Oberhausen. Für 1,6 Millionen Euro werden neben der Klimaanlage auch Brand- und Einbruchmelder erneuert. Die Handwerker wollen genau rechtzeitig fertig sein.
Mit der Phalanx bunter Wimpel und den skurrilen bis anheimelnden Kreationen rund um die gewaltige „Wunschmaschine“ im Schlosshof hat die Ludwiggalerie dem Begriff „Kunstbaustelle“ eine ganz eigene Prägung verpasst. Doch das eigentliche „Museum under Construction“ verbirgt sich seit Juni im Großen Schloss – wahrnehmbar allein durch das Kommen und Abfahren etlicher Baufahrzeuge.
Und alle klingeln bei Claudia Hüttemann. „Die Ludwiggalerie hat keinen Hausmeister“, erklärt die neue Verwaltungschefin. „Das holt uns jetzt ein.“ Einschließlich der bereits im Vorjahr geleisteten Arbeiten verbauen die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) hier rund 1,6 Millionen Euro: für Klimaanlage, Brand- und Einbruchsmelder. Und wie es ein so rühriger Ausstellungsbetrieb nicht anders gewohnt ist, werden die Handwerker planmäßig genau an jenem Tag fertig sein, wenn das Museumsteam die kommende „Unveröffentlicht“-Schau einrichten will – mit noch nie gesehenen Blättern aus der Comicszene.
„Bis jetzt haben alle ihren Job gemacht“, sagt Claudia Hüttemann zuversichtlich. Und Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie betont: „Die Bauleute waren wirklich vorausschauend.“ Jenen Material-Engpässen, von denen die Branche aktuell heimgesucht wird, sei man gerade noch entkommen. Und es geht – vor allem beim Klima – um große Anlagen, wie ein Abstecher ins Souterrain des Schlosses deutlich macht.
Leihgeber wertvoller Kunst erwarten zuverlässige Technik
Die bisherige Klimatechnik, erläutert Christine Vogt, war nicht nur überaltert, sondern schlicht zu klein dimensioniert: Dies kam zwar dem (Stau)Raumbedarf des Museumsbetriebs entgegen – hatte aber zur Folge, dass die Anlage ständig mit hundertprozentiger Auslastung arbeitete: und zwar täglich 24 Stunden.
Demnächst lässt sich an heißen Tagen eine zweite Anlage zuschalten, kommt der normale Dauerbetrieb der Klimaanlage mit 60 Leistungsprozenten aus. Doch mit dieser zuverlässigen Technik, wie sie die Leihgeber wertvoller Kunst erwarten, verliert die Ludwiggalerie nun Depoträume direkt im Schloss. Zudem sind die Ansprüche ans Raumklima andere als jene an die Sicherheit: „Die Fenster sollen auf Kippe stehen“, sagt Dr. Vogt, „und gleichzeitig einbruchsicher sein.“
Apropos Fenster: Vielen Besuchern fällt gar nicht auf, dass sie im Inneren des Schlosses – das nach klassizistischer Proportion rundum „durchfenstert“ ist – nur wenige Ausblicke haben: Doch ohne die beweglichen Wände vor den Fenstern hätte die Ludwiggalerie kaum Ausstellungsfläche. Ein großer Vorteil, um manches an Technik „verstecken“ zu können. Und die Direktorin der Ludwiggalerie achtet genau darauf, dass Schalter und Installationen nicht womöglich auf den Ausstellungsflächen angebracht werden.
Gewerke greifen vorbildlich ineinander
Doch die vielen Gewerke scheinen vorbildlich ineinanderzugreifen. So lassen sich in diesem Sommer mit den Erdarbeiten auch gleich die Kabel verlegen, um das Museumsteam digital aufzurüsten – und etwas später für eine bessere Beleuchtung im Schlosshof sorgen zu können. Angesichts der zahlreichen Kabeltrommeln und der quer durchs Foyer ausgelegten Stränge mag ein Skeptiker an den Kabelwirrwarr beim Hauptstadtflughafen BER denken. „Das läuft hier anders“, antwortet Claudia Hüttemann.
Ob es um den Austausch von 400 Brandmeldern geht oder eine neue Schaltzentrale für die Einbruchmeldeanlage: „Die großen Überraschungen blieben aus“, sagt Christine Vogt. Als „Museum under Construction“ ist das Schloss Oberhausen übrigens Tag und Nacht bewacht. Die Experten der Versicherungen haben detaillierte Vorgaben formuliert. „Die spektakulären Diebstähle“ – die Direktorin meint die Einbrüche in Dresdens Grünes Gewölbe und auf der Berliner Museumsinsel – sind noch präsent.
Den Endspurt vor der nächsten Ausstellung sieht Dr. Vogt erstaunlich gelassen: „Das Herrichten der Räume geht schnell. Aufräumen können wir.“