Oberhausen. Schoko-Kuss statt Bützchen: In Oberhausen haben Karnevalisten einen Drive-in für bunte Orden erfunden. Das Motto rechnet mit dem Corona-Virus ab.

Sie knicken. Sie falten. Sie befüllen. Manche Karnevalisten haben sich im Wohnzimmer eine neue Beschäftigung gesucht. Große Prunksitzungen gibt es nicht. Das weckt bei Kostümierten die Bastellust - ganz speziell in Oberhausen.

Die Aktiven der Karnevalsgemeinschaft "Dampf drauf" haben mehr als 100 quadratische Papierschachteln zusammengewerkelt. In der roten Box mit dem Logo des Narrenvereins steckt ein süßer Schoko-Kuss. So verteilen sie konform die im Narren-Universum beliebten Bützchen - die schmatztechnisch bekanntlich nicht in den Abstand-Alltag passen.

Karneval Oberhausen: Kaum Veranstaltungen - aber viele Orden

Der Dampf aus den Köpfen reicht aber noch für eine weitere Idee. Schließlich hat die Karnevalsgemeinschaft aus dem ehemaligen Babcock-Werk hunderte Karnevalsorden geprägt. Damit die Orden nicht zu Türstoppern und Getränke-Untersetzern zweckentfremdet werden müssen, öffnete der Verein am Sonntag einen Drive-in für die um Narrenhälse klappernden Metallorden.

In der Wagenhalle im Gewerbegebiet "Zum Eisenhammer" fuhren eingeladene Autos vor. Die 19 im Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval organisierten Vereine schickten Delegationen zum Fensterscheibe-hinunter-kurbeln.

Auch der amtierende Stadtprinz Jörg I. (Becker) darf nun das Umhängsel der Babcöcker um den Hals tragen. Eine willkommene Abwechslung für den Regenten. In der ausgebremsten Session ist der sonst schwer beschäftigte Prinz samt Tanzgarde Corona-bedingt nahezu beschäftigungslos. Gleiches gilt für das Kinderprinzenpaar mit Emma I. und Ben-Henri I. - die freilich als Beifahrer die Ordensabgabe flankierten.

„Wir wollten uns für die Session, in der es kaum Termine gibt, etwas Besonderes einfallen lassen“, sagt Ralf Grabutznat, der als Vorsitzender bei "Dampf drauf" die närrischen Zügel in der Hand hält.

Auf dem Orden haben die Jecken das Karnevals-Virus mit Pappnase illustriert, das dem finster daher blickenden Corona-Virus ein Stopp-Schild entgegen streckt. „Da unser Dreigestirn auf eine Amtszeit verzichtet und erst in der kommenden Session gekürt wird, können wir so den Oberhausener Narren zumindest für einige Minuten etwas Abwechslung bieten.“

Karneval Oberhausen: Karnevals-Virus soll Corona-Virus stoppen

Dazu gehört auch das vereinseigene "3G-plus", was die KG "Dampf drauf" diesmal in "Geehrt, getrunken, geküsst plus Orden" übersetzt. Was die Jecken zu den eingangs erwähnten Süßigkeiten-Küssen zurückführt, die den kussechten Teil der Ordensvergabe ersetzen.

In der Praxis verweist die Karnevalsgemeinschaft allerdings auf die für den Drive-in geltenden 2G-plus-Regeln. Auch für die helfenden und einreichenden Hände der Gastgeber gelte: „Alle sind geboostert.“

Weitere Karnevalsvereine arbeiten momentan noch an alternativen Ideen, die Prunksitzungen und Karnevalszüge ersetzen sollen. Die Duisburger Narren hatten ihren Prinz am Wochenende vor 750 Besuchern in der MSV-Arena gekürt.

>>> Dampf drauf: Handy-Prinz sorgte für bundesweite Schlagzeilen

Neben dem Stadtprinz regiert in Oberhausen stets auch der Prinz im Dreigestirn der KG "Dampf drauf". In dieser Session setzt dieser Regent wegen der Corona-Pandemie allerdings aus. Hansi Siebert wird erst am 19. November 2022 in der Atrium-Halle an der Wehrstraße gekürt.

Vor vier Jahren landete Dreigestirns-Prinz Dubby I. sogar bundesweit in den Schlagzeilen. Dieser hatte beim Kinderkarnevalszug in Osterfeld mit der Kamelle versehentlich sein Handy unters närrische Volk gebracht. Happyend: Ein ehrlicher Finder (Fänger) brachte das Mobiltelefon zurück.