Oberhausen. Etliche Box-Kämpfe, ein schmetternder Dieter Bohlen und stichelnder Oliver Pocher. Doch die Kulisse in Oberhausen überraschte selbst Show-Profis.
Wenn im Lexikon ein stellvertretendes Foto für die Krise der Veranstaltungsbranche stehen müsste, man könnte eine Aufnahme der Box-Nacht in der Rudolf-Weber-Arena nehmen. Am Freitag mischte „Petkos Beat & Box“ in Oberhausen unterhaltende Elemente mit Box-Kämpfen. Dazu gab mit Dieter Bohlen nun wirklich kein Unbekannter ein 45-Minuten-Konzert. Doch die Halle blieb nahezu leer.
2700 Fans melden die Veranstalter um Promoter Alexander Petkovic im Durchlauf des fast siebenstündigen Abends. Doch selbst dafür benötigte man beim Blick in die 12.700 Zuschauer fassende Riesenhalle schon viel Fantasie.
Veranstalter wollte die Kampf-Nacht bewusst nicht absagen
„Wir haben uns dazu entschlossen. die Veranstaltung durchzuführen und nicht abzusagen“, sagt Veranstalter-Sprecher Daniel Kemp. „Das sind wir den Boxern, aber vor allem den Zuschauern schuldig, die eine Eintrittskarte gekauft haben.“ Man wolle dem Publikum damit das Vertrauen geben, dass angekündigte Veranstaltungen auch wirklich stattfinden - und den Box-Sport zugleich aus den Turnhallen holen.
Doch so leer wie diesmal hat man die Arena lange nicht gesehen. Selbst Show-Kenner zeigten sich verwundert. Die meisten Zuschauer saßen rund um den Ring verteilt. Lichtkegel verdichteten die Stimmung. Nur wenige Tribünen-Blöcke wurden geöffnet.
Am Ring blieben die Box-Szene, einige Promi-Sternchen wie Viva-Urgestein Mola Adebisi und fachkundige Fans weitgehend unter sich. Gut unterhalten fühlte sich offenbar Influencerin und Fitness-Model Vanessa Mariposa, die sich in sommerlicher Jeans-Mode von einem Kamera-Team filmen ließ.
DSDS-Chef Dieter Bohlen teilt gegen Florian Silbereisen aus
Immerhin, die angekündigten Show-Acts traten allesamt auf: DSDS-Rückkehrer Dieter Bohlen kam in schwarzer, mit Metallnieten bestickter Lederjacke und einer vierköpfigen Band samt Saxophonist und Keyboarder in den Ring. Mit dem Modern-Talking-Klassiker „You can win if you want“ (Du kannst gewinnen, wenn du willst) gab sich Bohlen durchaus themenbezogen.
Austeilen konnte der Poptitan auch. „RTL hat mich bei DSDS zurückgeholt - weil sie schlau sind. Dass wird jetzt nicht so Silbereisen-mäßig…“, meinte Bohlen und spielte auf seinen Jury-Vorgänger bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) an. „Silbereisen ist ja auch eher ein Boxer-Name.“
Geboxt habe er bei Modern Talking schon gegen Thomas Anders - und immer in der ersten Runde durch K.o. gewonnen, kalauerte Bohlen weiter. Ein ernsthaftes Box-Training habe der heute 68-Jährige dagegen für das RTL-Supertalent mit Henry Maske absolviert - und dabei eine Kontaktlinse verloren.
Deutsche Boxer verteidigen in Oberhausen ihre Gürtel
Nach chirurgisch genauen 45 Minuten mit Hits von Modern Talking, Blue System und einigen Publikums-Selfies ist Schluss. Zur Scheck-Übergabe des Veranstalters über 10.000 Euro an die „Mukoviszidose Selbsthilfe“ ist er schon nicht mehr im Ring zu halten. Im Tunnelblick trottete Bohlen in die Kabine. Da half auch das Zureden des manchmal stichelnden, meist aber recht souverän durch die Nacht führenden Moderators Oliver Pocher wenig.
Warum blieb die Halle leer? Im Vorverkauf habe man gespürt, dass bei langfristigen Ticketkäufen beim Publikum eine starke Skepsis herrsche, finden die Veranstalter. Viele Besucher hätten noch Eintrittskarten für Nachholkonzerte in der Schublade und würden darum zögern. Die Corona-Folgen seien spürbar.
Dabei gab es in den Box-Hauptkämpfen durchaus Erfolge: Sowohl der Bielefelder Leon Harth konnte seinen Continental-Titel der WBA gegen den Franzosen Brandon Deslaurier nach Punkten verteidigen. Auch der Münchner Shefat Isufi behielt im Hauptkampf um die WBF-WM im Halbschwergewicht gegen den Kanadier Ryan Ford die Oberhand.
Aufgeben wollen die Macher nicht. Kemp: „Das Alter des Publikums ist sehr gemischt. Die Atmosphäre ist familienfreundlich. Daran wollen wir weiter arbeiten.“
>>> Reality-TV-Sternchen messen sich beim Promi-Boxen
Neben den Profi-Boxkämpfen bauten die Veranstalter einen Show-Kampf zwischen den Reality-TV-Sternchen Ennesto Monté (47, „Promis unter Palmen“) und Domenico De Cicco (39, „Dschungelcamp“) in „Petkos Beat & Box“ ein.
Beide Hobby-Boxer trafen schon beim Sat1-Promiboxen aufeinander und sollen zuletzt auch medienwirksam privat aneinander geraten sein. Von Schattenboxen konnte in Oberhausen aber keine Rede sein: Ennesto Monté zog sich im Kampf über drei Runden eine blutige Wunde zu, siegte aber nach zwei Niederschlägen per Kampfrichter-Entscheidung.