Essen. ADAC-Präsident Peter Mayer will “die Axt anlegen“ und kündigt “komplette Aufklärung“ an. Der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer fordert derweil das Bundeskartellamt auf, gegen die “Monopolstellung“ des Automobilclubs ADAC vorzugehen.
ADAC-Präsident Peter Meyer hat eine grundlegende Reform des Autofahrerclubs angekündigt: "Wir werden die Axt anlegen und uns dabei von externen Beratern begleiten lassen", sagte Meyer am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch". "Wir wollen komplette Aufklärung, und wir wollen eine deutliche Transparenz sofort einführen." Die ADAC- Pannenstatistik etwa sei nicht repräsentativ, das müsse künftig deutlicher betont werden.
Finanzielle Anreize beim Batterieverkauf durch Pannenhelfer verteidigte Meyer zunächst - Anreize seien in der Wirtschaft eine übliche Praxis. Später sagte er aber: "Auf so ein Provisionssystem kann man komplett verzichten." Einen Rücktritt als ADAC-Präsident schloss Meyer aus. Der Verein liege am Boden. Aber er sehe seine Aufgabe darin, die Dinge nach dem Skandal wieder ins Reine zu bringen.
Kartellamt schaut laut Professor Dudenhöffer beim ADAC weg
Kurz bevor ADAC-Präsident Meyer und Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer in der ARD-Talkshow von Günther Jauch aufeinander treffen sollten, heizte Dudenhöffer die Debatte um den angeschlagenen Automobilclub mit neuen Vorwürfen noch einmal an.
Der Duisburger Automobilexperte wirft dem Bundeskartellamt vor, seit Jahren über die Monopolstellung des ADAC hinweggesehen zu haben. „Das Kartellamt scheint blind zu sein oder schaut bewusst weg“, erklärt Dudenhöffer.
Vorwurf: Geringer Steuersatz seit 1981
Nach seinen Informationen muss der Autoclub nur auf zehn Prozent seines Umsatzes mit Schutzbriefen für seine knapp 19 Millionen Mitglieder Steuern bezahlen. Von den Mitgliedsbeiträgen von rund einer Milliarde Euro, müsse der ADAC nur 100 Millionen „mit kleinem Sondersteuersatz“ versteuern. Dabei, so der Autoexperte, könne sich der Club auf ein Dekret des bayrischen Finanzministers aus dem Jahr 1981 berufen, das ihm als Verein eine Sonderbehandlung ermögliche. Dudenhöffer: „Unsere Gesellschaft finanziert ein natürliches Monopol.“ Auch das Bundesfinanzministerium, dem Einnahmen entgingen, habe bislang nichts gegen diese Praxis unternommen.
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Inzwischen prüft das Münchner Amtsgericht, ob der ADAC dem Vereinsrecht noch genügt. Nach Dudenhöffers Einschätzung koppelt der Club den Verkauf seiner Versicherungsprodukte an den Mitgliedszwang im Verein.
200.000 Euro Werbekostenzuschuss
Doch das ist längst nicht die einzige Front, an der der ADAC zu kämpfen hat. Nach Wahlmanipulationen und Flügen von Präsidiumsmitgliedern in Rettungshubschraubern bekommt Präsident Peter Meyer neuen Ärger. Der ADAC-Regionalverband Nordrhein, dem Meyer vorsteht, bestätigte am Wochenende ein größeres Geschäft mit dem Unternehmen eines ranghohen Club-Funktionärs. Nach Angaben einer Sprecherin soll es „einwandfrei“ gewesen sein.
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Danach hatte der ADAC Nordrhein 2009 einem Unternehmen 200.000 Euro „Werbekostenzuschuss“ für ein gläsernes Fernsehstudio am Nürburgring gezahlt. Als Gegenleistung durfte der Autoclub an der Rennstrecke in der Eifel für sich werben. Das Pikante an dem Geschäft: Die Muttergesellschaft der Firma ist die Wige Media AG, in deren Vorstand damals Peter Geishecker, der auch zur Führungsriege des ADAC gehörte, saß. Als der Nürburgring pleite ging, erhielt der Club die Hälfte der gezahlten Summe zurück.
Gläsernes Studio am Nürburgring
ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald betonte, dass es sich dabei um ein korrektes Geschäft gehandelt habe. „Es war alles klar geregelt und ist durch alle Gremien beim ADAC gegangen“, sagte sie. Es seien nur 100.000 Euro zurückgezahlt worden, weil vor der Nürburgring-Insolvenz die vereinbarten Fernsehübertragungen und die Werbung erbracht worden seien.
Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ ist es ADAC-Funktionären im Rahmen eines „Selbstkontrahierungsverbots“ nicht gestattet, mit Vereinsvermögen untereinander Geschäfte zu machen. Für den Vertrag mit der Wige-Gruppe sei dieses Verbot allerdings aufgehoben werden, hieß es in einer Stellungnahme des ADAC gegenüber der Zeitung. Mit Material von dpa