Mülheim. .

Für den aktuellen Entwurf der Lärmaktionsplanung hat die Stadt 25 Lärmbrennpunkte ausgemacht, wo die Belastung durch den Straßenverkehrslärm für Anwohner (rechnerisch) so hoch ist, dass gemäß der vorgegebenen Grenzwerte gegenzusteuern ist. Die Mühlenstraße in Dümpten ist nicht dabei. Dieter Potyka ist enttäuscht.

Potyka wohnt an jener Mühlenstraße, im nördlichen Teil, nahe der A 40-Unterführung. „Das hier“, sagt er mit Blick auf die Straße vor seiner Haustür, „das hier ist eine Rennstrecke.“ Kaum jemand halte sich, insbesondere im abschüssigen Bereich der Unterführung, an die Geschwindigkeitsvorgabe. Insbesondere die Busse der Linien 124, 133 und 136, aber am frühen Nachmittag auch die Einsatzfahrzeuge der MEG auf dem Feierabendweg zum Betrieb, würden vor seinem Haus über die Straße „donnern“. In der Bürgerbeteiligung zur Lärmaktionsplanung gab es auch eine diesbezügliche Klage zur Mühlenstraße – insgesamt 90 Mal nannten Bürger Straßen, die sie als Lärmbrennpunkt sehen – nur wenige sind als solche auch offiziell anerkannt worden.

Keine Überschreitung des Grenzwertes

Auch die Mühlenstraße blieb außen vor. Michael Stallmann, Lärm-Fachmann des Umweltamtes, erläutert, dass die Lärmkarten für die Mühlenstraße tagsüber keine Überschreitung des Grenzwertes für den Lärmpegel an Fassaden angrenzender Häuser ausweisen. 70 db(A) sind hier maßgeblich. Im Wesentlichen ergab die häuserscharfe Untersuchung der Stadt für die Mühlenstraße „nur“ Werte von 65-67 db(A), vereinzelt auch von 67-69 db(A). Das sind Werte, die zwar vom Umweltbundesamt als gesundheitsschädlich eingestuft sind. Aber die Werte liegen noch unter dem 70er-Wert der EU-Umgebungsrichtlinie, bei dem zwingend Gegenmaßnahmen in einem Lärmaktionsplan zu fixieren sind.

Ein Problem: Die Werte der Lärmkarte sind nicht gemessen, sondern gerechnet. Und dabei, so Stallmann, „habe ich als Planer davon auszugehen, dass sich der überwiegende Teil an das Tempolimit hält.“ Um anders rechnen zu können, wären schließlich für jede einzelne Straße Geschwindigkeitsprofile notwendig. Die stünden schlichtweg dem Amt nicht zur Verfügung.

Wie berichtet, wird die Stadt aber auch schon einen immensen finanziellen Aufwand haben, um an den 25 ausgemachten Lärmbrennpunkten für Linderung zu sorgen. 7,22 Mio. Euro wird hier der Einbau von lärmminderndem Asphalt kosten. Zusätzlich müssen 6,22 Mio. Euro in die Hand genommen werden, um lärmverursachendes Pflaster in Gleisbereichen von Straßenbahnen zu ersetzen.

Wenig Klagen aus Stadtteilen mit höchster Lärmbelästigung

Auffällig an den Meldungen aus der Bürgerbeteiligung ist, dass aus den Stadtteilen, wo Bürger am stärksten mit ungesundem Lärm konfrontiert sind, die wenigsten Klagen kommen. Für die Lärmaktionsplanung, so Umweltamtsmitarbeiter Michael Stallmann, könne aber nicht maßgeblich sein, wo am meisten Klagen zu verzeichnen seien, „objektiver Bewertungsmaßstab sind die Auslösewerte“.

Doch die Bürgerbeteiligung soll nicht umsonst gewesen sein. Die Straßen, an denen Raserei beklagt wird, sind aufgelistet und ans Ordnungsamt weitergeleitet. Dort soll geprüft werden, ob an den genannten Stellen punktuell die zwei Radarwagen der Stadt zum Einsatz kommen können. Laut Stallmann blieben darüber hinaus auch andere Straßen im Visier, wo zwar nicht die Auslösewerte der Umgebungslärmrichtlinie überschritten seien, sehr wohl aber von einer Belastung auszugehen sei, die es zu mindern gelte.

Beispielhaft nannte er zwei Straßen. Zum einen den Werdener Weg (Holthausen), wo in Zukunft auch die Pflasterung im Bereich der Straßenbahngleise zu ersetzen sei. Zum anderen den Abschnitt der Heinrich-Lemberg-Straße (Heißen) bis zum Möbelhaus Bernskötter, für den Anwohner eine Tempo-30-Regelung wünschen. Dies werde bei Planungen sicher zur Sprache kommen.