Mülheim. Die Krätze breitet sich weiter aus - die Zahl der Menschen, die sich in Mülheim mit der ansteckenden Hautkrankheit infiziert haben, ist auf 21 gestiegen. Amtsarzt Dr. Dieter Weber warnt vor Panik: Es sei kein Grund, nervös zu werden. Dennoch räumt er ein, dass diese Zahl für einen Monat hoch sei.
Die Zahl der Menschen, die in Mülheim an der Krätze erkrankt sind, ist im Monat Oktober auf 21 gestiegen. Amtsarzt Dieter Weber: „Sonst werden dem Gesundheitsamt ein, zwei Fälle im Monat mal gemeldet.“ Im Seniorenheim Haus Kuhlendahl ist die Zahl der Betroffenen von zehn auf elf gestiegen, zehn weitere Fälle sind von Eltern gemeldet worden, deren Kinder in eine Kita oder eine Schule gehen.
„Wir haben alle betroffenen Schulen und Kindergärten informiert und beraten“, sagt Weber und empfiehlt zum Schutz, möglichst engen Hautkontakt zu vermeiden. Die Krätze wird durch Milben verursacht, die in die Haut eindringen, dort Allergien mit starkem Juckreiz auslösen. Es bilden sich Pusteln, Blasen und Quaddeln. Die Krätze ist sehr unangenehm, auch schmerzhaft, aber nicht bedrohlich. Übertragen wird sie ausschließlich durch Hautkontakt. „Sie kann jeden treffen. Gerade Kinder haben beim Spielen viel Körperkontakt. Die Milben können aus einer anderen Stadt oder aus einem Urlaubsort eingeschleppt sein“, sagt Weber und betont, dass der Ausbruch nichts mit Unsauberkeit zu tun habe.
Schutzmittel wird bei Bedarf zur Verfügung gestellt
Wichtig sei es, die Ausbreitung zu stoppen. Daran wird im Haus Kuhlendahl mit Hochdruck gearbeitet. Dort wohnen elf Senioren, bei denen Krätze festgestellt worden ist. „Wir haben inzwischen alle 85 Bewohner und das komplette Personal mit einer speziellen Creme behandelt. Danach sind innerhalb von 24 Stunden alle Erreger auf der Haut abgetötet“, erklärt der Geschäftsführer Alexander Keppers.
Das Seniorenheim betreibt zur Bekämpfung einen großen Aufwand, und der werde auch in den nächsten vier bis sechs Wochen beibehalten, betont Keppers. So wurden sämtliche Zimmer umfassend desinfiziert, die Böden speziell gereinigt, „damit keine Hautschuppe, auf der sich ein Erreger befinden könnte, verbleibt“, heißt es. Das Personal wurde mit einer speziellen Schutzkleidung ausgestattet. Die kann auch jeder Besucher des Hauses erhalten. Für Gäste besteht ohnehin Anmeldepflicht, um sie aufklären zu können. Die Angehörigen der Bewohner wurden zudem schriftlich informiert. Das Schutzmittel gegen die Krätze stellt die Senioreneinrichtung auch Angehörigen auf Wunsch zur Verfügung.
Hausschuhe tiefgefroren
Da die Erreger auch tiefe Temperaturen nicht aushalten, wurde in dem Heim eine Tiefkühltruhe bereitgestellt, in der die Hausschuhe tiefgefroren werden, um eventuelle Milben, die am Boden lagen und an Schuhen haften, abgetötet werden. „Wir sind guter Dinge, dass wir das Problem in den Griff bekommen haben“, sagt Keppers und hofft, dass kein weiterer Ausbruch festgestellt wird.
Die Inkubationszeit bei Krätze beträgt etwa vier bis sechs Wochen. Nicht immer ist sie leicht zu diagnostizieren, daher, so Weber, sollten auch die niedergelassenen Mediziner ihr Augenmerk darauf richten.