Hamburg. . Der ADAC zahlt seinen Pannenhelfern laut Medienberichten Boni, wenn sie den Fahrern von liegen gebliebenen Wagen neue Autobatterien verkaufen. Der Bonus entspreche nach Angaben des Autoclubs einem mittleren einstelligen Prozentsatz des Gesamtgehalts, berichteten die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstagsausgabe) und das NDR-Magazin „Panorama“.

Die Skandale rund um den ADAC weiten sich immer weiter aus: Jetzt geraten auch die Gelben Engel ins Zwielicht. Nach Recherchen von NDR und „Süddeutsche Zeitung“ zahlt der Autoclub seinen Pannenhelfern eine Leistungsprämie, wenn sie liegengebliebenen Autofahrern eigene Batterien verkaufen, die der ADAC bei der Firma Varta produzieren lässt. Ein Sprecher des Automobilclubs bestätigte die Bonuszahlung und bezifferte sie auf einen „mittleren einstelligen Prozentsatz des Gesamtgehaltes“.

Folge dieses Prämiensystems sei, so der Medienbericht, dass Autofahrern Batterien aufgeschwatzt würden, die gar keine benötigten oder die im Handel weniger für die Batterien zahlen würden als beim ADAC. Der Automobilclub betont, dass vor dem Austausch jede Batterie geprüft und dem Fahrer ein Messprotokoll ausgehändigt werde. Stichproben, auf die sich NDR und SZ beziehen, hätten aber ergeben, dass diese Messprotokolle nicht immer angefertigt würden.

Pannenhelfer fühlen sich offenbar unter Druck gesetzt

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Pannenhelfer, die namentlich nicht genannt werden wollen, fühlen sich dem Bericht zufolge vom ADAC unter Druck gesetzt, möglichst viele Batterien, an denen der Club mitverdient, zu verkaufen. Darüber hinaus schildern frühere und derzeitige Pannenhelfer, sie seien angehalten, Mitglieder zu werben. Wer Zielvorgaben nicht einhalte, werde zur Rechenschaft gezogen.

Aber auch die Affäre um den Preis „Lieblingsauto der Deutschen“ bekommt eine neue Dimension: ADAC-Präsident Peter Meyer schließt auch Fälschungen bei der Platzierung der Fahrzeuge nicht mehr aus. Bisher hatte der Club lediglich eingeräumt, die Stimmzahl bei der Leserwahl der Mitgliederzeitschrift „ADAC Motorwelt“ nach oben frisiert zu haben.

In einem Interview der Februar-Ausgabe der Mitgliederzeitschrift sagte Meyer, er könne nicht mit Gewissheit sagen, ob nicht auch das Ranking gefälscht wurde. „Wir haben das Eingeständnis, dass die Zahl der absoluten Stimmen, nicht aber die Reihenfolge der Preisträger verändert wurde.“ Das sollen nun externe Prüfer klären. Die Aussage legt nach Meinung des Autoexperten Stefan Bratzel aus Bergisch Gladbach nahe, dass der ADAC einen entsprechenden Verdacht hegt. „Sonst würde er dem nicht nachgehen.“

Bundesverbraucherminister Heiko Maas (SPD) will nach den Manipulationen beim ADAC neue Standards für Produkttests einführen. In der „Saarbrücker Zeitung“ kündigte er die Einrichtung eines Sachverständigenrats für Verbraucherfragen an, der sich mit Produkttests beschäftigen soll.