Mülheim.
Läuse, Krätzemilben, Flöhe oder Wanzen sind Insekten, die Menschen seit jeher schwer zu schaffen machen. Es sind hartnäckige, schwer zu vernichtende Parasiten, die ihre Wirtsmenschen penetrant eine ganze Zeit quälen, bis diese auf den Gedanken kommen, dass die Ursache winzige Tierchen sein könnten. Da sie als Ungeziefer bezeichnet werden, der Volksmund fälschlicherweise meint, sie kämen nur dort vor, wo es schmutzig sei, ist das Thema bis heute tabuisiert.
Man gibt nicht gerne zu, dass man befallen ist. So haben Läuse & Co. oft ausreichend Zeit, sich im Umfeld ihres Wirtes zu vermehren, bis der Leidensdruck so groß ist, dass man der wahren Ursache auf die Spur kommt.
Ganztag fördert Verbreitung
„Kopfläuse sind meldepflichtig“, erklärt Dieter Weber, stellvertretender Leiter des Mülheimer Gesundheitsamtes, und verweist auf das Infoblatt, das auch auf der städtischen Internetseite zu finden ist. Pro Jahr gebe es rund 500 Meldungen in Mülheim, rund 50 Meldungen monatlich. Grundsätzlich seien alle Einrichtungen betroffen, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten. Je kleiner die Kinder seien, je enger sie spielten und ihre Köpfe zusammen steckten, desto eher verbreiteten sich die Quälgeister. „Durch den Ganztag hat sich die Aufenthaltsqualität an Schulen geändert. Sie werden wohnlicher, es gibt Sofas“, sagt Weber.
Das fördere möglicherweise die Verbreitung. Deshalb sei jede Meldung enorm wichtig. Nach erfolgter Behandlung mit wirksamen und mittlerweile nicht mehr starken Mitteln, die auf physikalischer Basis wirken, könne das Kind in der Regel bereits am nächsten Tag Kita oder Schule wieder besuchen. „Wir verfolgen die Zahlen seit Jahren, in der Größenordnung liegen wir aktuell vergleichbar zu den Jahren davor“, so Weber, das Thema sei aktuell.
„Die Wanze ist auf dem Vormarsch“
Beim Krätzebefall gebe es noch einige wenige Fälle. In Kitas und Schulen sei es meldepflichtig, in Altenheimen nicht. Aber dort sei man sehr an einer Meldung interessiert, um die Angehörigen um Umgang mit ihren zu pflegenden Angehörigen zu sensibilisieren. Enger Körperkontakt könne schon zu einer Ansteckung führen, das Personal trage während der akuten Zeit entsprechende Schutzkleidung.
Der Vormarsch der Bettwanzen ist Schädlingsbekämpfern bekannt. Martin Bettsteller von RA.BE-Hygiene aus Recklinghausen arbeitet im ganzen Ruhrgebiet und bestätigt: „Die Wanze ist auf dem Vormarsch. In Zeiten der Globalisierung kommen die hochresistenten Tiere im Gepäck nach Deutschland.“ Laien seien nicht in der Lage, Bettwanzen zu eliminieren. In einer Stadt von Mülheims Größenordnung gebe es wöchentlich Wanzenalarm, so der Profi.