Oberhausen. Eine größere Impfaktion hat Oberhausen nicht gesehen. Tausende Bürger sichern sich in der Arena ihre Corona-Impfung. Die meisten warten geduldig.

Leichte Pop-Musik säuselt aus Lautsprechern durch den Innenraum der König-Pilsener-Arena. Nicht ungewöhnlich für die 12.700 Fans fassende Konzerthalle. Doch diesmal sind nicht tausende Menschen gekommen, um Stars wie Helene Fischer, Lady Gaga oder Paul McCartney zu lauschen. Die Zuschauerränge sind leer - im Innenraum impfen dafür 25 Ärzte im Akkord gegen das Corona-Virus.

Der Arbeitstag beginnt für die ersten, der 180 Helfer schon um 3.30 Uhr in der tiefen Nacht. „Dann wurde der Impfstoff angeliefert“, erläutert Krisenstabsleiter Michael Jehn. Bis zur letzten Minute haben die Macher an den Abläufen gefeilt. Die Zahl der helfenden Kräfte aus nahezu allen Blaulicht-Berufen in Oberhausen wurde noch einmal aufgestockt. „30 mehr als zunächst veranschlagt“, sagt Martin Götzke vom Deutschen Roten Kreuz (DRK).

Impfen in Oberhausen: Schlange reicht zunächst bis zur Bushaltestelle

Bis zu 5000 Spritzen können in 25 Impfstraßen innerhalb von acht Stunden verabreicht werden. Die mRNA-Impfstoffe Moderna und Biontech-Pfizer liegen bereit. An den Kabinen sieht man viele Nummern und Buchstaben - aber auch etliche helfende Hände. Fünf zusätzliche Anmelde-Theken haben die Planer ergänzt. 40 Schalter verbreiten Flughafen-Atmosphäre.

Die gibt es auch vor der Halle. in den ersten Stunden bildet sich eine Warteschlange bis zur Bus- und Bahnhaltestelle „Neue Mitte“ - doch diese bewegt sich. „Müssen wir uns hier fürs Impfen anstellen?“, fragt ein Paar aus Essen benachbarte Impfwillige. Von den Terminen haben sie im Internet erfahren. Sie lassen sich boostern. „Eine Impf-Auffrischung vor Weihnachten war uns wichtig.“ 

Die Macher werben um Geduld. Die Abläufe müssten sich am Anfang einspielen. Ziel sei es, den Impfweg bei 20 bis 30 Minuten zu halten. Über den Seiteneingang zur Straße „Alte Walz“ schlängeln sich Impfwillige mit Aufklärungsbögen in der Hand in die Halle, während sich leichter Nieselregen auf Kapuzen legt.

Hinterher berichten einzelne Geimpfte, dass sie etwa eine knappe Stunde gebraucht hätten, um den Stich zu erhalten. Für die meisten sei das okay. Am späteren Sonntag ist schließlich auch die Schlange kürzer.

Bis zum Mittag zählt Krisenstabsleiter Jehn rund 4000 Anmeldungen. „Wir hoffen, dass sich noch einige spontan anmelden und den Centro-Weihnachtsmarktbesuch mit dem Impfen verbinden“, ergänzt Oberbürgermeister Daniel Schranz, der ebenfalls vor Ort ist. Das Tempo ist nötig: Am Sonntag steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in Oberhausen auf 282.

Impfen in Oberhausen: Impfstiche, wo sonst Bierbecher schwappen

Hinter einer Trennwand schallen junge Stimmen. Eine Kinderbetreuung bauen die Hilfsorganisationen spontan auf. Eltern geben ihre Kinder vor dem Warten auf den Pieks ab. Das Angebot wird angenommen.

Die ersten drei Reihen der Sitzränge dienen zur Nachbeobachtung. 15 Minuten verweilen Bürger hier nach der Impfung, um sicher zu gehen, dass keine schnellen Nebenwirkungen auftreten.

Absperrgitter geleiten Impfwillige vom Arena-Eingangstunnel zu den Schaltern. Die doppelstöckigen Tribünen umschließen die Impfstraßen wie ein Hufeisen. Viele Bürger sind zum ersten mal in der beleuchteten Konzerthalle und beäugen beim Warten neugierig die ungewöhnliche Kulisse. 

Sie stehen dort, wo sonst Fans ausgelassen bei hitzigen Konzerten gemeinsam feiern. Bierbecher schwappen und lautstark mitgesungen wird. So war es vor der Corona-Pandemie.

Darum musste die König-Pilsener-Arena (bald: Rudolf-Weber-Arena) nicht lange überlegen, die Halle der Stadt Oberhausen für den Impfmarathon zur Verfügung zu stellen. „Das war eine klare Sache, dass wir die Aktion unterstützen“, sagt der neue Hallenchef Mirco Markfort. Konzerte gibt es hier bis zum Jahresende nicht mehr. Die Konzertbranche wartet sehnlichst auf Entspannung des Pandemie-Geschehens.

>>> Mehr als die Hälfte der Impfwilligen stammt aus Oberhausen

Unter den knapp 4000 Anmeldungen bis zum Sonntagmorgen stammte gut die Hälfte aus Oberhausen. Unter den Auswärtigen lag die Nachbarstadt Essen vorne, vor Anmeldungen aus Duisburg.

Die weitesten Wege traten Menschen aus München, Hamburg, Freiburg und Berlin an. Denn auch Bürger aus anderen Bundesländern meldeten sich für die Aktion „Ärme hochkrempeln - Oberhausen gegen Corona“ neben dem Westfield Centro an.