Oberhausen. Im Schoss Oberhausen gibt’s 2022 Wiedersehen mit Fotos von Linda McCartney und Zeichnungen für Otfried Preußler. Und erstmals eine Vinyl-Schau.
Ob das berühmteste Milchvieh der Musikgeschichte wohl auch zu Museumsehren kommt? Schließlich war das Foto von „Lulubelles“ ausladender Kehrseite ein für viele Plattenhüllen der 1970er stilprägender Gag, aufgenommen für Pink Floyds Album „Atom Heart Mother“. Ob sich Musiker hinter einem englischen Weideidyll verstecken oder doch lieber zu großen Posen aufschwingen, beleuchtet die erste Ausstellung der Ludwiggalerie im kommenden Jahr: „Art Sound Vinyl“.
Mit dem Untertitel „Coverdesign von New Orleans bis Woodstock“ bliebe im Schloss Oberhausen allerdings die barocke Epoche der Seventies ausgespart – samt ihrer Dreifach-Klappcover und sündteuren Fotoshootings. Aber so detailliert präsentierte Direktorin Christine Vogt dem Kulturausschuss den Ausblick auf das kommende Ausstellungsjahr („ein hoffentlich normales“) denn doch nicht. Dass sich erstmals im Großen Schloss eine Ausstellung komplett der Kunst der Plattenhülle widmet, ist allerdings eine Neuheit – die sich mit kleinen Extra-Kabinetten in den Ausstellungen zur „British Pop Art“ und zu Linda McCartney angekündigt hatte.
Apropos McCartney: Die Werkschau der „Fotografin unter Musikern“ war nicht nur bis zum ersten Lockdown im März 2020 die erfolgreichste Ausstellung im Schloss Oberhausen. Die aus dem Fundus von Ina Brockmann und Peter Reichelt prächtig bestückte Schau wird vom 15. Mai bis 11. September zurückkehren – als eine von gleich drei geschätzten Ausstellungen, die durch die Pandemie ihres Publikums beraubt worden waren.
„Stille Disco“ für die Musik hinter Plattencovern
„Sie wissen, dass wir Soundwalks anbieten“, sagte Christine Vogt: Die gerne genossene „stille Disco“ unter Kopfhörern gab’s zu den Fotografien Linda McCartneys bereits als dritte Edition. Eine vierte soll natürlich die Musik hinter den Plattencovern hörbar machen.
Große Comic-Ausstellung kann pünktlich eröffnen
Nach den Hiobsbotschaften von der Großbaustelle Theater konnte Christine Vogt für ihr Haus den Kulturausschuss beruhigen: Im Schloss Oberhausen „sind wir gut dabei und haben keine bösen Überraschungen erlebt“. Allerdings beklagte die Direktorin der Ludwiggalerie, wie viel Platz die jetzt endlich korrekt dimensionierte Klimaanlage beansprucht: „Wir platzen aus allen Nähten.“Doch „Unveröffentlicht“, die kommende große Ausstellung, soll pünktlich am Samstag, 2. Oktober, um 19 Uhr eröffnen. Der Untertitel „Die Comicszene packt aus!“ ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn das Große Schloss präsentiert noch nie gedruckte, einst abgelehnte oder unvollendete Strips von Wilhelm Busch bis zur jungen Zeichner-Generation.
Die zweite Reprise im Großen Schloss würdigt vom 19. September bis 15. Januar 2023 Otfried Preußler als „Figurenschöpfer und Geschichtenerzähler“ – in der Erstfassung brachial verkürzt durch den zweiten Lockdown des vorigen Herbstes. Die Ausstellung namens „Räuber Hotzenplotz, Krabat und die kleine Hexe“ habe nicht nur Besucher jeden Alters entzückt, so die Direktorin der Ludwiggalerie. Lob gab’s auch von den Illustratoren der Preußler-Werke selbst. Mit Werkauswahl und Katalog hatte die Galerie hier eine Forschungslücke geschlossen.
Das dritte Déjà-vu bietet sich dem Publikum im Herbst 2022 im Kleinen Schloss, denn auch die so kompakt wie anschaulich zusammengestellte Schau des Stadtarchivs zu 170 Jahren Strukturwandel „Oberhausen – Aufbruch macht Geschichte“ soll eine zweite Chance erhalten.
Die Kinder fehlten der Ludwiggalerie
Zuvor gibt’s in Panoramagalerie und Kabinett (links und rechts vom Museumsshop) eine umfassende Werkschau des Fotografen Manfred Vollmer: Der heute 77-Jährige widmete sich mit Vorliebe Themen der Arbeitswelt und des Strukturwandels. Bis heute berühmt ist sein Blick auf die Blockade der Rheinhausener Brücke durch demonstrierende Stahlwerker. „Manfred Vollmer hätte museal längst gewürdigt werden müssen“, meint Christine Vogt.
Last, not least, öffnet sich das kleine Schloss auch für die jüngste Kunst, denn im Mai 2022 gilt es, „55 Jahre Städtische Malschule“ zu feiern. „Die Kinder haben uns schon unglaublich gefehlt“, sagt die Chefin der Ludwiggalerie, die so stolz ist auf die Vielfalt ihrer museumspädagogischen Angebote. „Wir wollen wieder ein belebtes Haus haben.“