Oberhausen. Karls Erlebnis-Dorf ist auf dem Sprung zum Centro Oberhausen. Dadurch wird sich der geschlossene Centro-Park verändern. So sieht er heute aus.
Riesenrad, Pinguine und Wildwasserbahn: Der Centro-Park neben dem Centro Oberhausen hat in 25 Jahren viele Wechsel erlebt. An manche können sich selbst eingefleischte Freizeitpark-Fans nicht mehr erinnern. Umso mehr freut es Park-Puristen, dass mit "Karls Erlebnis-Dorf" ein großer Investor die lange geschlossene Grünanlage übernimmt. Ein Masterplan ist für das Millionen-Projekt entwickelt worden - und wird derzeit mit der Stadt Oberhausen abgestimmt.
Doch wie sieht es momentan hinter den Zäunen und verriegelten Toren aus? Was ist an Relikten geblieben, wo künftig auf mehr als sechs Hektar Fläche ein Bauernmarkt seine Scheunen öffnen soll? Kinder in Schokoladen-Manufakturen den Machern über die Schulter blicken können? Sich Fahrgeschäfte drehen und landwirtschaftliche Lokale öffnen?
Centro-Park: Teil-Fläche für "Game of Thrones" und Riesenrad
Wir dürfen ausnahmsweise in den stillgelegten und verlassenen Centro-Park blicken, der seit Jahren für Besucher gesperrt ist. Die letzte Gelegenheit, sich auf Spurensuche längst geschlossener Attraktionen zu begeben.
Und man sieht: Die Natur hat sich auf dem Gelände viele Wege zurückerobert. Zweige wuchern über den Wegesrand. In machen Passagen sieht man nichts mehr vom Trubel des benachbarten Einkaufszentrums - und der wuseligen Centro-Promenade.
Doch der Reihe nach. Einen kleinen Teil-Bereich des ehemaligen Parks konnten Besucher streng genommen zuletzt noch betreten. Und zwar dort, wo Anfang 2013 zunächst putzige Eselspinguine einzogen. Zwischen Brauhaus und Legoland Discovery Center stand damals nicht nur das Tiergehege, sondern auch eine Wildwasserbahn.
Nach dem Abriss vor drei Jahren nutzte den frei gewordenen Platz zunächst die Wanderausstellung „Game of Thrones - The Touring Exhibition“. Danach das Riesenrad von Oscar Bruch junior. Momentan ist die Fläche aber abgesperrt und leergefegt.
Centro-Park: Vom schaukelnden Piratenschiff ist nichts geblieben
Dahinter wird es interessant. Und man bekommt sofort ein mulmiges Gefühl im Magen. Wo der kleine, bepflanzte Kanal beginnt, der sich fast 400 Meter bis zur Bus- und Bahn-Trasse zieht, stand früher eine große Schiffschaukel. Auf und nieder. Hobby-Freibeuter im Dauereinsatz. Das Karussell „Piratenschiff“ besaß sogar einen Segelmast.
Ebenfalls nicht mehr zu erkennen: Das Labyrinth aus grünen Hecken, das die östliche Park-Grenze Richtung Marina markierte und vornehmlich junge Besucher mit Irrwegen zu einem kleinen Spielturm lotste.
Vom Abenteuerspielplatz stehen immerhin noch einzelne Klettertürme mit spitzen Dächern. Ein Stückchen weiter rollten nicht nur Kinder angeregt mit den Augen. Eine Treckerbahn schlängelte sich an der nördlichen Park-Grenze gen Rhein-Herne-Kanal. Hand aufs Herz: Auch manche Eltern dürften sich mit Wonne in die bulligen Fahrzeuge gesetzt haben.
Centro-Park: Alte Becken für kleine Goldwäscher stehen noch
Der innere Parkbereich, den man von der Promenade nicht einsehen kann, wirkt als wäre die Zeit stehengeblieben. Ein aus Steinen befestigter Wall und langgezogene, schmale mit Holzlatten verzierte Becken lösten einst Goldfieber aus. Mit Sieb und Eimerchen bewaffnet, gehörte das Goldschürfen zu den beliebtesten Mitmach-Attraktionen im Park. Doch die Goldquelle ist längst versiegt.
Überdachte Holzpavillons links und rechts vom Wegesrand zeigen verlassene Picknick-Plätze. Manche verrammelte Imbiss-Hütte befindet sich im Dornröschenschlaf. Die Bretter vor den Fenstern zeugen davon, dass es kein vorübergehendes Nickerchen ist. Warten auf die Bagger.
Richtung König-Pilsener-Arena wird es nostalgisch, der asiatische Teil des Parks beginnt. Der große Rutschenturm mit teils zwölf Meter langen Röhren ist verschwunden. Aber die Bahnstation für den Shanghai Express steht noch. Auf dem Hügel drehte eine kleine Eisenbahn ihre Runden. Das Centro hat den Zug samt Waggons mittlerweile an den Europapark nach Rust verkauft - die Schienen liegen noch in Oberhausen.
Centro-Park: Centro-Beach ragt wie Halbinsel in den Park hinein
Unterhalb des Hügels sind im Gebüsch Insektenhotels zu erkennen, die einst die Ruhrwerkstatt baute. Verblichene Farbtafeln erklären das Projekt. Eichhörnchen wirbeln durch die Baumkronen. Eine große Trauerweide wirkt wie ein tief gesenkter Sonnenschirm.
Am inneren Park-Ufer, wo einst Paddelboote ihre Runden drehten, fällt der Blick auf die Rückseite des insolventen Pagoda-Restaurants. Ein Stückchen weiter auf die Terrasse des ebenfalls im vergangenen Jahr geschlossenen Brauhauses Zeche Jacobi. Daneben ragt der runde Centro-Beach wie eine Halbinsel in den Centro-Park hinein. Die Strand-Gastro öffnet hier wieder - und für einen Moment wirkt alles wie früher.
>>> Centro-Park eröffnete vor 25 Jahren
Der Centro-Park eröffnete 1996 in der Neuen Mitte Oberhausen. Fünf Jahre später übernahm ihn der Schausteller Oscar Bruch junior. Karussells wie die Wilde-Maus-Achterbahn „Speedy“, das 44 Meter hohe Regenbogen-Riesenrad und der Benjamin-Blümchen-Wellenflieger folgten.
Bruch stieg 2010 aus. 2013 eröffnete die Merlin-Gruppe den Sea Life Abenteuer Park. Das Pinguin-Haus samt Wildwasserbahn blieb nur kurz. 2018 zog sich Merlin aus dem Park zurück. Nun folgt Karls Erlebnis-Dorf mit einem komplett neuen Konzept ohne Eintrittspreis. Vorsichtiges Ziel ist es, im November 2022 zu eröffnen.