Oberhausen. Ein Oberhausener Veranstalter hat beim Reeperbahn-Festival in Hamburg zwei Bands vorgestellt. Er spricht über Sorgen, Hoffnung und gute Musik.

Das Reeperbahn-Festival vereint Konzerte und Convention: Die Musik-Szene hat sich bis Samstag in Hamburg getroffen - mit einer Zuschauer-Krise und steigenden Kosten für die Branche im Nacken. Mittendrin: der Oberhausener Veranstalter Maximilian Janetzki mit seinem kleinen Label „Indie Radar Ruhr“ - das in der Hansestadt zwei NRW-Bands vorstellte. Ein Interview.

Promoter, Veranstalter, Booker? Bei welcher Fachvokabel finden Sie sich wieder?

Booker und Veranstalter passt gut. Indie Radar Ruhr sollte ja mehr sein, als nur Veranstaltungen ins Ruhrgebiet zu bringen. Die Reihe bietet Bands im Revier eine passende Infrastruktur - zum Beispiel, dass die Musiker bei ihren Auftritten gute Support-Bands erhalten.

Sie kommen frisch vom Reeperbahn-Festival aus Hamburg. Warum waren Sie dort?

Das ist ein riesengroßes Treffen der Musikindustrie. Das Festival umfasst 30 Spielorte rund um die Reeperbahn. Da werden Kirchen und Hotel-Lobbys bespielt. Oder Clubs wie das legendäre Molotow. Es gibt Konzerte, aber auch Talks und Diskussionen, wo es darum geht, wo es in der Branche Probleme und Chancen gibt.

Gesprächsstoff gibt es reichlich. Die Konzert-Branche steckt nach Corona, Teuerung, Material- und Personalmangel in einer handfesten Krise…

Und das kam deutlich heraus. Wir stehen vor riesigen Herausforderungen. Man geht davon aus, dass der Markt schrumpft - auch bei großen Veranstaltungen. Zuletzt musste das Puls-Festival bei München abgesagt werden - wegen Personalmangels bei der Security. Viele Touren werden abgebrochen, weil die Ticketverkäufe nicht da sind. In der Inflationssituation gehen die Besucher zu einem Konzert - nicht mehr zu zwei. Und die Produktionskosten steigen weiter.

Was macht der Branche Hoffnung - und was muss passieren?

Es gibt für uns zumindest wieder die Möglichkeit, ganzjährig zu veranstalten. Wir müssen nach Corona nach Formaten suchen, die funktionieren. Zugleich gibt es kleinere Veranstalter, neue Initiativen, die den Markt neu denken und beflügeln können. Dazu zähle ich uns auch.

Aber womit nimmt man dem Publikum die Unsicherheit?

Selbst, wenn die Ticket-Verkäufe nicht da sind, dürfen die Touren nicht mehr verschoben werden. Schließlich liegen die Tickets schon beim Publikum - und irgendwann glauben viele nicht mehr daran, dass ein Konzert zum geplanten Termin stattfindet. Die Sorge hat man beim Reeperbahn-Festival häufig gehört. Die Message der Branche muss lauten: Geht wieder zu Konzerten. Sie finden auch statt.

Wie ist das Seelenleben bei Bands, die auf dem Weg nach oben sind?

Vielen jungen Bands hat Corona erst einmal den Zahn gezogen. Die benötigen jetzt einen Push und befinden sich noch in einer Unsicherheit. Die Bereitschaft Risiken einzugehen, nimmt ab. Sichere Konzerte werden bevorzugt. Doch momentan kann keiner sagen, was funktioniert und was nicht.

Wird die Indie-Szene aus dem Ruhrgebiet im Hamburg wahrgenommen?

Ja, durchaus. Viele haben mich angesprochen, weil sie Indie Radar Ruhr von Instagram kannten. Sie haben vermutet, dass wir viel mehr Leute sind als wir tatsächlich sind… (lacht) Aber das ehrt einen.

Wie hat sich die Musik-Szene entwickelt?

Viele internationale Künstlerinnen und Künstler spielen in Hamburg, Berlin, Köln und München. Als bevölkerungsreichster Ballungsraum sind wir aber im Revier ein zusätzlicher Markt, trotz der Nähe zu Köln. Da leiste ich in meinem Bereich immer noch Aufklärungsarbeit.

Ist Oberhausen eine Marke in der Musik-Branche - nicht nur durch die Arena?

Ja, andere Städte haben nicht die Vielfalt an Veranstaltungsorten und unterschiedlichen Kapazitäten. Wir haben das Gdanska mit 200 möglichen Zuschauern, Druckluft mit 400, Ebertbad mit 600, die Turbinenhalle mit 1800 und 4000. Wenn ein Konzert durch die Decke geht, könnten wir wechseln.

Ab wie vielen Zuschauern verdienen Sie mit einem kleineren Indie-Konzert Geld?

Das ist unterschiedlich - und hängt mit den Kosten zusammen. Manchmal muss man nur einen Techniker bezahlen. Manchmal kümmern wir uns um deutlich mehr. Instrumente, Verstärker stellen, Unterkünfte. Auch ein Konzert mit 50 Personen kann sich lohnen. Wir versuchen, die Ticketpreise so niedrig wie möglich zu halten.

Was bringen Sie aus Hamburg mit?

Ich bringe die Zuversicht mit, dass wir in NRW tolle Musikerinnen und Musiker haben. Ich habe in Hamburg mit Dote aus Essen und Loki zwei Bands vorgestellt. Loki spielen jetzt am Mittwoch (28. September, 20 Uhr, Tickets zwischen 10 und 15 Euro, Anmerkung der Redaktion) im Gdanska. Sie haben sich in Paderborn gefunden - leben aber über das Land verteilt. Zwei Musiker wohnen mittlerweile in Bochum - sie sind insgesamt zu acht. Eine tolle Mischung aus Bon Iver und Fleetwood Mac mit ruhigen, kreativen und tanzbaren Momenten.