rainer I. (Lettkamp) schafft es tatsächlich, mit fast 60 Frauen und Männern auf der kleinen Bühne ihren auslagernden Schwof mit Propeller-Einlagen und kreisenden Gardistinnen aufzuführen. Ein Tanz auf der Briefmarke, beeindruckend!

Was passte nicht so gut?

Ein paar Jecken mehr und etwas flüssigere Programm-Übergänge hätten der Show gutgetan. Doch improvisierte Narrenfreiheit muss man dem sechsstündigen Programm (!) zugestehen. Schlagersänger Tim Berger kann sein „Irgendwann, irgendwo, irgendwie“ erst nach Mitternacht anstimmen.

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Der Rosenmontag fällt 2023 auf den 20. Februar - bis dahin feiern die Oberhausener Vereine hurtig ihre Prunksitzungen: Am Freitag, 13. Januar, geht’s um 19.11 Uhr mit der Damensitzung nur für Frauen in der Atrium-Halle (Wehrstraße 1) weiter. Eintritt: 22 Euro.

Am Samstag, 14. Januar, folgt ab 19.11 Uhr der „Grüne Samstag“ mit Schlagersängerin Ina Colada bei der II. KG Zomkhosi in der Aula des Sophie-Scholl-Gymnasiums (Tirpitzstraße 41). Karten: 28 Euro.

Bereits am Horizont taucht die Prunksitzung der 1. KG Königshardt mit Schlager-Star Anna-Maria Zimmermann auf. Am Samstag, 21. Januar, wird ab 18.45 Uhr in der Sporthalle auf der Hardt (Auf der Haardt 3) geschunkelt. Restkarten: 25 Euro.