Düsseldorf/Mülheim. . Nach der Krätze-Epidemie in Schulen und Altenheimen in Mülheim hat die Landesregierung die Stadt in Schutz genommen. Die Verwaltung sei ihrer Informations- und Vorsorgepflicht nachgekommen, erklärte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens jetzt auf FDP-Anfrage.
Die Mülheimer Stadtverwaltung ist im Umgang mit der Krätze-Epidemie in Schulen und Altenheimen nach Einschätzung der Landesregierung ihrer Informations- und Vorsorgepflicht nachgekommen. „Die eingeleiteten Maßnahmen sind in jeder Hinsicht angemessen und ausreichend und nicht zu beanstanden“, erklärte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) jetzt auf parlamentarische Anfrage der FDP-Landtagsfraktion.
Nach Auftreten der Hauterkrankung vor drei Monaten im städtischen Altenheim „Haus Kuhlendahl“ seien umfassende Hygienemaßnahmen eingeleitet und Informationsveranstaltungen organisiert worden. Zudem seien Mitarbeiter und alle Bewohner „vorsorglich gegen Krätze behandelt“ worden. Nach Behandlung aller Erkrankten und der engen Kontaktpersonen seien innerhalb des üblichen Ansteckungszeitraums von fünf Wochen in der Senioreneinrichtung keine weiteren Fälle mehr aufgetreten.
Landesregierung verteidigt Vorgehen der Behörden
Der parallele Ausbruch der Krankheit in 18 Mülheimer Kitas und Schulen stehe „nicht mit dem Krätzebefall im Pflegeheim im Zusammenhang“, so das Gesundheitsministerium. Vielmehr sollen für die Ansteckung „private enge Kontakte“ der Schüler verantwortlich sein. In einer Schule habe sich herausgestellt, dass die Krätze bei sechs Jugendlichen durch Besuch aus einer Nachbarschaft „eingeschleppt“ wurde.
Die Landesregierung verteidigte auch das umstrittene Vorgehen der lokalen Behörden, auf die namentliche Nennung der betroffenen Kitas und Schulen zu verzichten. Eine Weitergabe der Namen an die Öffentlichkeit werde von den Einrichtungen nicht gewünscht und sei „aus Sicht des Infektionsschutzes nicht zielführend und daher nicht verhältnismäßig“. Eltern und Kontaktpersonen würden gezielt informiert.
Ansteckung erfolgt über engen Körperkontakt
Die Anzahl von Krätzefällen allein in Mülheimer Kitas und Schulen ist seit 2010 offenbar stark gestiegen. Wurden 2010 nur drei und 2011 lediglich sechs Fälle gemeldet, waren es 2012 bereits 22. Seit Anfang Oktober 2013 wurden 21 Kinder und Jugendliche als krank registriert. Hinzu kamen mindestens zehn Bewohner aus zwei Altenheimen. Krätzefälle werden den Gesundheitsämtern aus Gemeinschafts- und Pflegeeinrichtungen gemeldet, sobald mehr als ein Mensch erkrankt ist.
Epidemien treten typischerweise in Institutionen wie Kindergärten, Heimen, Krankenhäusern oder Gefängnissen auf. Die Ansteckung mit Krätzemilben erfolgt über längeren engen Körperkontakt und in seltenen Fällen auch über kontaminierte Wäsche oder Plüschtiere. Der immer wieder diskutierte Zusammenhang zwischen schlechter Körperhygiene und dem Auftreten von Krätze ist nicht belegt.