Mülheim. .

Wie die Stadt dem Lärm den Kampf ansagen will, steht im Aktionsplan der Verwaltung. Die will sich bei Land und EU-Kommission für einen Lärmaktionsplan für den Flughafen einsetzen und fordert Tempo 80 auf der Mintarder Brücke (A 52).

Etwa 14.400 Mülheimer sind tagsüber einem Übermaß an Lärm ausgesetzt, der die Gesundheit beeinträchtigen Kann. Nachts sind es sogar 19.200 Bürger. Am lautesten ist es entlang der Autobahn 40 in Styrum. Errechneter Lärm-Spitzenwert dort: 79,3 dB(A). Mittels eines Aktionsplan will die Stadt die Lärmbelastung von Bürgern mindern. Darin schlägt das Umweltamt folgenden Maßnahmenkatalog vor, der durch Ratsbeschluss noch abzusegnen ist:

Flughafen Düsseldorf:

Der Rat soll per Resolution an die Landesregierung appellieren, das Land selbst möge eine Lärmaktionsplanung für den Flughafen durchführen. Klar sei, so Stallmann: „Die Bürger werden belastet.“ Doch gebe es leider „ein krasses Missverhältnis“ zwischen subjektivem Erleben und den Ergebnissen der Lärmberechnung, deren Methoden auch vom Umweltamt als unzureichend kritisiert werden.

Ferner, so der Beschlussvorschlag für den Rat, soll die Verwaltung über die Bundesvereinigung gegen Fluglärm an die EU-Kommission mit der Bitte herantreten, die deutsche Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie bezüglich der Ziele zum Schutz vor Fluglärm zu überprüfen. Hier sieht die Stadt Mängel zu Lassen der betroffenen Bürger. Des Weiteren soll die EU-Kommission darauf aufmerksam gemacht werden, dass nach Ansicht der Stadt die EU-Richtlinie nicht ausreicht, um durch Fluglärm ausgelöste Belastungen der Bevölkerung in Gänze zu erfassen.

Mintarder Brücke/A 52:

Tempo 80 auf der Autobahnbrücke soll als Maßnahme im Aktionsplan aufgenommen werden. Damit will die Stadt ein Signal Richtung Bezirksregierung senden, das diese ihre Lärmschutzaktivitäten auf der A 52 intensiviert.

Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf erläutert die Lärmkarte für Mülheim. Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPooll
Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf erläutert die Lärmkarte für Mülheim. Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPooll © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo

Deutsche Bahn:

Die Stadt soll Druck machen auf die Deutsche Bahn, damit diese zügig eine Lärmsanierung an der Bahnlinie in Angriff nimmt -- per Schreiben der Oberbürgermeisterin, per Ratsresolution. Vordringlich dabei soll die Lärmsanierung im Bereich der Hauskampstraße in Styrum sein. Michael Stallmann, Fachmann im Umweltamt, hofft darauf, dass in den Jahren 2012/13 zumindest „mal was von Vorplanungen zu hören sein wird“.

Flüsterasphalt:

Künftig sollen auf allen Straßen außerhalb von Tempo-30-Zonen lärmoptimierte Fahrbahnbeläge eingebaut werden, wenn ohnehin eine Erneuerung ansteht. Das kostet zwar rund 5 Euro/m2 mehr, soll die Lärmbelastung aber um spürbare 3 bis 6 dB(A) senken. Die Stadt hat damit schon im Herbst 2009 begonnen – mit Mitteln des Konjunkturpaketes II.

Tempo 30:

Kurzfristig soll geprüft werden, ob an den Styrumer Lärmbrennpunkten Rosenkamp und Hauskampstraße Tempo 30 eingeführt wird.

Städtischer Fuhrpark:

Stadt und Stadttöchter sollen bei der Anschaffung von Fahrzeugen und Reifen nicht nur auf den Ausstoß von Luftschadstoffen und Klimagasen achten, sondern auch auf Lärmemissionen.

MVG-Gleisbereiche:

Die MVG soll ein Konzept vorlegen, das den Ersatz der vorhandenen Pflasterungen im Gleisbereich vorsieht.

Bauleitplanung:

Die Verwaltung soll die Voraussetzungen schaffen, dass der Lärmschutz in der Bauleitplanung künftig besser berücksichtigt werden kann – durch Schulung der Mitarbeiter und neue Lärmsoftware.

Beratungsangebote:

Die Szadtverwaltung Mülheim soll Druck im NRW-Umweltministerium machen, damit ein Pilotprojekt zur Erstberatung von Bürgern zum passiven Lärmschutz (etwa Fenstersanierung) in Gang kommt, an dem Mülheim teilnehmen könnte.