Mülheim. . Die Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Wochen rund um den ADAC erschüttern nicht nur die Konzernzentrale in München. Auch Bernd Fronhoffs, Präsident des Ortsclubs in Mülheim, ist besorgt. Zwar gab es bislang noch keine Austritte von Vereinskollegen, doch der Vertrauensverlust wiegt schwer.

Der ADAC: In Mülheim machte er sich über fünf Jahrzehnte als Veranstalter des Winterballs einen Namen. Aktuell wird der Verein von Medienberichten geschüttelt, die eher in München ihren Ursprung haben, aber die Mitglieder vor Ort emotional bewegen. Auch Bernd Fronhoffs merkt man dies an, dem Präsidenten des Automobilclubs Mülheim an der Ruhr e.V. im ADAC.

Herr Fronhoffs, Sie repräsentieren den Automobilclub Mülheim, aber nicht „den ADAC“. Worin besteht der Unterschied?

Bernd Fronhoffs: Längst nicht jedes der über 18 Millionen ADAC-Mitglieder gehört auch dem jeweiligen Ortsclub an. Wir sind ein eigener Verein mit einem Jahresprogramm, das in der Regel zwei größere Fahrten umfasst – 2014 geht es nach Barcelona sowie auf Flusskreuzfahrt nach Holland und Belgien. Außerdem veranstalten wir Tagesausflüge, gesellige Abende und den Tag der offenen Tür im Servicecenter.

Wie viele Mitglieder haben Sie hier in der Stadt?

Fronhoffs: Etwa 500.

Peter Meyer, der als Präsident den Gesamtverband ADAC führt und in Mülheim wohnt, gehört auch dazu...

Fronhoffs: Ja, er ist unser stellvertretender Vorsitzender.

Gab es in den letzten Wochen Austritte von Vereinskollegen?

Fronhoffs: Davon habe ich nichts gehört.

Aber die Mitglieder reden doch sicher über die ans Licht gekommenen Grenzfälle und Skandale?

Fronhoffs: Natürlich sind wir miteinander in Kontakt. Momentan ist man aber in einer Phase, wo niemand weiß, was als Nächstes passiert.

Motorsport gehört dazu

Zum Automobilclub Mülheim an der Ruhr e.V. gehört auch eine Motorsportabteilung. Sie führt jährlich einen Automobil-Slalom durch, der auf dem Flughafen Weeze stattfindet. Nächster Termin: 19. Juli 2014.

Weitere Informationen und eine Terminübersicht findet man im Internet unter www.automobilclub-muelheim.de

Hatten Sie schon länger das Gefühl, dass beim ADAC einiges im Argen liegt, oder kamen die Enthüllungen für Sie überraschend?

Fronhoffs: Das hat mich völlig überrascht. Vor allem die Zahlenfälschungen beim Gelben Engel kann ich absolut nicht nachvollziehen. Das war höchst riskant, völlig überflüssig.

Sind Sie menschlich enttäuscht?

Fronhoffs: Sicher. Das ist ein ganz großer Vertrauensverlust, wenn man sich anschaut, wie hoch der ADAC im Ranking bisher gestanden hat. Das wird sehr schwer aufzuarbeiten sein.

Ziehen Sie persönliche Konsequenzen aus dem Skandal?

Fronhoffs: Nein. Letzte Woche ist ja das Präsidium in München zusammen gekommen und hat einiges auf den Weg gebracht. Man muss auch schwierige Zeiten gemeinsam durchstehen.

Winterball noch nicht zu den Akten gelegt

Am 26. Februar findet die Mitgliederversammlung des Automobilclubs Mülheim statt. Was steht auf der Tagesordnung?

Fronhoffs: Da wir nur alle zwei Jahre eine Mitgliederversammlung abhalten, gibt es Vorstandswahlen. Sicher wird der eine und andere aus Mülheim dies zum Anlass nehmen, dem Präsidenten Fragen zu stellen.

Wird Peter Meyer anwesend sein?

Fronhoffs: Davon gehe ich aus.

Eine letzte Frage: Fünf Jahrzehnte lang gab es den ADAC-Ball in Mülheim, wo zu Glanzzeiten rund tausend Gäste feierten, seit 2012 fiel er mangels Nachfrage aus. Können Sie sich vorstellen, diese Tradition wiederzubeleben?

Fronhoffs: Es ist schwierig und mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden. Aber wir überlegen immer noch, ob wir gemeinsam mit Partnern etwas machen.

Gestorben ist die Idee also nicht?

Fronhoffs: Nein, wir haben sie noch nicht ganz ad acta gelegt. Aber in diesem Jahr gibt es sicher keinen ADAC-Ball mehr.